Grün

Die gute alte austauschbare Birne hat ausgedient, jetzt gibt es Wegwerf-Leuchten: Von wegen grün

In Kalifornien erzähle ich immer allen wie sau-grün alle in Deutschland sind und wie lang schon und wie toll das ist und dass die Amis sich da mal eine Scheibe, aber ‘ne dicke, davon abschneiden können.  Jetzt sehe ich leider selber, dass das auch nicht immer so ganz der Wahrheit entspricht.

Also, ich bin mal wieder in Konstanz für ein bisschen und der Anlass zu dieser Beschwerde ist ein Besuch eines bekannten Baumarktes. Es werden jetzt hier keine Namen genannt, denn der Baumarkt kann ja nichts dafür, der hat halt seine Lieferanten und seine Kunden.

grün

Der Kauf einer Aussenleuchte zeigte wie wenig grün die Realität in Deutschland manchmal aussieht

Wir brauchten eine Aussenleuchte.  Die letzte zierte das Haus seit 1975 und war damals schon gebraucht.  Zierte ist auch nicht das richtige Wort.  Sei’s drum, es war wie es war, und das Ding war nicht schön aber zweckmäßig. Jetzt ist das Haus neu gestrichen und brauchte zur Vervollständigung fuhr den Balkon eine neue Außenleuchte.

Im Baumarkt strahlte uns eine ganze Wand Aussenleuchten entgegen und wir dachten schon, das wird schwierig mit der Urteilsfindung.  Wir sind oft nicht so ganz einer Meinung, wenn’s um Design geht und über Geschmack kann man je bekanntlich und sprichwörtlich nicht streiten (obwohl ich finde, dass es sich gerade darüber ausgesprochen gut streiten lässt).

Wir stehen also und diskutieren. Die eine ist zu gross, die andere zu klein und vermutlich nicht lichtstark genug, die nächste hat irgendwie eine komische Form und das alles ist überhaupt kein Problem, denn es gibt ja noch viel mehr.

das Kleingedruckte

Ich lese nie Beipackzettel, Bedienungsanleitungen, Anweisung und jegliche Art anderer in kleiner Schriftgröße verfasste Dokumente, aber heute, ich will ja zeigen, dass ich das gründlich mache und ernst nehme, lese ich zumindest den Satz der in rot umrandet auf fast jedem Preisschild steht.  Ich kann den jetzt nicht wiedergeben, weil er für mich keinen Sinn machte und wenn was keinen Sinn macht geht es nicht in mein Gehirn.  Allerdings will ich das auch so nicht auf sich belassen und geh mal eben fragen – typisch Frau – was der ominöse Satz denn nun bedeutet. Der freundliche junge Mitarbeiter klärt mich auf:  der ominöse Satz, der auf ca. 90% der Preisschildchen prangt, bedeutet, dass man die Birne, oder wie das heute vornehm heißt “das Leuchtmittel” nicht austauschen kann.  “Wie jetzt?” frag ich, “was macht man dann wenn die Birne durchgebrannt ist?” “Die alte Lampe wegwerfen und eine neue kaufen” lautet die Antwort.

“Nee, jetzt” fällt mir dazu sehr uneloquent nur ein.  “Das darf doch wohl nicht wahr sein, Birne futsch, Lampe auf die Deponie mit all dem Metal und Glass und Plastik?” “Ja, so ist das leider” muss ich mir sagen lassen.

“Da steht doch aber drauf, dass man 25 Jahre Garantie hat für die Leuchte.  Was ist denn damit, die Birne macht’s doch keine 25 Jahre, oder?” Natürlich weiß ich, dass es die Birne keine 25 Jahre macht, aber die Gelegenheit blöd nachzufragen kann ich dann doch nicht ungenützt verstreichen lassen.

Der freundliche junge Mitarbeiter gibt mir recht, fünf, vielleicht sechs Jahre schafft die, höchstens! An dem Punkt beschliesse ich ihn von der Angel zu lassen, alles weitere wäre unnötige Quälerei, er macht die Lampen ja nicht, er verkauft sie nur. Also gehen wir zurück ans Regal und suchen gezielt nach Leuchten, die den ominösen Satz nicht auf dem Preisschild haben.  Das schränkt die Auswahl dann doch dramatisch ein und so ist aus den verbliebenen drei oder vier schnell ein Exemplar ausgewählt.  So wenig Angebot hat auch was Gutes, man muss sich nicht herumstreiten wegen drei Zentimeter länger oder kürzer oder ob man halbrund oder eckig besser findet.  Die Entscheidung ist einem abgenommen.

Der freundliche junge Mitarbeiter packt das gewählt Exemplar auch noch für uns aus und wir überzeugen uns, dass man da eine Birne, ähm ein Leuchtmittel, rein und rausschrauben kann. Er erzählte uns auch noch, dass der Trend seit ein paar Jahren zur Wegwerfleuchte geht.  Das Austauschen der LED Leuchtmittel wird dem Kunden entweder von Anfang an nicht zugemutet oder aber die Präferenz der Kunden für Bequemlichkeit hat die Lampenhersteller dazu gebracht diesen Einmal-Quatsch zu produzieren. Welche von beiden Möglichkeiten die richtige ist konnten wir im Rahmen unseres Gespräches mit dem freundlichen jungen Mitarbeiter nicht mehr klären.

Wie dem auch sei, ich hab mich echt geärgert über diesen Schwachsinn. Da wird grün getan, von Nachhaltigkeit geschwafelt,  ökologisches Denken und Umweltverträglichkeit beschworen aber dann kauft man sich eine Leuchte, die man, wenn die Birne durchbrennt, wegschmeissen muss. Und wenn man dann von der alten Leuchte anfängt, die seit 1975 bis vor einer guten Woche den Balkon zierte  und deren Birne man unzählige Male einfach und schnell ausgetauscht hat, fühlt man sich wie ein Fossil.

Ist aber auch Wurst, den Scheiss haben wir nicht mitgemacht, wir haben eine Leuchte für Fossile gekauft!

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