Eine Konstanzerin in Kalifornien

Tischmanieren – Hüben und Drüben

Tischmanieren

Das gehört sich weder hier noch dort!

Gute Manieren bedeuten nicht überall das gleiche.  Hier in den USA sind andere Verhaltensweisen akzeptable als in Deutschland.  Tischmanieren sind ein Beispiel.

Tischmanieren hier und dort

In Deutschland macht man sich gerne lustig über die schrecklichen Tischmanieren der Amerikaner.  Zugegeben, manchmal sind sie das auch aber hier ist es auch nicht anders als sonst wo: manche wissen wie man sich verhält, manche eben nicht. Hier sind ein paar Unterschiede, die einfach auf anderen Gepflogenheiten beruhen.

Gabel und Messer wechseln die Hände
Tischmanieren

Zum Essen kommt die Gabel in die rechte Hand, das gehört sich hier so.

Was Deutsche als unkultiviert betrachten, nämlich die Gabel aus der linken Hand in die rechte zu wechseln, um damit einen eben abgeschnittenen Bissen in den Mund zu bugsieren ist hier normal und richtig.  Man kann persönlich dazu stehen, wie man will, aber hier macht man es so: Messer rechts, Gabel links, Stück Fleisch abschneiden, Messer hinlegen, Gabel rechts, Essen in Mund schieben. Wiederholen.

Diese Methode ist weder besser noch schlechter als die europäische Methode, die amerikanische ist vielleicht etwas umständlicher und zeitaufwändiger.  Dafür ist die europäische nicht so einfach für Leute, die links nicht so gewandt sind, da kann schon mal was runter fallen.

Was auch hier als schlechte Manier gilt ist das ganze Fleisch in kleine Happen vorzuschneiden und dann mit der Gabel hineinzuschaufeln.  Wer das tut, hat die amerikanischen Tischmanieren falsch verstanden.

Hände unter dem Tisch

Ist in den USA normal.  Die Haende dürfen/sollen im Schoss liegen, wenn man sie nicht braucht statt auf dem Tisch.  Wenn man also die linke nicht braucht, weil man die Gabel in der rechten hat, kommt die auf den Schoss, nicht auf den Tisch. Was man hüben wie drüben nicht tun darf: Ellenbogen aufstützen.  Wer das tut, hat keine anderen, sondern keine Manieren.

Mit den Händen Essen
Tischmanieren

So sollte man Pizza essen, leider passiert das nur selten

Zugegebenermassen eine Unsitte, die weiter verbreitet ist als in Deutschland.  Mehr Gerichte können hier mit den Händen gegessen werden, z.B. Pizza.  Wenn ich nach Konstanz komme und an jeder Ecke einen Pizza-Dienst sehe denke ich mir manchmal, dass hier vermutlich mittlerweile auch viel Pizza direkt aus dem Karton mit den Händen abgerissen und gegessen wird.  Fast Food, Pizza und viele mexikanische gerichtet wie Tacos sind zwei Beispiele.  Natürlich wird Finger Food mit den Fingern gegessen, ganz wie in Deutschland.

Tischmanieren

Die Schulen tun wenig (oder nichts) den Kindern ordentliche Manieren beizubringen

Hier in Silicon Valley stell ich immer wieder fest, dass die Unsitte des mit den Händen essen vor allem bei Kindern immer weiter verbreitet ist.  Da wird dann auch mit den Pfoten in die Nudeln gegrabscht.  Zum einen sind die Eltern daran schuld, denn sie scheinen den Kindern nicht beizubringen, wie man ordentlich isst.  Zum anderen sind aber auch die Schulen schuld, die aus Angst jemand könnte sich mit einem Buttermesser verletzen den Kindern nur noch Gabeln und Löffel geben und alles in Happen servieren, die man eben auch mit den Händen reinstopfen kann.  Dazu kommt noch, dass z.B. in Indien mit den Händen gegessen wird und die indischen Kinder diese Sitte – die in Indien normal ist und auch bestimmten Regeln folgt – mit in die Schulen bringe.  Dort werden die Regeln dann missachtet und jeder grabscht sich das Essen, auch die Nicht-Inder.

Beten

Kommt hier nicht so häufig vor, ich hab es aber auch schon erlebt, wenn auch selten: das Tischgebet.  Das kenn ich so gar nicht von zu Hause und mach dann halt gute Mine und sitzt ruhig mit nachdenklichem Gesicht da bis alles vorbei ist.

Wir versuchen dem Kind europäische Tischmanieren beizubringen, was nicht einfach ist, den z. B. das Gabel links halten wird hier als schlechte Angewohnheit gesehen – das will man ja auch nicht forcieren.  Na ja, solange er sich die Essen-Grabscherei nicht angewöhnt muss ich froh sein.

 

 

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2 Comments

  1. Eric

    Ich hatte mal eine Kollegin aus dem Badischen (darauf hat Sie wert gelegt!)
    Die sagte immer: Weischt …

    Weischt, Tina, ich denke mit den Tischmanieren, muss und sollte man es nicht übertreiben. Gabel von links nach rechts wechseln, why not? Nicht gebrauchte Hände in den Schoß legen, na klar, auf dem Tisch stören die doch sowieso nur. Es gibt halt auch viele Gerichte, da benötigt man keine zweite Hand. Ellenbogen auf’m Tisch geht gar nicht!
    Was ich aber viel schlimmer finde, wenn es um das Essen in öffentlichen Räumen geht ist, wenn am Nachbartisch oder sonst wo im Restaurant in lautstarkem Ton rum gegaggert wird. Das beziehe ich selbstverständlich auf Männer und Frauen.
    Das brauche ich dann gar nicht! In welcher Hand man die Gabel hält ist doch völlig egal, damit belästige ich niemanden. Aber eine “private Feier” in einem Restaurant zu zelebrieren, an dem dann alle anderen teilhaben dürfen / können / müssen, das halte ich für viel ärgerlicher und es wäre für mich ein Grund zu gehen…

    • Californiagirl

      Ja, da hast Du recht. Ich mag das auch nicht, wenn es so laut zugeht. Ich versteh immer ganz gern, was die Leute, mit denen ich unterwegs bin zu sagen haben. Was mich früher immer tierisch geärgert hat, ist wenn jemand am Nebentisch sass und seine qualmende Zigarette in meine Richtung gehalten hat. So nach dem Motto “meine Freunde hier will ich nicht belästigen, aber dass Du den Rauch abkriegst ist mir egal”. Zum Glueck bleibt uns das heutzutage erspart!

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