Eine Konstanzerin in Kalifornien

Typisch Amerikanisch: Tailgating und Herbstfeste

Ich bin heute mal wieder politikmüde.  Irgendwann kann man es einfach nicht mehr hören und auch nicht darüber schreiben.  Deshalb heute etwas harmloses, ein Blog zum Thema typisch Amerikanisch – das geht immer mal wieder zwischendurch.

Ich hab gestern mal wieder länger mit Montana und Philly telefoniert.  Den beiden geht es wie mir, totaler Überdruß mit der Situation hier im Lande.  Überdruß bis zu dem Punkt, wo es einem wirklich körperlich schlecht wird, wenn man an den ganzen Scheiß denkt.  Montana, bekannt als Optimistin, die sich nicht unterkriegen läßt, denkt ganz offen darüber nach das Land zu verlassen.  Nur wohin? Philly hat die Option nicht, denn sie muß sich um ihre alte, schwerkranke Mutter kümmern, aber sie hat schon die besten billigen Länder/Plätze zum Auswandern recherchiert.

typisch amerikanisch

Heute ist der National Relax-Tag. Bildquelle

Klar, viele denken ich übertreib mal wieder. Das wird schon wieder, betrifft dich ja nicht persönlich, etc.  Stimmt aber nicht und tut es doch – aber heute, dem Nationalen Tag des Relaxens hab ich beschlossen, über was anderes zu schreiben, etwas zum Thema typisch amerikanisch und mich für eine kurze Zeit nicht darüber aufzuregen, dass anscheinend Obama und George Soros (immer Soros, der ist an allem Schuld) an der ganzen Scheiße in Charlottesville Schuld sein sollen.

Themenwechsel: typisch amerikanisch

Also, zu dem Thema fällt einem so einiges ein. Über die amerikanische Kunstform des Smalltalks hab ich ja schon hier geschrieben aber es gibt noch einiges zu sagen.  Fangen wir mal mit etwas an, das ich selbst nur aus einer einmaligen Erfahrung kenne: Tailgating Parties.

typisch amerikanisch

Typisch amerikanisch so eine Tailgate Party. Bildquelle

Die Amerikaner, wie die Deutschen und die meisten anderen lieben ihre Sportveranstaltungen, besonders Football und Baseball. Eine Tradition, vor allem vor Football-Spielen, ist es auf dem Parkplatz vor dem Spiel eine Party abzuhalten. Diese Parties heissen Tailgating Parties, weil sie um den offenen “tailgate” also das hintere Ende eines 5-türigen Autos (mit so einem alten Toyota wie unserem kann man nicht ordentlich tailgaten) abgehalten werden.  Man kommt früh beladen mit den üblichen Fressereien, wie Grillwürstchen, Kartoffelsalat, Chips und Salsa, Bier in Kühlboxen und Campingstühlen und macht es sich auf dem Parkplatz gemütlich. Idealerweise trägt man die entsprechenden T-Shirts und Schals oder was auch immer des Teams und liefert sich lautstarke Gespräche von Tailgate zu Tailgate mit anderen Gleichgesinnten oder tauscht meist freundliche Feixereien mit den Fans des anderen Teams aus.  Für Nicht-Sportfans wie mich, wird das schnell langweilig, denn worauf es ankommt ist über das Team zu reden, Spielzüge der letzten zehn Spiele zu diskutieren und Bierdose in Hand über die Zukunft des Teams zu schwadronieren. Eine Boombox, die für Stimmung sorgt ist auch immer eine feine Sache. Diejenigen, die sich für Sport interessieren und ein Lieblingsteam haben und ausserdem einen Vorwand brauchen, mal wieder so richtig ungesund zu essen, die finden das toll.  Ist ja auch okay.

Typisch amerikanisch: Herbstfestivals
Typisch amerikanisch

Typisch amerikanisch sind die Herbstfeste mit jeder Menge Kürbissen

Wenn wir schon beim Feiern sind gibt es noch die Herbstfestivals zu erwähnen.  Es geht Ende September los: der Mais ist reif und abgeerntet, die Kürbisse stehen im Saft und leuchten orange und gelb und der typische Städter verspürt das Verlangen aufs Land zu pilgern.  Hier im Valley geht man nach Halfmoon Bay, dort gibt es Farmen und die sind auf den Ansturm eingestellt.  Auf den abgeernteten Maisfelder sind aus dem Stroh kleine Labyrinthe für die Kinder aufgebaut, überall liegen Kürbisse zum Verkauf herum, nach Größe, Farbe und Essbarkeit sortiert.  Kleine Bähnchen fahren herum, es gibt Kürbiss-Suppen Stände und pumpkin pie, das Gelände ist aufwendig dekoriert mit Vogelscheuchen und ausgehöhlten Kürbissen. Mit etwas Glück gibt es irgendwo noch ein paar Häschen zum Streicheln.  Die Herbstfeste sind eine reine Familiengeschichte, speziell für die Kleinen, die es noch toll finden über Heuballen zu klettern und Häschen zu sehen.  Es gibt wohl auch Wettbewerbe, bei denen Kürbisse über die Felder geschleudert werden oder in die Luft gejagt werden.  Sowas haben wir hier in Halfmoon-Bay nie gesehen, da geht es gesitteter zu. Das ganze macht man an einem Tag im Jahr, meist Samstag oder Sonntag und steht natürlich vor allem hier im Valley auf dem Hin- sowie auf dem Rückweg erstmal lange im Stau.  Aber so ist es ja mit fast allem hier.

 

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2 Comments

  1. Eric

    Für “Montana” wäre doch Kanada eine Alternative. Das macht zumindest “wettertechnisch” wahrscheinlich nicht so viel aus…

    • Californiagirl

      Ja, aber die Kanadier werden momentan ganz schoen überrannt und billig ist das Leben dort auch nicht gerade!

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