Flut in Kalifornien

Bildquelle: Wiki

Heute morgen hab ich mit meiner Freundin in Konstanz telefoniert, die hat angemahnt, dass ich nicht genug über den Regen und die Flut in Kalifornien geschrieben habe und dass sie deshalb auf sehr merkwürdige Quellen auf Youtube für Information angewiesen war.  Okay, ich hab verstanden, mehr zum Thema Wetter.

Also als erstes: wer gerne Nachrichten aus der Gegend hier hören/lesen möchte und Youtube nicht für die richtige Quelle hält kann es mit KQED, dem hiesigen Ableger des National Public Radio versuchen.  Die sind sehr gut und bemühen sich, um ausgewogene Berichterstattung. Das Gegenteil von Fox/Faux News also. Der Rest, also die lokalen Stationen con ABC oder NBC find ich nicht so toll, zu wenig wirklich Nachrichten und zu viel Superregionales.  Es wird nicht gerade über jede Katze, die sich in einem Redwood versteigt geschrieben, aber so ähnlich.

Also die Flut in Kalifornien. Das mit dem Oroville Damm war natürlich schrecklich.  Es war einer dieser Geschichten, für die ich mit den ganzen andern schrecklich Dingen, die hier so abgehen irgendwie gar nicht so recht verfolgen konnte.  Natürlich haben auch wir mehr oder weniger atemlos immer wieder geschaut, ob das Ding hält und ich hab mir überlegt, was ich tue, wenn er bricht.  Soll ich da hinfahren und vor Ort Hilfe leisten oder sollen wir anbieten jemanden vorübergehend im Arbeitszimmer unterzubringen oder einfach hoffen, dass das professionell erledigt wird und irgendjemandem Geld spenden.  Das Ding hielt, zum Glueck und so blieb uns die Entscheidung erspart.

Das Problem ist nicht unbekannt, jeder der mal die 880 in Oakland lang gefahren ist weiss, wie schlecht die Infrastruktur in diesem Land oft instandgehalten wird.  Da bröselt es, das gibt es riesige Löcher in der Strasse, sogenannte potholes. also wörtlich uebersetzt Topflöcher, weil sie zwar klein aber sehr tief sein können – nicht toll für die Achse von Autos. Der Damm ist nur eines von vielen Beispielen.  nach vielen Jahr der Dürre war der Druck auf diesen alten Staudamm nicht besonders hoch und dann haut es plötzlich innerhalb von einigen Tagen unglaubliche Massen an Wasser heran und so kommt es dann, dass der Damm kurz vor dem Überlaufen steht und das Entlastungswehr sowie das Notfallentlastungswehr ebenfalls am zusammenbrechen sind. Die Gefahr war, dass das Wehr zusammenbricht und sich eine 9 Meter hohe Wasserwelle ins Tal ergiesst.  180,000 Menschen, die stromabwärts wohnten wurden vorsorglich evakuiert.  Zum Glueck ist nichts passiert, das wäre eine schrecklich Katastrophe geworden und mit Hilfe aus Washington wäre ja auch nicht zu rechnen gewesen, Donald mag uns nicht und findet nicht, dass wir Aufmüpfigen Liberalen Hilfe verdient haben.

Ueberflutungen

Flut in Kalifornien

Eine Strasse in San Jose

Neben der potentiellen ganz grossen Katastrophe gab es noch jede Menge kleinerer.   In San Jose, z.B. hat es drei Stadtteile überschwemmt, das stand das Wasser kniehoch in den Häusern und der Skandal hier, ist, dass die Stadt die Leute nicht rechtzeitig gewarnt hat, oder, um genau zu sein, gar nicht gewarnt hat, bis die Retter  in den Booten an die Fenster klopften.  Es gab wohl Warnungen per Facebook, Twitter und Nextdoor (eine Internet Nachbarschaftsorganization), aber viele Leute in den betroffenen Gebieten haben das nicht gesehen und/oder verstanden die Warnungen nicht, da sie nur Spanisch oder vietnamesisch sprechen.  Das es kein stadtweites koordiniertes Warnsystem gibt hat sich hier gerächt und es wird noch viel Ärger geben. Einer der Jungs im Kommunikationsteam für den March for Science, dem ich auch angehöre, ist überflutet worden – muss wohl ganz schrecklich sein, wenn man so knietief im Wasser steht ist so ziemlich alles futsch, das man besitzt, vielleicht mal von ein paar Büchern und Tellern in höheren Regalen abgesehen.

Flut in Kalifornien

Diese Bruecke inder Naehe von Big Sur ist aus verständlichen Gründen gesperrt. Bildquelle

Flut in Kalifornien

Highway 50 muss auch repariert werden

Zusätzlich hat es verschiedene Strassen unterspült und eine der Brücken entlang des Highway 1 muss wohl erneut werden, wie und wann wird sich zeigen.  Highway 50 ist auf einem kleine Stück auch teilweise kollabiert.

 

Uns hat das Wasser nie bedroht, der nächste Bach ist zwar nicht weit weg aber unser Haus liegt in einer kleinen Sackgasse und etwas erhöht.  Zwar nicht viel aber ich würde sagen zo ca. 1 -1 1/2 Meter über der Strasse und bis das überflutet wird muss mehr passieren als tagelanger Dauerregen.

Die gute Nachricht ist, das fast gesamt Kalifornien mittlerweile aus der Dürre raus ist.  In der Sierra Nevada liegt Schnee und so werden wir einen weiteren Sommer überstehen.