Kinder an die Macht war eins dieser Grönemeyer-Lieder, die ich nie ausstehen konnte.  Kam mir irgendwie dumm vor, das ganze Konzept. Na ja, ich muss gestehen, dass mir Grönemeyer nie besonders gut gefallen hat – damit mache ich mich jetzt sicher bei einigen unbeliebt. Ich kann bis heute nicht der Versuchung widerstehen ihn Gröllemeyer zu nennen, auch wenn ich natürlich weiss, dass das kein besonders geistreicher und kreativer Spitzname ist. Aber zurück zu den Kindern und der Macht.

Kinder an die Macht

Zwei der Überlebenden von Parkland, Quelle

Hier gibt es momentan eine Kinder an die Macht Bewegung und ich muss sagen, ich find das in dem Fall gut.  Haben ja sicher alle mitbekommen, dass mal wieder ein mental gestörter 19-Jähriger mit einer halbautomatischen Waffe in eine Schule gegangen ist und 17 Schüler und Lehrer erschossen hat. Danach hat er das Gelände verlassen und ist seelenruhig einen Burger essen gegangen bevor in die Polizei gefasst hat.

Ich könnte jetzt natürlich darüber schreiben, warum das FBI wiederholte Warnungen von Menschen in seinem Umfeld ignoriert hat. Ich könnte viel darüber schreiben, was die reflexartige Reaktion aller Waffenbessesenen ist oder darüber wie die Waffenlobby, allen voran die NRA (National Riffle Association) Politiker gleich im Sechserpack kauft, darüber wie man von immer mehr ausgebildeten Elite-Militärs hört, dass sie die NRA verlassen, weil sie es gefährlich und inakzeptabel finden, dass man Zivilisten mit solchen Todesgeräten durch die Gegend laufen lässt oder darüber, dass hier Hustenmedizin und Kinderüberraschungseier strikter reguliert werden als Waffen. 

All das konnte man bei allen Massenschiessereien lesen und wäre substantiell nichts Neues. Was diese Tragödie anders macht, als die zuvor ist, dass die Kinder zurückschlagen. Wenn ich Kinder sage, meine ich High School Schüler, also 16, 17 oder 18 Jährige, ein paar vielleicht ein bisschen jünger.  In fast allen Fällen sind sie zu jung zu wählen, definitive zu jung, ein Bier zu trinken und zum Grossteil im richtigen Alter, zum Militär zu gehen. Und se lassen sich nicht mundtot machen obwohl es ekelhafte Angriffe und Beschuldigungen gegen sie von den rechten kranken Idioten gibt. Was bislang erreicht wurde ich mehr als bislang nach Massenmorden dieser Art erziehlt worden ist. Mittlerweile habe ca. 20 Firmen, darunter Fluggesellschaften, grosse Autoverleiher und Versicherungen von der NRA distanziert. Das ist erstmal größtenteils ein symbolischer Akt: sie kuundigen die Rabattprogramme, die Mitglieder der NRA bislange bekommen haben. Der AAA, also unser ADAC, hat das hier auch, als Mitglied bekommt man z.B. in verschiedenen Hotels 10% Rabatt. Diese Rabatte wird es für NRA Mitglieder nun nicht mehr geben. Das wird keinen dazu bringen auszutreten, aber hier in diesem Land, wo die Waffendiskussion so eingefahren ist, dass sich in der Regel nichts auch nur einen Millimeter bewegt, ist das schon ein Riesenfortschritt, dass sich überhaupt irgendwer mal gegen die NRA stellt. Für den 14. und den 24. März sind Aktionen geplant und man sieht die “Kids” im Fernsehen bei Diskussionen und Townhall meetings. 

Kinder an die Macht

Eis fuur Kinder, die Senatoren widersprechen. Bin ich voll dafür!

Die rechten Idioten reagieren wie erwartet. Zum einen heisst es, dass “Kinder” in dem Alter sich zu Politik nicht äussern können, denn sie wissen ja nichts. Das “Kinder” in den Alter halbautomatische Waffen kaufen können scheint da nicht als Widerspruch aufzufallen. Einer hat sich nicht entblödet auf Twitter die Frage zu stellen, was denn die Eltern im Lande ihren Teenagern erzählen würden, wenn diese sich gegenüber einem Senator nicht angemessen zahm geben würden. Der Anlass war die Tatsache, dass einer der Jungs Senator Rubio aus Florida gefragt hat, ob er denn versprechen würde in der Zukunft kein Geld mehr von der NRA anzunehmen. Typisch Politiker wollte sich Rubio raussreden, aber der Bursche hat nachgehakt.  Der Twitterer hatte allerdings nicht bedacht, dass es viele Eltern gab, die es gut fanden, dass er sich nicht unterbuttern lies und so reichten die Antworten von “ihm ein Eis spendieren” bis zu “die X-Box kaufen, die er schon lange wollte”.

Natürlich macht sich Trump in der ganzen Diskussion zum Arsch, aber das muss ja nicht extra gesagt werden, indem er vorschlägt, man solle die Lehrer bewaffnen. Dieser “guter Kerl mit Waffe ist der beste Schutz gegen einen bösen Typen” Mythos geht hier herum und gilt der NRA als der Weisheit letzter Schluss. Wobei allen, die auch nur drei Sekunden darüber nachdenken, mindestens drei Gründe einfallen, warum das selbstmörderischer Schwachsinn ist und bestenfalls zu mehr Toten führt weil die Mathelehrerin oder der Deutschlehrer daneben schiesst oder die Polizisten beim Eintreffen erstmal alle, die ein Waffen in der Hand haben erschiessen und hinterher fragen, ob sie vielleicht Kunst unterrichten.

Die Kids lassen sich erstmal nicht unterkriegen und mundtot machen. Ich hoffe, sie haben Durchhaltevermögen aber bislang haben sie mehr bewegen können als bislang.

Manchmal muss man halt doch die Kinder an die Macht lassen!