Moonshine

Heide gehts um Moonshine, aber nicht im wörtlichen Sinn

In all dem Chaos und sich überschlagenden politischen Geschichten hab ich beschlossen über was harmloses zu schreiben. Der 5. Juni ist nicht nur der Tag der Vorwahlen (“Primaries”) hier in Kalifornien sowie etlichen anderen Staaten, sondern auch Nationaler Moonshine Day. Da es dabei im Alkohol geht, passt das auch wieder ganz gut mit dem Chaos. Prost!

Moonshine

Die 5 Szenen aus dem Leben eines Moonshiners. Bildquelle

Für 13 lange Jahre zwischen 1919 und 1932 waren die USA “trocken”. Alkohol war verboten, nachdem der 18. Zusatz zur Verfassung ratifiziert worden war. Das hielt die Menschen natürlich nicht davon ab Alkohol zu trinken – und herzustellen. Es wurde halt illegal gemacht, im Schutze der Dunkelheit, also bei Mondlicht, daher der name “Moonshine”.  

Die Prohibition machte aus vielen bislang gesetzestreuen Bürgern plötzlich Kriminelle und macht Kriminelle berühmt und berüchtigt. Alkohol brennen war lukrativ und gefährlich und schien für damalige Verhältnisse sehr unsexistisch: Moonshine wurde von Männern sowie Frauen hergestellt und geschmuggelt. Es geht sogar die Sage, dass der älteste Bootlegger (der Ausdruck für Leute, die illegal mit Alkohol zu tin hatten) eine Bootleggerin war, nämlich die 80-Jährige Lavinia Gilman, die einen 300 Gallonen (immerhin 1135 Liter) Destillierapparat in Montana betrieb. Es wird aber auch behauptet, dass sie nur ihren Sohn deckte. Wie dem auch sei,  der Moonshine floss reichlich.

Nebenbei: Bootleggers nannte man die Alkoholbrenner und -schmuggler weil sich wohl so um die 1880 die Sitte verbrietet hatte illegalen Alkohol in den Stulpen der Stiefel zu verstecken (Teile des Landes waren schon vor 1913 trocken).  

Moonshine kann man aus Allerlei herstellen; alles was sich fermentieren lässt, lässt sich zu Alkohol verarbeiten. Für die Maische wird Hefe, Wasser und Zucker benötigt, der Zucker kann von Mais, Trauben, Kartoffeln, oder anderen Früchten kommen. So liegt natürlich, wenn man eh schon Kartoffeln oder Mais pflanzt, ein kleines Nebengeschäft mit Moonshine auf der Hand. Was soll man auch sonst mit all den vielen angeschlagenen Kartoffeln tun? Vor allem wenn der Alkoholhandel so lukrativ ist. 

Nachdem der Alkohol gebrannt ist, ist das nächste Problem der Transport. Da sind der menschlichen Fantasie keine Schranken gesetzt. Anscheinend war eines der beliebten Methoden eine Beerdigung vorzutäuschen. Der Alkohol war im Sarg versteckt und die Pietät verbot es im allgemeinen eine Beerdigung zu unterbrechen und den Sarg zu öffnen. 

Zusätzlich zu den Moonshiners, die den Alk selbst machten, gab es auch nicht die Runrunners (Rumläufer), die Alkohol aus Kanada in Norden oder Südamerika und der Karibik einschmuggelten. New Orleans war eines der Zentren des illegalen Alkoholimports. Dort ging es vor der prohibition schon ziemlich hoch her, aber anschliessend war die gesamte Stadt mehr oder weniger ein gigantisches, illegales Alkoholdepot.

Nachdem die Prohibition zu Ende war ginge das mit dem Moonshine weiter. Alkohol ist nach wie vor billiger, wenn man ihn selber macht. Und irgendwo liegen ja immer ein paar Kartoffeln oder ein paar Maiskolben herum. das machen von Moonshine ist jedoch nach wie vor verboten, wenn auch einige Staaten etwas laxere Gesetze haben und eine beschrankte Menge and Alkoholbrennen für den Eigenbedarf erlauben. Diese Gesetze sind allerdings im Konflikt mit dem Bundesgesetzen, die Brennen ohne Lizenz verbieten. Es geht, natürlich, um die Alkoholsteuer, die sich der Staat nicht entgehen assen will. 

Heute, am 5. Juni werden also die Moonshiners und ihr illegales Produkt mit den National Tag des Moonshines geehrt und ich bin direkt am Überlegen, ob ich mir nicht zur Feier des Tages, irgendwo eine Miniflasche Gin besorgen soll. Aber dann brauch ich Tonic und einen Limettenschnitz – ich lass das bis Donnerstag im Flugzeug nach Deutschland. Da lass ich mir dann, unter den missbilligenden Blicken meines Sohnes, eine dieser winzigen Minibar-Flaschen Gin und eine Dose Tonic geben. 

Das gilt.