StoffIch wollte heute mal über was anderes als Politik schreiben aber irgendwie hab ich eine komplette Öde im Hirn.  Mir fällt überhaupt nichts ein und wenn mir ein Thema einfällt, das fällt mir nicht ein, was ich dazu schreiben soll. Das passiert mir selten, sonst hab ich eigentlich fast immer was zu sagen, aber diese verdammte Sch…, die hier momentan abgeht, vertreibt jede Kreativität. Deshalb schreibe ich über Stoff, das geht immer 🙂

Da ich ja nicht einfach nichts schreiben kann, erzaehle ich Euch jetzt einfach, von der neuesten gemeinnützigen  Organization, für die ich gestern gefühlte Tonnen an Materialien herumgeschleppt hab.  Das ganze heisst FabMo und begann, als die Gründerin eines Tages vor vielen Jahren in San Francisco war und gesehen hat, wie aus einem Designzentrum massenhaft Stoffmuster geschleppt und in eine Mulde geschmissen wurden. Hannah muss irgendwo sparsame deutsche Vorfahren haben, denn das tat ihr in der Seele weh und so hat sie gefragt, ob sie die Sachen nicht haben könnte.  “Klar”, war die Antwort und darauf hin fuhr sie regelmäßig nach San Francisco und hat die Designer abgeklappert. Es gab Stoffe, Teppichmuster, Tapetenmuster und Kacheln. Sie hat angefangen das alles an Schule zu verteilen; die Grundschulen haben das Material gern genommen und zum Basteln verwendet.  Irgendwann wurde es sogar für die Schulen zu viel und so wurde ein Raum angemietet wo jetzt ein mal im Monat die Beute ausgelegt wird und Leute kommen können und sich Sachen nehmen.  Um die Miete zu bezahlen, wird um eine Spende gebeten.  Wer da so was spendet oder auch nicht, ist wieder eine andere Sache.  Ich glaube es reicht, wenn ich sage, dass es überall geizige Idioten gibt, die mit grossem Getue für viel Material $5 in die Kasse geben und dann anschliessend bei Starbucks für $4.50 einen Frapuccino oder sowas zu trinken.

Wöchentlicher Stoff-Beutezug

Gestern hab ich Hannah auf dem wöchentlichen Beutezug begleitet.  Sie kam mit einem Auto, dass so ca. leichenwagenmaessig viel Ablage hat und das in San Francisco praktisch nicht zu parken ist – aber wird haben den Platz gebraucht.  Wir sind zu drei Designzentren gefahren – alte grosse ehemalige Industriegebäude, in denen jetzt Designer ihre Läden haben.  Diese sind meist nicht für den Endverbraucher, die verkaufen in erster Linie oder ausschliesslich an Innenarchitekten.  Wir haben uns einen Schiebewagen der grossen Sorte gegrabscht und haben im 4. Stock angefangen und überall unsere Säcke oder Kisten abgeholt. Manchmal waren es nur kleine Tütchen, in anderen Fällen muellsaeckeweise Zeug. Ein Laden macht zu, die Miete ist verdoppelt worden, und so haben wir jede Menge Musterbücher und sogar Rollen mit Meterware bekommen.  So haben wir uns bis zum Erdgeschoss vorgearbeitet und dann alles in den Leichenwagen geladen und sind zum nächsten. Das war besonders cool, die hatten so einen alten Lastenaufzug mit einem Metallgitter, das zur Seite geschoben wird und einem Holzgitter, das nach oben geschoben wird.  Alles was für uns war, stand im ersten Stock direkt am Lift, wir mussten es nur noch umfüllen und in dem witzigen Lift wieder nach unten fahren.

Stoff

Ein Ringträgerkissen aus FabMo-Stoffen und einem einzelnen alten Ohrring, den ich auf dem Flohmarkt für praktisch nichts bekommen habe

Zwischendurch musste ich das Kissen vorzeigen, dass ich für den Ringträger bei der Hochzeit eines Bekannten aus FabMo Stoff gemacht habe, was natürlich bedeutet, dass ich auch noch einen Rucksack herumschleppen musste.

Stoff ist schwer, das weiss ich jetzt

Stoff kann ganz schön schwer sein aber die Kacheln sind das Schlimmste.   Zum Abschluss, nachdem die Arme nach 5 Stunden Stoff schleppen und Wagen schieben schon sehr müde waren sind wir noch in drei Kachelläden und haben dort zum Teil recht grosse Platten bekommen.

Danach ging im Stau auf der 101 zurück (da ist immer Stau, vor allem um die Zeit) und dann mussten wir in Mountain View auch noch alles ausladen und in den Vorratsraum schleppen.  Da wurde alles aufgetürmt und am Donnerstag kommen die anderen Freiwilligen und sortieren dann Stoff, Kacheln und Tapeten..

Ich hab mich ganz wacker gehalten, aber ins Fitness-Studio musste ich gestern nicht mehr.  Hanna, die sicher vom Alter her meine Mutter sein könnte hat geschleppt und geschoben, gezogen und gemacht, als wenn sie dreissig Jahre jünger wäre. Sie macht das jede Woche und ist fit wie ein Turnschuh.

Stoff

Das ist nur ein Teil, es gibt noch eine Kiste in der Garage sowie eine Ecke im Schlafzimmer …

Natürlich hab ich auch ein Täschchen – eigentlich eher eine proppenvolle Tasche – mit Sachen abgegriffen.  Mit allem, was ich so in den letzten Wochen vom Sortieren mitgebracht habe, habe ich jetzt einen Stoffnotstand.  Ich brauche dringend Platz, um die ganzen Schätze aufzubewahren und gute Ideen, was sich alles mit den hübschen aber oft kleinen Stücken Leinen oder Seide machen soll (ist natürlich auch anderes darunter, aber mit der Zeit bin ich anspruchsvoll geworden, billiges Material nehme ich nicht mehr).

Na ja, zwei Dinge hat das Ganze erreicht – eine Ganzkörpertraining und ein paar Stunden, in denen ich in erster Linie an hübschen Stoff und weniger and geisteskranke Politiker gedacht habe.

Schon mal was.