Autobahn-Maut

Heute mit Dad diskutiert: die Autobahn-Maut, das dritte Gleis der Deutschen.

Am Wochenende telefoniere ich immer mit meinen Eltern, an Ostern, also heute, sowieso.  Mein Dad liest sein einiger Zeit auch meinen Blog was natürlich toll ist aber auf der anderen Seite kann ich dann oft Dinge nicht mehr erzählen, “hab ich doch schon gelesen” krieg ich dann zu hören. Der Vorteil ist, dass man in viele Diskussionen viel schneller einsteigen kann. “Deinen Artikel über das dritte Gleis hab ich schon gelesen” meinte er vorher und so waren wir dann flugs beim Thema: Die Autobahn-Maut, das dritte Gleis der Deutschen.

Ich weiss schon, dass ich mich hier tierisch in die Nessel setzen kann mit meiner Meinung – irgendeiner Meinung – zum Thema Autobahn-Maut in Deutschland.  Das Thema geht jetzt schon so lange hin und her und die Fronten sind total verhärtet –   halt so wie mit den Waffen hier.  Aber was soll’s, das mit dem in die Nesseln setzen ist ja so ein neues Hobby von mir.

Die Autobahn-Maut Kontroverse

Bei mir geht es schon damit los, dass ich gar nicht verstehe, warum das Thema überhaupt eine Kontroverse auslöst.  Die Schweizer haben eine, die Österreicher, in Italien zahlt man und in Slowenien und überhaupt so ziemlich überall.  Offensichtlich kann man eine Autobahn-Maut haben und damit Geld machen, sonst würden es nicht alle tun.

Autobahn-Maut

Ist doch okay, wenn alle dafür bezahlen, dass sie auf der Autobahn fahren – oder stehen. Bildquelle

Das Argument, dass alle über unsere Strassen rollen und nicht dafür bezahlen und die Deutschen überall sonst bezahlen müssen ist doch schlagkräftig. Stimmt doch, oder?  Darüber müssen wir doch nicht streiten.  Soweit so gut.

Als nächstes: die Tatsache, dass Strassen befahren werden bedeutet doch, dass sie beansprucht werden.  Vielleicht stimmt das ja bei Strassen nicht aber allgemeinen sagt man doch: mehr Beanspruchung mehr Instandhaltung. Der deutsche Steuerzahler zahlt also für die ausländischen Autofahrer, die die Strassen beanspruchen, da mehr Steuergelder in den Erhalt und zum Teil vermutlich auch den Neubau von Strassen gesteckt werden muss.  Okay soweit?

So jetzt die Maut: die ausländischen Autofahrer sollen dazu beitragen, dass die Strassen repariert werden können.  Ist doch toll.  Was gibt es denn da zu motzen?

Autobahn-Maut auch für Deutsche?

So, jetzt kommt wohl das Problem: auch die Deutschen sollen/müssen Autobahn-Maut bezahlen und dieser ganze KFZ-Steuer-Senkungstrick verstoesst vermutlich/wahrscheinlich gegen EU Recht.  Da liegt doch das Problem begraben. Aber ehrlich jetzt mal, dass ist doch in erster Linie eine Grundsatz-/Prinzipiendiskussion und keine wirtschaftliche. Was kostet die Autobahn-Maut im schlimmsten Fall: maximal, also altes Auto (hallo Dad!) und gross so 130 Euro im Jahr.  Darum der ganze Aufstand? Echt jetzt? Zumal es ja ohnehin Ausnahmen gibt für Sozialfälle, etc.

Ich seh ja ein, das niemand gern 130 Euro zahlt für etwas, was bislang umsonst war, aber das sind gerade mal etwas über 10 Euro im Monat, im schlimmsten Fall.  Ein Milchkaffee und Kuchen im Kaffe und man hat genauso viel ausgegeben.  Das ist doch zumutbar, besonders wenn man finanzielle Härtefälle befreit oder niedriger belangt und dafür jede Menge Knete in die Kasse kommt, die vorher nicht drin war: das Geld der Ausländischen Autofahrer.

Hauptsache Kompliziert
Autobahn-Maut

Muss es denn so kompliziert sein? Bildquelle

Und warum muss das so furchtbar kompliziert gemacht werden? Das Ganze mutet von Aussen gesehen wie ein alberner Schildbürgerstreich an. Statt wie in der Schweiz eine Maut für alle, oder halt Kurzzeit “Pickerl” für Touris und “Jahresabo” für alle, die häufig fahren, also hauptsächlich Deutsche, einzuführen werden da jetzt Dauer, Hubraum und Schadstoffausstoss in die Berechnung einbezogen. Als Endresultat hat man dann eine drei-dimensionale Matrix und braucht einen Computer, um zu brechen was das einem kosten soll. Und natürlich stellt sich dann sofort die Frage, ob sich das lohnt oder die Verwaltung mehr kostet, als man hernach einnimmt. Bei diesen ganzen Kategorien wohl eine berichtigtes Bedenken.

Autobahn-Maut

So einfach könnte es gehen. Bildquelleaut

Dabei könnte alles so einfach sein: entweder wie die Schweiz: Einheitspreis für alle. Laster mehr. Klebeteil in die Windschutzscheibe, Stichproben, erwischt werden ohne: saftige Strafe.  Fertig.

Ansonsten wie die Österreicher: Wochen- Montag- Jahresvignette, Laster mehr, der Rest wir oben.

KISS

Wie man hier in den USA so schoen sagt: KISS oder “keep it simple, stupid” (Mach’s einfach, Bloedmann)

Klar kann man das mit elektronischer Erfassung machen, ist ja schön modern und kann auch wunderbar missbraucht werden (nach dem Motto: jetzt, wo wir die schönen Daten schon haben, soll auch die Polizei davon profitieren und die Steuerfahndung und vielleicht zahlen auch ein paar Großunternehmen dafür, man kann das ja vielleicht irgendwie für gezielte Werbung einsetzen, etc. )

Ich bin ja nun ein Alt-Grüner Realo und mit Trump und Pruitt hier am Wüten noch grüner als je zuvor aber selbst mir ist nicht klar, warum Schadstoffausstoss und Hubraum bei der Autobahn-Maut berücksichtigt werden müssen.  Das wir doch schon anderweitig erledigt, bei der Steuer, beim Kraftstoff (wer viel braucht zahlt viel Steuern) etc. Da kann man die Maut doch einfach gestalten: Auto zahlt egal wie alt oder gross, Laster zahlt mehr, weil gross und schwer und mehr Beanspruchung der Strasse.  Verkauft werden die an den Zollämtern und sonst wer auch immer sie verkaufen will: Kioske, der Edeka an der Ecke, etc. Braucht man keine Computer oder elektronische Infrastruktur.  Sechs Vignetten, in verschiedenen Farben oder Größen meinetwegen, Woche/Monat/Jahr  – Auto/Laster fertig.  Motorräder sind für mich der Einfachheit halber Autos. Die fahren ja schliesslich auch auf den Strassen und ich weiss nicht, ob man überzeugend argumentieren kann, dass sie weniger Abrieb oder was auch immer verursachen.

Aber nein, da wird wieder die Quadratur des Kreises versucht, die Interessen jeder Menge von Gruppen und Grüppchen berücksichtigt und am Ende kommt nur Scheiss dabei heraus.  Alle motzen, jeder fühlt sich benachteiligt und nach ein paar Jahren heisst es dann, den Scheiss schaffen wir wieder ab.

Im Endeffekt geht es doch gar nicht um die 100 Euro oder so, es geht um das dritte Gleis der Deutschen, um “freie Fahrt für freie Bürger” darum jede Einschränkung des Autoverkehrs, jede auch noch so geringe Mehrbelastung zu bekämpfen, auch wenn sie sinnvoll ist und im Endeffekt mehr Geld zur Verfügung stünde.

Mit solchen Positionen, das sehe ich hier jeden Tag, schiesst man sich oft selbst in den Fuss – oder Schlimmeres.