Ich weiss, ich weiss, es ist November in Konstanz und was kann man da schon erwarten.  Ich weiss auch, dass ich völlig verweichlicht bin und echt keine Ahnung mehr habe, was richtig schlechtes Wetter ist und dass ich mich, bitte schön, nicht so saublöd anstellen soll.  Aber ehrlich jetzt mal, das da draussen ist doch kein Wetter, das ist eine Zumutung – und eine Garantie für eine ausgewachsene Winterdepression.

Winterdepression

Genau so fühle ich mich im Winter in Konstanz

Wenn ich etwas an Konstanz nie ausstehen konnte war es das Wetter so ca. zwischen Ende Oktober und Ende März.  Schon als Teenager war mir klar, dass ich entweder ein Ferienhaus irgendwo im Süden mit passendem 7-Monate-pro-Jahr Job brauche oder aber hier weg muss, wenn ich nicht eines besonders langen Winters elendiglich an Depression verenden will.

Nein, ich übertreibe nicht, oder wenn dann nur ein klitzekleines bisschen, ich bin eine dieser seasonal Depressiven, eine von denen die ewig wenig Vitamin D haben und die im Sommer wie Aufziehmäuse durch die Landschaft düsen und im Winter schwermütig über den Sinn des Lebens nachdenken – oder Schlimmeres.

Winterdepression

In Kalifornien geht es mir eher so!

Ich erinnere mich eines Tages, vor vielen Jahren als ich in der dicksten Nebelsuppe mit dem Rad zur Uni gefahren bin, die Sonne konnte man andeutungsweise als kleine Erhellung am sonst gleichmäßig grauen Himmel ausmachen und was das schlimmste war, es ging schon seit Tagen so und kein Ende in Sicht.

Saisonale Depressionen – das ist eine anerkannte krankheit

Ich höre die Stimme meines Dad’s im Hinterkopf, während ich das schreibe. Sie sagt, dass das mit der Winterdepression doch ziemlicher Blödsinn ist.  Ein paar andere Stimmen geben ihm recht.  Aber genau aus diesem Grund habe ich die Quelle aller Weisheit zu dem Thema befragt: Wikipedia.  Ich halte es jetzt mal mit meinem Sohn: wenn’s in Wiki steht, dann stimmt’s.

Also in Wiki steht, dass Winterdepression neuerdings seasonal affective disorder heisst und mittlerweile – trotz anfänglicher Skepsis – als relative häufig verbreitete Gesundheitsstörung anerkannt ist.  Wiki fügt noch hilfreich hinzu, dass in Florida nur 1,4% der Bevölkerung, in Alaska allerdings 9,9% betroffen sind.  Das kann man jetzt nicht direkt als Riesen-Überraschung werten.

Leider konnte ich auf die Schnelle keine Zahl für Deutschland finden, da muss ich nochmal nachbohren.

Man soll Vitamin D einnehmen, der Zusammenhang zwischen saisonalen Depressionen und Vitamin D Mangel ist erwiesen und um Vitamin D herzustellen braucht der Körper Sonne. Ich muss allerdings sagen, dass das bei mir nicht viel hilft. Was wirklich hilft ist Licht und Sonne – schönes Wetter eben.

Auch bei uns in Kalifornien wird es im Winter sehr früh dunkel und da wir deutlich südlicher liegen (Höhe Sizilien) sind auch die Sommerabende nicht so ewig lange hell wie hier.  Aber zurück zum Winter: dass man tagelang die Sonne nicht sieht ist sehr selten.  Selbst wenn es morges neblig ist, ab Mittag ist es schön und dem typisch Winterdepressiven wird es ganz froh ums Herz.

Ich weiss, mir kann man es mal wieder nicht recht machen, wenn ich in Kalifornien bin jammer ich, dass es endlich regnen soll und wenn ich hier bin jammer ich dass es endlich aufhören soll.  Vielleicht könnten die Konstanzer ja ein bisschen Regen nach Kalifornien schicken, gern direkt nach Sunnyvale.