Las vegas

las vegas: beliebtes Touristenziel

Ich gebe zu, dass die Überschrift meine Meinung zum Thema Las Vegas schon recht offensichtlich zusammenfasst. Ich sage es nochmal, etwas freundlicher: wenn ich nie wieder nach Las Vegas komme ist es auch nicht weiter schlimm.

Trotzdem, rate ich nicht von einem Besuch ab, eigentlich muss man Las Vegas gesehen haben, wenn man im Westen der USA ist. So ähnlich wie das Einkaufen bei Walmart ist das eher eine soziologische Exkursion.

Las Vegas Früher

Ich war das erste mal in den frühen 90ern in Las Vegas und fand es damals eine Mischung aus faszinierend und abstoßend. Dieser ganze Casino-Rummel, die billigen Buffets und freien Cocktails, die wilde Klimperei der Einarmigen Banditen, die aufgetakelten Omas und schmerbäuchigen Opas, die sie fütterten. Alles irgendwie ein bisschen zwielichtig, aber auch authentisch als leicht anrüchige Oase der Unterhaltung mitten in der Wüste.

Cocktail

Drinks umsonst gibt es immer noch, nur solange man spielt und ziemlich wässrig sind sie auch.

Wir haben damals ein bisschen gespielt, da konnte man noch einen ganzen Abend lang mit $20 Black Jack spielen, außer man hat sich entweder saublöd angestellt oder sehr viel Pech gehabt. Dazu hat man sich leicht wässerige Margaritas reingezogen und nach ein paar Stunden im Casino-Hotel für $8.99 so viel ungesundes Essen in sich hineingestopft, wie man wollte. Ein kleiner Spaziergang auf dem Strip hat die Sache abgerundet, irgendwo gab’s einen künstlichen Vulkanausbruch und ein Piratenschiff. Jede Art der Unterhaltung wäre zu haben gewesen, aber wir haben nicht danach gesucht. Das Hotelzimmer hat, glaube ich so um die $30 gekostet. Es war billig und sah billig aus, man sollte ja schließlich spielen und nicht gemütlich in einer Luxussuite abhängen.

Las Vegas Heute
Las Vegas Casino

“Wie in Italien, nur sauberer” hat mal eine Arbeitskollegin über Vegas gesagt. Na ja …

Das nächste mal war ich dort ca. 20 Jahre später, mit Mann und Sohn – und fand’s schlimm. Irgendwie war aus dem Anrüchig-Zwielichtigen etwas Über-Luxuriöses geworden, eine Stadt, in der sich jedes Hotel oder Restaurant darin zu übertrumpfen versucht noch nobler zu sein und wo alle Gäste einmal in ihrem Leben wie Pop-Stars behandelt werden wollen. In den Hotels geht es natürlich immer noch ums Spielen, aber mittlerweile muss das in Casinos passieren, die immer noch besser, grösser und teurerer werden. Da muss mindestens ein künstlicher Kanal her, in dem Gondeln gemietet werden können. Die $8.99 „All you can eat“ Buffets sind kulinarischen Luxus-Etablissements gewichen in denen irgendwelche Star-Köche das Beste und Teuerste verkochen. Das Billigste, was wir dort gegessen haben war ein vietnamesische Pho Suppe – ca. $60 für drei Leute. Das kriegen wir selbst im Silicon Valley für $30 – natürlich nicht so vornehm.

Besser, Größer, Luxuriöser, Nobler

Die etwas kitschigen Sigfried & Roy Shows mit den armen Tigern sind durch Cirque de Soleil und ähnliches ersetzt, wo die billigen Karten so ca. $150 kosten. Hotelzimmer kosten ein Vielfaches und Luxusboutiquen sind an jeder Ecke, an der kein Casino-Hotel und kein Luxus-Restaurant ist. Wenn man eine Diamanten-besetztes iPhone Hülle möchte: kein Problem, Designer Klamotten: noch und nöcher. Gekauft wird dann auch und die Papiertaschen mit den Logos werden sehr demonstrative herumgetragen. Soll ja jeder sehen, dass man bei Chanel war, das ist ja die halbe Freude.

Las Vegas

Teuerer, nobler, luxuriöser ist das Motto von Vegas, die Besucher kommen, um sich für ein paar Tage wie Promis zu fühlen

Daneben ist dann auch gleich ein anderes Zeichen von Luxus und Genuss: das überteuerte Day-Spa wo man sich für $395 ein 1 ¾ sündiges „Nalu Body Ritual“ gönnen kann, irgendwas mit „European“ ist meist auch auf der Liste, das klingt immer gut.

Da man ja nicht wie ein Banause dastehen will kann man anschließend noch irgendeine Ausstellung anschauen, z.B. sahen wir eine da Vinci Ausstellung im Venetian Casion, dann kann man dann hinterher zu Hause erzählen, dass es im Venetian fast genauso war wie in Venedig – nur sauberer (das hab ich jetzt nicht erfunden, dass hat mal eine meiner Kolleginnen gesagt und es auch gemeint).

Das Publikum ist auch, hmm, interessant, die meisten Leute geben hier in ein paar Tagen große Summen aus für Hotels, Restaurants, Bars, Clubs Shows etc. – man könnte vermutlich für den Preis von 2 Tagen Vegas eine Woche in Mexiko Urlaub machen. Da man sich diesen Luxus nicht oft leisten kann sind die Erwartungen und Anforderungen natürlich sehr hoch und die Einstellung scheint sich irgendwo zwischen „man gönnt sich ja sonst nichts“ und „das steht mir zu“ einzupendeln.

Las Vegas als Ausgangspunkt
Von Las Vegas zum Grand Canyon

Las Vegas ist ein guter Ausgangspunkt für eine Grand Canyon Besuch

Also, ich war froh da wieder raus zu sein irgendwo in der Wüste, die Las Vegas umgibt, z.B. im Red Rock Canyon National Park“ der für amerikanische Verhältnisse direkt um die Ecke liegt.

Meinem Sohn hat es gefallen, hauptsächlich wegen der großen Hotel-Pools und weil unser Riesenzimmer ein Riesenbad mit Fernseher hatte. So lag er dann in der Wanne und schaute Vorabendserien – etwas was zu Hause noch nicht einmal ansatzmässig erlaubt oder möglich wäre.

Wahrscheinlich werden wir irgendwann wieder mal eine Nacht dort verbringen, Las Vegas ist ein guter Ausgangspunkt für das Tal des Todes und den Grand Canyon sowie eine Reihe anderer schöner Parks. Dafür nehm ich dann auch eine Nacht, oder zwei in Las Vegas in Kauf.

Hier noch ein Tipp: Wochenende und Feiertage vermeiden wie die Pest, die Hotelpreise sind sehr flexibel, was an Sylvester $300 kostet kann am 4. Januar für $150 zu haben sein. Da lohnt es sich, einen Preisvergleich zu machen.