Da hab ich mal wieder so ein altes Sprichwort über Schusterkinder hervorgekramt das, leider, nur zu gut passt. Seit ich wieder mehr Blogs für andere schreibe, hab ich oft keine Zeit und Kreativität übrig meine eigenen Blogs zu schreiben. Schade eigentlich, denn es gibt ja doch einiges hier zu berichten. Schusterkinder

Ich gelobe Besserung!

Die letzten Wochen habe ich mir die Finder wundgeschrieben über ein Thema, von dem ich eigentlich wenig Ahnung habe, aber was soll’s, ich kann ja lesen. Ich schreibe für eine Firma in New York, die einen Datenbank-Service für ihre Kunden anbietet und ihnen hilft sogenannte key opinion leaders unter den Ärzten des Landes zu finden. Also Ärzte und Wissenschaftler, die in klinischen Studien beraten können und hinterher auch von ihren Kollegen ernst genommen werden. Nicht gerade weltbewegend, aber was soll’s, lernen tue ich trotzdem einiges. Mein neuster Kunde ist im Bereich Personal in Pflegebereich unterwegs, für die schreibe ich zum Thema Personal sowie Gesundheitswesen im allgemeinen. Das ist deutlich spannender als es klingt, vor allem weil sie wollen, dass ich jede Woche zwei aktuelle Artikel aussuche und dazu meine Meinung/Ansicht schreibe. Endlich zahlt mich mal jemand dafür, dass ich meine Meinung sage. Ich hab’s noch nicht ausprobiert aber ich vermute, dass ich mich von den super-kontroversen politischen Themen fern halten muss. Aber im Gesundheitswesen gibt es auch so genug Kontroversen, da werden mir die Themen nicht so schnell ausgehen. 

Apropos Kontroversen

Ich kann momentan keinen Blog schreiben, ohne zumindest  kurz auf dieses beschämende Spektakel hinzuweisen, dass sich momentan hier um die Nominierung von Brett Kavanaugh zum Richter im Obersten Gerichtshof abspielt. Die Heuchelei hat solch beschämende Ausmasse angenommen, dass es einem guten Teil der Bevölkerung, mich eingeschlossen, mittlerweile körperlich schlecht wird, wenn wir den Namen plus den seiner Spiessgesellen, die ihn auf Gedeih und Verderb durchdrücken wollen, nur hören. Dass Kavanaugh ein denkbar schlechter Kandidat ist, wissen wir schon lange. Wieso sonst hätten die Republikaner so ca 95% der relevanten Dokumente aus seiner Zeit unter Bush nicht veröffentlicht. Es ist üblich dem Senat Urteile, Begründungen, etc  eines Kandidaten zur Einsicht zu geben, damit sie sich ein Urteil bilden können. Das sind oft tausende von Seiten. Bei Kavanaugh wurde mit dieser Tradition gebrochen, die Republikaner haben sich geweigert die Dokumente herauszurücken mit der Begründung er sei ein guter Richter, dass, bitte schön, müsse man schon glauben. 

Das war die Warnflagge schlechthin, denn Kavanaugh’s Rolle in Bushes Regierung ist durchaus fragwürdig aber als Minderheitspartei sind die Demokraten komplett machtlos etwas dagegen zu unternehmen. Und da war dann noch die Geschihte mit den $200,000 Schulden, die plötzlich verschwunden waren. Es wurde von einem Problem mit Glücksspiel gemurmelt. So ungefähr das letzte, das man von einem Richter am Obersten Gerichtshof will, ist dass er ein Spieler ist.

Dachte ich. Dann kam Christine Ford mit ihren Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs. Relativiert das mit den Spielschulden dann irgendwie. Nun kann man mich als befangen betrachten, aber wenn eine Frau wie Dr. Ford sich nach 35 Jahren überwindet über ein solches dramatische Ereignis öffentlich zu sprechen dann tut sie das nicht leichthin. Immerhin hat ihre Familie mittlerweile Todesdrohungen bekommen.

Momentan ist die Anhörung im Senat. Ich tu mir das nicht live an, hab Angst, dass ich irgendwas nach dem Fernseher werfe. So ähnlich wie gestern, als ich von einer Konferenz in South San Francisco nach Hause gefahren bin und die Jungs bei NPR (National Public Radio – Nachrichtensender, dem man voll und ganz vertrauen kann) die Pressekonferenz von Trump live übertragen hat. Ich hab sofort umgestellt und mir lieber Werbung angehört. Ich hasse Werbung – normalerweise.

Das ganze Ausmass dieser elenden Geschichte, der Lügnerei, der Heuchelei ist schwer in Worte zu fassen. die Tatsache, dass es immer noch Frauen gibt, die sagen “so sind Jungs halt, ist ja nicht so schlimm. Und ist ja auch schon so viele Jahre her” wenn sie hören, was Kavanaugh (angeblich – muss man dazu sagen, denn er bestreitet ja alles und behauptet sozusagen ein Heiliger gewesen zu sein) getan hat, geht über mein Fassungsvermögen. Auch der ganze Blödsinn darüber, dass wilde Emanzen das Leben dieses “guten Mannes” zerstören wollen ist Bullshit. Der hat einen guten Job und wenn die Tatsache, dass man nicht Richter am Supreme Court wird schon bedeutet, dass das Leben zerstört ist, dann kenn ich ausschliesslich komplett zerstörte Menschen. Auch “Unschuldig bis die Schuld bewiesen ist” trifft hier nicht zu, das ist ja kein Gerichtsverfahren sondern letztendlich ein Bewerbungsgespräch für einen Job. Mit solchen Anschuldigungen kann man an der Schule meines Sohnes nicht Hausmeister werden. 

So jetzt muss ich doch mal in die Nachrichten schauen und dann hab ich einen Blog zu schreiben, vermutlich über eine neue Fassung des Sunshine Laws – spannend ohne Ende, es geht darum, welche Zahlungen von Pharmaunternehmen an Ärzte öffentlich bekannt gemacht werden müssen. 

Aber dem Schusterkinder Blog-Problem wollte ich doch endlich abhelfen.