Es war mal wieder eine turbulente Woche, in der man die Augen eigentlich nicht von den Nachrichten lassen konnte.  Es gab einen Rücktritt nach dem andren. Heute morgen war ich mal wieder bei FabMo und hab ein bisschen Stoff sortiert – das beruhigt die Nerven – und ist gewöhnlich einer der wenigen Plätze/Zeiten, in denen Politik und Nachrichten aussen vor bleiben.  Das war bis eine der Damen hereinkam und verkündigte “Bannon ist draussen”.  Da haben wir alle einen sicher ziemlich peinlichen Freudentanz aufgeführt.

Diese Woche hat Trump es wirklich übertrieben: die fehlende Verurteilung der Rechtsradikalen, dann die steife Pressekonferenz mit der Verurteilung, dier er mit einem völlig blanken Gesichtsausdruck vorgetragen hat.  Vom Teleprompter abgelesen, was er bekanntermassen nur dann tut, wenn we etwas sagen muss, was er nicht sagen will.  Und so war es auch, der innere Rassist, mal rausgelassen, wollte sich nicht mehr einsperren lassen und so ging es nur bis Dienstag gut, bis das alles platzte. Ich gestehe es, ich konnte mir diese Pressekonferenz in der vergüldeten Lobby des Trump Towers nicht in Gänze ansehen, es war zu schrecklich, zu peinlich, zu unsagbar.  Ich habe Ausschnitte gesehen, die wichtigsten, in denen Trump die rechtsradikalen Idioten und die Gegenprotester gleichsetzt und sich nicht entblödet hinzuzufügen, dass die Nazis ja immerhin eine Genehmigung hatten, die anderen nicht.

Kelly kann einem Leid tun
Rücktritt

Glücklich ist anders: Kelly während Trumps Pressekonferenz

Ich bin sonst niemand, der Mitleid mit Generälen hat, besonders mit Generälen, die für Trump arbeiten.  Aber als ich Kelly da so stehen sah, auf den Boden starrend mit eiserner Miene konnte ich mir nicht helfen.  Unter normalen Umständen wäre die Idee, dass ein Militär das Weisse Haus dirigiert abschreckend.  Aber was ist momentan schon normal?  Bei Kelly weiss man zumindest, dass er weiss was Krieg bedeutet, diszipliniert ist und sich hoffentlich im letzten Moment zwischen Trump und die Nuklearcodes wirft.  Ich habe mich gefragt, warum er diesen Scheiß-Job angenommen hat.  Spaß hat er keinen, das kann ich eigentlich garantieren. Die beste Erklärung, oder jedenfalls die, die ich glauben will ist: Pflichtbewusstsein.  Das passt zu einem ehemaligen Marine, der einen Sohn in Afghanistan verloren hat. Er tut das aus Pflicht zum Vaterland und um das Schlimmste zu verhindern. Das ist die Erklärung von der ich möchte, dass sie wahr ist, dann kann ich ein bisschen ruhiger schlafen in dem Wissen, dass der disziplinierte General ein Auge auf alles hat.  Oder besser noch zwei.

Gegenreaktion

Die Gegenreaktion auf Trumps Nazibekenntnis war heftig – und hätte gern noch heftiger sein können.  Aber immerhin.  Was ich faszinierend fand war, dass die Medien anonym Weisse Haus Mitarbeiter zitierten, die gesagt haben sollen, dass Trump sich jetzt öffentlich zu den Rechtsradikalismus bekannt hat, von dem alle wussten, dass er ihn privat hegt.  Wow!  Da haben also die engsten Mitarbeiter des Präsidenten mehr oder weniger folgendes gesagt: er ist ein Rechtsradikaler mit rassistischen Untertönen, wir wissen das schon lang aber wundern uns jetzt doch ein wenig, dass er es so offen zugibt.”

Ein Rücktritt nach dem anderen
Rücktritt

Ein Rücktritt nach dem anderen. Bild: Yahoo Finance

Seine CEO Beraterkremium hat sich nach Dienstag schnell geleert, man rätselte und spekulierte, wer als nächstes seinen Rücktritt publik macht. Aber das hat sich jetzt ja auch erledigt, da Trump zwei Kremien aufgelöst hat.  Typisch Trump, Kritik verträgt er keine und da schneidet er sich die Nase ab, um es seinem Gesicht zu zeigen (amerikanisches Sprichwort: cut off your nose to spite your face – benützt um einen selbstzerstörerische Überreaktion zu beschreiben).

Seither hat es noch mehr Flurschaden gegeben und einen Rücktritt nach dem anderen gegeben.  Das Bannon weg ist, fällt allerdings nicht in die Kategorie Flurschaden, es ist eine Wohltat.  Ein Bauernopfer vielleicht, um die Nazi-Kritiker zu beschwichtigen so nach dem Motto “seht mal, wir machen doch was gegen die Nazis!” Der erste evangelikaler Priester ist aus dem evangelikalen Beraterkremium ausgetreten (in Verein, den es meiner Meinung nach gar nicht erst geben sollte, aber man nimmt die Austritte wie sie kommen), mittlerweile acht gemeinnützige Organisationen haben ihre Veranstaltungen in Mar-a-Lago abgesagt und der Rat für die Künste und Geisteswissenschaften  ist auch en bloc zurückgetreten.  Gerade habe ich gesehen, dass auch das 15-Personen Beraterkremium für Digitale Wirtschaft en bloc zurückgetreten ist.  Wenn das so weiter geht muss bald Jared Kushner zusätzlich zum Frieden im Nahen Ostem den Beziehungen mit Mexiko und China, dem Innovationsforum und etlichen anderen Jobs auch noch die Geisteswissenschaften und die digital Wirtschaft übernehmen.  Apropos Kushner, man fragt sie wie lange die jüdischen Mitglieder der Regierung, dem antisemitismus-verteigenden Trump noch treu bleiben wollen.  Ivanka fällt einem da ein, die ja zum Judentum übergetreten ist wegen ihres Mannes, Jared Kushner.  Es fällt einem auch Steven Mnuchin, der Finanzminister, und Gary Cohn, Trumps ökonomischer Chefberater ein.  Mnuchin’s Kommilitonen von Yale haben ihm wohl schon angeraten jetzt endlich zurückzutreten.

Es keimt die Hoffnung auf, dass die Regierung Trump in den letzten Zügen liegt und während des ganzen unwürdigen Spektakels Robert Mueller im Hintergrund und sehr effizient seine Arbeit tut.

Die Flasche Veuve Cliquot steht immer noch im Kühlschrank und wartet auf ihren Einsatz am Tag von Trumps Rücktritt oder der Amtsenthebung!