Das Kreuz mit der Diät und anderen Essgewohnheiten

Was Leckeres zum Nachtisch.

Okay, ich weiß, das klingt jetzt furchtbar alt aber ich muss es trotzdem sagen: früher war es wirklich einfacher Leute zum Essen einzuladen. Da hat’s Schnitzel gegeben, oder einen Braten, Kartoffeln und Brokkoli, weil was Grünes muss. Einen Salat vorne weg oder eine Suppe – mit Fleisch und/oder Flädle – und hinterher was Sündiges mit einem Haufen Schokolade, Sahne, Zucker und Alkohol – vielleicht ein paar Alibi-Früchte irgendwo zur Verzierung.

Vegetarisch

Vegetarisch geht immer!

Oh, die guten alten Zeiten! Heute sieht das leider ganz anders aus, vor allem hier im Silicon Valley mit all den verschiedenen Kulturen und Essgewohnheiten. An’s Vegetarische habe ich mich mittlerweile schon gewöhnt. Die meisten Inder sind Vegetarier und da die Hälfte der Bevölkerung hier aus Indien kommt stellt man sich darauf ein auch was Fleischloses anzubieten. Zum Glück kann man irgendwas mit Käse überbacken – das geht dann schon. Im Zweifel gibt es Pizza Margherita für die indischen Kinder. Alle essen Pizza Margherita. Und für die Eltern tut man in Zweifelsfall irgendwas von nächsten indischen Restaurant her.  Geht schon.

Vegan

Ich weiß, das vegan essen in Deutschland auch gerade der Hit ist, obwohl ich noch vor drei Jahren hier lautstark verkündet habe, dass sich die Deutschen nie und immer auf so was einlassen würden. Tja, so täuscht man sich.

Als Gastgeberin halte ich vegan-essende Gäste für eine persönliche Beleidigung – was soll man denn da noch servieren? Käse überbacken – geht nicht, irgendwas mit Eiern – geht nicht. Fleisch, Fisch – ich bin schon still. Da fällt mir echt nichts ein, gar nichts, überhaupt nichts. Und wenn ich in Kochbüchern nachschaue finde ich nichts, dass der Rest der Gäste, einschließlich meines Kindes, essen möchte. Für Veganer muss ich also ein Extragericht kochen.  Eine Freundin – die mittlerweile wieder vom veganen Pfad abgekommen ist und sogar eigene Bienenstöcke hat, wegen des leckeren Honigs – hat das eine Zeit lang praktiziert. Zum Glück kannten wir uns damals schon eine Ewigkeit und so hab ich ihr immer gesagt: „Du kannst gern kommen und alles essen was Du willst, ich mache was-auch-immer, den Rest musst Du Dir selber mitbringen.“ Das hat sie dann auch getan – hat hervorragend geklappt und unsere Freundschaft gerettet.

Jeder Hat eine Spezielle Diät

Hähnchen in allen Variationen, lecker, aber doch nicht immer.

Die Veganer bringen also ihr eigenes Essen, dann muss man sich also nur noch mit den “Gluten-frei, Milchprodukt-frei, Nuss-frei, vom Ei nur das Eiweiss, Kohlenhydrat-frei, kein rotes Fleisch und nix vom Schwein, auf keinen Fall irgendwelche Innereien”-Menschen herumschlagen. Da bleibt – richtig – das gute alte Hähnchen und zwar nur das gute alte Hähnchen: Brüstchen mit und ohne Haut, mit und ohne Knochen, Schenkel, Keulen, Flügel, in der Pfanne geröstet, im Ofen gebraten, im Topf, in Sauce, trocken, scharf, mild, mit Curry oder Rosmarin, Zitronensaft, Olive, mit Knoblauch eingerieben oder in Buttermilch gegart – ich kann Hähnchen schon nicht mehr sehen.  Truthahn ist noch schlimmer, trocken und überhaupt nicht lecker.  Das ess ich einmal im Jahr, an Thanksgiving, weil sich das so gehört, und danach ist wieder gut für den Rest des Jahres.

Fisch geht auch: der Lachs ist mittlerweile zum Hähnchen der Fische geworden.

Fisch geht, manchmal jedenfalls, wenn gerade keiner einen Artikel über die hohe Quecksilber-Konzentration im Fisch oder die üblen Zuchtmethoden in China gelesen hat.  Denn dann geht es wieder nicht, oder man muss sich gut auf die Frage vorbereiten “Wo kommt der Fisch denn her?” und eine Antwort wie “vom lokalen Bauernmarkt von einem makrobiotischen Fischer bei Vollmond handgefangen” bereit haben.  Ausserdem ist Fisch auch irgendwie immer nur Lachs – Lachs ist schon wie Hähnchen, nur mit Gräten statt Knochen und mit Quecksilber- statt Chlor-Problem.

Desserts ohne Zucker – Wie soll das denn gehen?

Und dann die Desserts für die Zucker-, Milch/Sahne- und  Mehllosen.   Eine Nachspeise ohne Zucker und/oder Sahne und Mehl hat den Namen nicht verdient. Okay, Obstsalat geht, schmeckt lecker aber auch besser mit Eis oder Sahne – das kann man zusätzlich anbieten.  Also bei mir hört jede Diät beim Nachtisch auf – man kann es auch zu weit treiben.

Wie häufig finden meine Freunde mich merkwürdig-amüsant, wenn ich ihnen von meiner neuesten Diät erzähle.  Die ist ganz einfach und kann sehr gut durchgehalten werden: keine Süßigkeiten vor dem Mittagessen und kein Prosecco Montags.  Geht doch!

Natürlich habe ich mich bei diesem Blog, wie es so meine Art ist, großzügig des Stilmittels der Übertreibung bedient aber ohne Witz, einfach ist anders.  Unsere Methode: wir laden jetzt einfach häufiger die Leute ein, von denen wir wissen, dass sie essen was wir kochen.  Das ist für alle viel entspannter.