Klettern in Kalifornien bietet grosse Vielfalt.  Die ganz Mutigen und Fitten können sich an El Capitan in Yosemite versuchen.  Aber auch für weniger professionelle Kletterer gibt es einiges auszuprobieren.

Mein Mann hat mich zu Klettern gebracht.  Als jemand, der auf keinen Kirchturm hinaufgeht, Übergänge meidet, die so ein Maschengitter haben, durch das man durchschauen kann und gläserne Aufzüge nur hinten and die Wand gedrückt übersteht, war das damals ein grosser Schritt. Es ist jetzt schon einige Zeit her, dass wir so richtig klettern waren aber heute sind wir mal wieder hier in der Nähe zumindest ein bisschen Bouldern gewesen.  Aus aktuellem Anlass also dieser Blog.

Klettern in Kalifornien: Die grossen routen
Klettern in Kalifornien

El Capitan – der Chef! Das Ziel vieler ehrgeiziger Kletterer.

Für jeden Kletterer mit Ehrgeiz ist natürlich El Capitan das Ziel.  El Capitan – der Chef – ist im Yosemite Valley und steigt senkrecht 900 Meter auf.  900 Meter schieres Granit – auch für nicht-Kletterer ein imposanter Anblick.  Viel über die Geschichte der Kletterei auf dem Chef kann man bei Wiki finden. Hier sei nur erwähnt, dass die Erstbesteigung 1958 47 Tage dauerte.  Der momentane Rekord im Schnelllettern liegt bei 2 Stunden und 23 Minuten.  Der älteste Mensch, der El Cap angeblich erklettert hat war 81 und der jüngste 11.  Ein Blinder soll auch schon hoch sein.  Das kann ich mir alles wirklich nur schwer vorstellen.

Cathedral Peak
Klettern in Kalifornien

Cathedral Peak – so genannt, weil er wie eine Kathedrale ausschaut.

Aber Klettern in Kalifornien hat mehr zu bieten, als nur El Cap.  Zwei andere grossen Kletterrouten, die ich sogar aus eigener Erfahrung kenne, sind Cathedral Peak und Tenaya Peak, ebenfalls beide in Yosemite.  Cathedral ist eine imposante Spitze, die man auf der einen Seite in fünf Seillängen erklimmen muss und auf der anderen einigermassen gemütlich hochspazieren kann.  Wir sind hochgeklettert und hinunter spaziert.  Wieviele Male ich in diesen langen Stunden geflucht habe und mich gefragt habe, wie in aller Welt ich mich auf so einen Schwachsinn hab einlassen können, möchte ich hier verschweigen.  Wie bei allen diesen verrückten Dingen ist man am Ende dann so erleichtert und Stolz, dass man es geschafft hat, dass man die Panik- und Wutanfälle hinterher gerne vergisst.

Tenaya Peak
Klettern in Kalifornien

Tenaya Peak mit der North West Buttress Route eingezeichnet

Tenaya liegt etwas abseits der Tioga Strasse, die durch Yosemite hindurch zum Mono Lake führt.  Es ist ein exzellenter Berg für ambitionierte Kletteranfänger.  Ich glaube es waren so ca. 15 Seillängen, von denen aber viele nicht richtige Kletterei benötigen, sondern eher steile nicht-technische Anstiege.  Da man tief fallen kann, ist es immer gut ein Seil zu haben.  Schwierig war nur die allerletzte Seillänge, da muss man klettern und zwar eine Traverse, was man nur wirklich machen kann, wenn man ständig auf seine Füße schaut.  Wenn man auf seine Füße schaut sieht man unten: nichts.  Oder genauer gesagt, irgendwas ganz weit unten.  Das war wieder so einen Panikattacken-Angelegenheit, verbunden mit dem Versprechen nie wieder auch nur die Kletterschuhe anzuziehen oder anzusehen. Aber als es geschafft war, war ich doch sehr zufrieden mit mir und hab beschlossen noch mehr zu Klettern in Kalifornien.

Lover’s Leap
Lover's Leap

Lover’s Leap

Eine sehr gute Klettergegend ist in der Nähe von Strawberry, auf dem Weg von der Bay Area nach South Lake Tahoe und heisst Lover’s Leap. Dort gibt es jede Menge Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und für alle, die das Auskosten möchten auch einen Campingplatz.  Ich bin dort nur ein paarmal kleinere Routen geklettert, hab also keine Geschichten von Panikattacken zu erzählen.  Lover’s leap ist (wie die meisten Gebiete) sehr beliebt und es bietet sich an früh zu starten, wenn man nicht mit seinem Seil ewig warten möchte, bis die Route leer ist.

School Rock
Klettern in Kalifornien

Ideale Anfaenger Wand: School Rock mit Donner Lake im Hintergrund

Für alle, die es nicht übertreiben wollen, oder nicht viel Zeit haben bietet sich School Rock an.  In der Nähe des Donner Lake und Donner Pass direkt an der Strasse gelegen ist School Rock der ideale Felsen für Anfänger.  Wir haben da schon 3-Jährige angeseilt und klettern gesehen.  Es gibt eine Vielzahl an einfachen Routen, die man von der Strasse aus in so ca. 30 Sekunden erreichen  kann.  Ideal für den kleinen “climb” zwischendurch.

Castle Rock
Klettern in Kalifornien

Das Kind und ich in einer der Sandsteinhoehlen bei Castle Rock. Leider gibt es auch hier Graffiti Schmierer.

In der Bay Area gibt es ein kleines Kletter/Bouldergebiet im Süden in den Santa Cruz Bergen.  Castle Rock ist ein State Park mit winzigem Parkplatz, der nach 10 am Wochenende immer voll ist (wenn möglich draussen an der Strasse parken, da kostet es nicht, aber bitte nicht im Parkverbot – das mögen die nicht und es kann teuer werden). Da waren wir heute und sind ein bisschen auf dem Indian Rock herumgeklettert.  Im Gegensatz zu Yosemite hat man es hier mit Sandstein zu tun, der sehr an Schweizer Käse erinnert.

Wer  nicht klettern mag kann wandern, es gibt kurze Wanderungen am Wasserfall (im Sommer und Herbst ohne Wasser) und eine superlange bis zum Meer (Skyline to the Sea).  Das sind allerdings 30 Meilen ein Weg, da muss man Übernachtungen im Zelt einplanen.  Info gibt es hier.

Es gibt noch duzende, wahrscheinlich hunderte Möglichkeiten zum Klettern in Kalifornien.  Das hier sind nur ein paar, die ich persönlich kenne.  Wer es ernst meint mit dem Klettern im Urlaub sollte sich einen guten Führer mit Routenbeschreibungen besorgen.