Die Handerker kommenAchtung, die Handwerker kommen – eigentlich waren sie schon da und dann gibt es immer was zu erzählen.  Wir mussten das Dach neu machen lassen, es war undicht, was immer sehr unschön ist und jede Menge Schweinerei veranstaltet.

Wir leben in einem bei amerikanischen Verhältnissen vorsintflutlichen Haus: es ist von 1960. Es ist für amerikanische Verhältnisse auch klitzeklein mit knapp 150 qm – aber was es rausreisst ist die Lage (ca. 1 Meile vom neuen Apple Hauptquartier entfernt) und die Tatsache, dass es ein “Eichler” Haus ist.

Eichler Haus

Eichler war der Architekt, der in den frühen 60zigern massenhaft Häuser entworfen und gebaut hat.  Es gibt eine handvolle Modelle, allen sind ein paar Dinge gemeinsam: großzügige, offene Gemeinschaftsräume, winzige Bäder, kleine Schlafzimmer, viel Glas, hell und freundlich.  Die Häuser sind sehr beliebt und wir mögen unseres auch sehr – aber nach all den Jahren hat es halt doch ein paar Macken.  Das undichte Dach, z.B. konnten wir nicht länger übersehen. Also mussten Handwerker her, die das Dach neu verschäumen – es ist ein Flachdach.

Die Handwerker Kommen
Die Handwerker kommen

Die Handwerker kommen- oder auch nicht

Es ging schon mal damit los, dass die Handwerker ewig nicht kamen.  Bei den ganzen Riesenprojekten in der Gegend ist so ein kleines Dächlein nicht gerade eine Priorität. Nach langem hin und her kamen sie dann, Wochen später als versprochen aber gerade noch rechtzeitig, um die Arbeit vor dem nächsten Regen zu machen.  Schon mal was.

Erstmal musste der ganze alte Schlunz vom Dach was so ca. nach einem Tag heftigen Herumgetramples geschafft war.  Ich hätte es mir denken können – oder man hätte mich waren können – dass nach diesem Tag die gesamte Inneneinrichtung von einer dünnen aber sehr sichtbaren Dreckschicht überzogen sein wird.  Loser Dreck, Ritzen und Herumgetrample – es rieselte.  Ich habe es gerade noch geschafft ein paar Laken über die Betten und das Sofa zu werfen.  Aber ab ca. mittags knisterte es immer wenn ich herumlief.  Zum lieblichen Getrampel kann also noch das schöne Geräusch eines ständig laufenden Staubsaugers.

Es dauert immer länger

Dann verschwanden sie erstmal für ein paar Tage aber nicht ohne zu versprechen, dass sie schon irgendwann einmal wiederkommen und fertig machen würden.  Das war dann doch beruhigend, obwohl sie hätten mich nicht bis zum Tag zuvor auf die Folter spannen müssen: kommen sie oder kommen sie nicht?  Erst so gegen nachmittag kristallisierte sich dann heraus, dass sie für unser Dächlein morgen dann doch Zeit haben.

Dann tauchte Francisco mit seinen zwei Mannen auf, die hämmerten wie die Verrückten, aber zumindest ging was weiter.  Dummerweise hatten sie das eine oder andere Werkzeug nicht dabei – aber das können die Kollegen morgen ja noch schnell richten.

Am nächsten Tag rückte die Ausschäum-Truppe ein und wir rückten aus, das Zeug ist nicht gerade gesundheitsförderlich solange es gespritzt wird und wir machten uns vom Acker in Richtung Los Angeles.

Als wir zurück kamen: ein neues Dach.  Nicht dass man viel sieht, halt eine neue Schicht Schaum oben drauf.  Im Haus fand ich dann allerlei Schrauben herumliegen, die Oberlichter, die Francisco Tage zuvor entfernt hatte, waren nett wieder in die Aussparungen eingesetzt worden aber niemand war auf die Idee gekommen, sie auch wieder festzuschrauben.  Auch die Dachrinnen langen herum, anscheinend gehört abmontieren dazu, aber nicht wieder anmontieren.

Ich drehte und wendete die Dachrinnen, besah mir die Schrauben und beschloss, dass es nicht zu meinen Aufgaben gehört, diese Kleinkram selber zu erledigen.

NAchbessern
Die Handwerker kommen

Die Handwerker kommen – mit abgezählten Schrauben

Nach nur zwei Anrufen und mehreren Emails kamen dann auch schon zwei Kerle angerückt, um die Oberlichter zu befestigen.  So, und jetzt kommt es: sie hatten Schrauben für ein Oberlicht dabei – wir haben 5.  Da kommen die Jungs angefahren mit 8 Schrauben im Koefferchen – abgezählt.  Das waren keine Spezialteile, verschiedenen Schrauben passen mehr oder weniger gut aber sie hatten insgesamt nur 8 Schrauben dabei.  Ich meine welcher Handwerker, der hämmert und schraubt hat schon nur 8 Schrauben dabei.  Da wurden dann alte wiederverwertet und ich hab noch ein paar in meiner Handtasche gefunden (ich hab fast immer irgendein Handwerkszeug in der Handtasche, meist Dremel-Aufsätze oder Schraubenzieher, zum Glück manchmal auch Schrauben – fragt nicht!) und so wurden – mehr schlecht als recht – alles festgezurrt.

Mit Handwerkern hier erlebt man immer wieder erstaunliche Sachen.  Es gibt ja keine Handwerker-Ausbildung im deutschen Sinne, wer einen Hammer halten kann ist schon ein Handwerker.  Die schwere und dreckige Arbeit wird ohnehin meist von ungelernten Mexikanern gemacht.  Wenn man Glück hat sprechen sie Englisch, sonst kommt der Boss einmal am Tag vorbei und sagt, was sie zu tun haben, versichert einem, dass alles bestens ist und verschwindet wieder.

Also etwas provisorisch hier mit den Handwerkern.  Solange das Dach während des nächsten Regens hält will ich nicht motzen – auch wenn ich jetzt eine wunderbare Mischung aus alten und neuen Schrauben, langen, kurzen, dicken, dünnen, solchen mit Schlitz und solchen mit Kreuz in meinen Oberlichtern habe.  Das darf man wohl nicht so eng sehen!