Eine Konstanzerin in Kalifornien

Verhaltensregeln – Höflichkeit, Komplimente und Drängeln

Die Amis sind in der Regel sehr höfliche und zuvorkommende Menschen. Natürlich gibt es Ausnahmen und Unterschiede zwischen Menschen und Regionen aber generell sind sie freundlich und nett.  Höflichkeit ist wichtig hier und wird von Europäern gern abfällig mit Oberflächlichkeit gleich gesetzt – zwei Dinge, die aber nichts miteinander zu tun haben.

Man kann höflich und zuvorkommend sein, sich nicht vordrängeln und einen fremden Menschen anlächeln und sogar ein Kompliment machen, ohne dabei gleich oberflächlich zu sein oder Hintergedanken zu haben.  Das ist einfach amerikanische Höflichkeit.

Hier ein paar Beispiele, die das Leben schrieb und die Sitten und ungeschriebenen Regel hier ganz gut illustrieren.

Komplimente

Ich hab eine grüne Stoffaktentasche, die ich mal billig beim Diskounter gekauft hat.

Komplimente an Fremde, amerikanische Höflichkeit

Eine schöne Tasche kann einem hier Komplimente eintragen. Ist ganz harmlos und freundlich gemeint.

Der Stoff ist schön und grasgrün und das Ding fällt auf, vor allem auf Konferenzen, wo die große Mehrheit der Anwesenden aufregende Schattierungen von schwarz, grau und dunkelblau tragen. Ich habe schon Dutzende von Komplimenten von mit völlig fremden Menschen erhalten: auf dem Damenklo, im Gang, von Menschen die neben mir saßen oder einfach auf der Straße, wo mir Leute entgegen rufen „coole Tasche“. Da ist keinerlei Hintergedanken dabei, niemand will was von mir, keiner will sich einschleimen, die sehen einfach eine Tasche, die sie mögen und sagen der Besitzerin das. So einfach ist es.

Diese Komplimente sind immer harmlos, beziehen sich auf Taschen oder Schuhe, vielleicht mal auf den Haarschnitt oder die Lippenstiftfarbe. Niemals sind sie anrüchig. Wenn ich das in Deutschland erzähle, finden die Leute das komisch, verstehen nicht, warum die Leute das machen, sagen, dass sie das merkwürdig, blöd, verdächtig finden und suchen irgendwie nach einem versteckten Motiv. Gibt es aber nicht, die wollen einfach nur nett sein und mit der Zeit hab ich gelernt das zu akzeptieren und mich darüber zu freuen. Ich hab mich sogar schon dabei erwischt ebenfalls wildfremden Leuten ein Kompliment zu machen. Wenn ich mal wieder auf so einer schwarz-grau-dunkelblauen Konferenz bin und da ist eine Frau in einem pinken Kostüm oder einem gelben Kleid und man wäscht sich gerade so ganz einträchtig die Hände nebeneinander im Klo dann sag ich auch schon mal sowas wie „coole Farbe, das fällt wenigstens auf in dem See aus gedeckten Farben.“

Anlächeln

Es ist auch nicht unüblich hier, dass einem Wildfremde anlächeln. Man geht so seiner Wege und jemand kommt einem entgegen und man sieht ihn oder sie an und sie lächeln einem spontan zu. Da passiert dann auch nichts weiter, man lächelt zurück und geht seiner Wege, man bliebt nicht stehen und man denkt sich vor allem nichts Schlimmes. Hin und wieder ist mir das auch schon in Deutschland passiert, aber lange nicht so oft.  Auch das ist hier ganz normale Höflichkeit.

Drängeln
drängeln ist nicht erwuenscht in den USA, Höflichkeit ist wichtig

Vordrängeln nicht erlaubt!

Das ist jetzt ein Gegenbeispiel. Gedrängelt wird hier in der Regel nicht. Es gibt natürlich Ausnahmen, z.B. hab ich festgestellt, dass Chinesen das Drängeln schon sehr früh lernen und es bis ins hohe Alter perfektionieren, ob sie nun in China oder Silicon Valley leben. Aber generell wird hier Schlange gestanden und gewartet bis man dran ist. Im Supermarkt zum Beispiel, wenn es eine Schlange gibt und eine neue Kasse aufgemacht wird. Da kommen dann keine Ellenbogen zum Einsatz, da wird auch nicht jemand mit dem Wagen aus dem Weg gerammt, nur um weiter vorn in die neue Schlange zu kommen.  Der nächste, der in der langen Schlange dran wäre seine Sachen aufs Band zu legen geht zuvorderst in die neue Schlange, das versteht sich von selbst (solange keine chinesische Oma in der Schlange steht).

Neulich hab ich ein echt peinliches Beispiel deutscher Drängelei erlebt. Ich war bei einer Konferenz und wir wurden mit einem gecharteten Bus zu einer Abendveranstaltung gefahren. Der Bus war voll – jeder Sitzplatz besetzt aber keine Stehplätze, zu gefährlich –  und stoppte am Ziel, wo es zu essen und trinken gab. Reichlich, für alle, da musste man sich keine Sorgen machen, dass das Bier und die Häppchen ausgehen.

Ganz hinten, in den hintersten drei Reihen oder so saß eine Gruppe Deutscher Geschäftsleute. Der Bus hatte noch nicht richtig angehalten, als sie alle nach vorne stürzten, vorbei an Reihen anderen Leute, die vor ihnen saßen. So geht das hier nicht, das war ein Riesen Faux Pas. Unmut machte sich breit, man hörte Gemurmel wie „das lernt man hier schon im Kindergarten“ und es gab böse Blicke. Ich zog es vor mit einem deutschen Kollegen, die sich im übrigen astrein verhalten haben, für die Zeit des Aussteigens englisch zu sprechen. So was macht man hier einfach nicht, das ist ungehobelt und zeigt eine extrem schlechte Kinderstube.

Also, wenn in Amerika: Komplimente freudig akzeptieren, öfter mal Fremde anlächeln und nicht drängeln.  Ein paar einfache Grundregeln der amerikanischen Höflichkeit.

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