AmerikanisierungJedes Jahr wenn ich hier in Deutschland bin fallen mir neue Dinge auf. Entweder weil sie neu sind, oder weil ich irgendwie vergessen habe, dass die Dinge hier so laufen. Diesmal ist nicht anders und hier ist das, was mir diese Mal aufgefallen ist, z.B. eine weiter zunehmende Amerikanisierung.

Amerikanisierung

Sale oder Schlussverkauf? Bildquelle

Die Tendenz, dass es in Europa immer amerikanischer wird setzt sich unvermindert fort. Schon als wir in Schweden waren, sind mir die “Sale” Schilder immer und überall aufgefallen. Das schwedische Wort “rea” ist nun wahrlich kurz genug, um nicht durch das längere “sale” ersetzt werden zu müssen. Beim schönen deutschen Wort “Schlussverkauf” ist das natürlich etwas anders, das ist schon ein bisschen umständlich. Aber “Schlussverkauf” ist ja nur eines von vielen Worten, die hier mittlerweile der Amerikanisierung anheim gefallen sind.  Irgendwie albern.

Schlachtschiffe der Autobahn
Amerikanisierung

Ein Wohnmobil-Schlachtschiff mit SUV hintendrin. Demnächst auch in Deutschland? Quelle

Dann hab ich hier zum allerersten Mal etwas schockierend Amerikanisches gesehen. Irgendwo zwischen Bayreuth und Stuttgart überholten wir ein Wohnmobil. Aber nicht nur einfach ein Wohnmobil, nein, ein Wohnmobil, das auf einem Anhänger ein Auto hinter sich herzog. Das kennen wir schon seit Jahren in den USA, Wohnmobil wie ein Schlachtschiff, Anhänger mit einem SUV drauf. Fährt dann mit 30 Meile pro Stunde durch den Yosemite Nationalpark und macht alle anderen verrückt. Jetzt also auch hier. Das Wohnmobil war nicht ganz vom Schlachtschiff Kaliber und das Auto war kein SUV, aber immerhin. Räder oder ein Roller zum Herumgurken und Fressalien kaufen reicht wohl auch hier nicht mehr, da muss man schon komfortabler ins nächste Dorf kommen. Leider war ich so von den Socken, von dieser Erscheinung, dass ich kein Bild gemacht habe. So wie ich die Menschheit einschätze haben in drei Jahren die Hälfte aller Wohnmobilfahrer ein Auto hinten dran. Wenn der Nachbar das hat, braucht man das ja schliesslich auch!

Grosse Grössen

Tja, ich sag es jetzt mal freundlich: die Läden, die sehr grosser Grössen verkaufen, machen in Deutschland anscheinend jetzt auch ein zunehmend gutes Geschäft. Das ist jetzt auch nicht mehr typisch amerikanisch. Das war noch vor 10 und auch vor 5 Jahren anders. Jedesmal wenn ich hier herkommen fällt es mir mehr auf. Ich sag da  allerdings jetzt nicht mehr dazu.

E-Bikes

Vor vielen Jahren kaufte sich mein Vater ein E-Bike. Fand ich eine tolle Idee, so ein bisschen Hilfe den Berg hoch, wenn er Touren machte. Dann passierte es immer häufiger, dass Leute, die vom Alter her meine Eltern sein könnten leichten Fusses und beschwingt an mir vorbeiradelten – den Berg hoch.  Die klobigen Batterien waren in der Regel ein gutes Anzeichen, dass ich nicht total unfit war, oder die total fit, sondern eben: E-Bike. Mittlerweile hat die E-Bike Welle weite Kreise gezogen, wenn man ein Radtour macht, wie wir am Samstag scheinen überhaupt nur noch zwei Arten von Rädern unterwegs zu sein: Rennräder und E-Bikes. Dazwischen wir, schweissüberströmt und müde und trotzdem langsamer als die anderen. 

Der nächste Trend, ich garantiere Euch: E-Bikes für Kinder, die sollen sich ja auch nicht so abstrampeln müssen nachdem sie den klobigen Anhängern entwachsen sind.

Essen

Auch den nächsten Punkt meine ich nicht wertend, ich habe es eben nur beobachtet: Essen verdirbt hier viel schneller als bei uns in Kalifornien. Das kann ja gut sein, weniger Konservierungsstoffe etc, aber ich bin es nicht gewöhnt und ständig wir mir der Aufschnitt schlecht oder das angeblich haltbare Brot schimmelt. Ich meine, das eingeschweisste Brot kaufe ich als Notvorrat, was es natürlich wenig Sinn macht, wenn der Notvorrat nach einer Woche einen riesenhaften grünen Schimmel hat. Ich hasse es, Nahrungsmittel wegzuwerfen, aber da bleibt dann nichts anderes übrig. 

Ein anderes Problem sind die Nahrungsmittelmotten. Jeder, den ich hier kenne hat das Problem. Ich auch. Seit ca. einem Jahr. Letzten Herbst habe ich alles weggeworfen, was befallen war, und hab die noch orginalverschweissten Dinge meinen Eltern gegeben. Es waren noch ein paar Brühwürfel im Schrank, etwas Brause, und Marmelade im Glass. Die Drecksviecher haben überlebt. Ich weiss nicht wie und wo aber ich vermute stark, dass sie durch frisch gekaufte Nahrungsmittel erneut eingeschleppt wurden. Ich kann mir das nicht anders erklären. Da müssen ganze Mehl und Müslifabriken verseucht sein und man kauft die Larven in der praktischen Familienpackung an Zimtcerealien gleich mit. 

Das jedenfalls ist meine Theorie.