Als ich vor vielen Jahren in die USA zog machte ich mir wenig Gedanken über solche Dinge wie Kulturschock.  Die Amis, dachte ich, sind so wie wir, ich geh ja nicht nach Japan, wo eine nicht tief genuge Verbeugung einen Menschen tödlich beleidigen kann.

Stimmt ja auch, mehr oder weniger, manchmal eben weniger.  Trotz aller kulturellen Nähe kann man auch in Amerika Fehler machen, die beleidigen, oder sich selbst beleidigt fühlen, auch wenn es gar nicht so gemeint war.

Hier ein Beispiel, das für USA Touristen relevant ist:

Restaurant-Besuchin den USA

Auch beim Bestellen in einem Restaurant kann man in den USA Fehler machen

Wenn man in deutschen Restaurants bezahlen möchte schaut man sich um, und winkt die Bedienung heran.  Wenn man Glück hat kommt er oder sie bald, dann sagt jeder was er gegessen und getrunken hat, das wir aufgeschrieben, ausgerechnet, jeder zahlt seinen Teil und gut.  Jedenfalls läuft das bei den eher weniger feinen Anlässen mit meinen deutschen Freunden so.

Restaurant Etikette in den USA

In Amerika geht das anders und zwar gleich doppelt anders:

Oft, wenn auch nicht immer, bringt die Bedienung im Restaurant die Rechnung schon, bevor man sie angefordert hat.  Plötzlich steht sie auf dem Tisch in einem Mäppchen mit Platz für die Kreditkarte und die Bedienung eilt mit einer Bemerkung wie “whenever you are ready” also ungefähr “tun Sie da die Kreditkarte rein, wann immer Sie soweit sind” davon.

Das ist normal, das machen wir hier so.  Das ist kein Rausschmiss, keine Unfreundlichkeit, niemand will hier irgendjemanden beleidigen: die Bedienung ist proaktiv und bringt die Rechnung, ohne dass man danach fragen muss.  Wenn man jetzt doch noch ein Desert möchte, oder einen Kaffee, dann sagt man das, er/sie nimmt die Rechnung wieder mit und bringt eine neue.  Alles gut.  Ich habe Deutsche erlebt, die sich furchtbar darüber aufgeregt haben, dass ihnen die Rechnung auf den Tisch gelegt wurde, bevor sie danach gefragt haben.  Worte wie “Unverschämtheit” und “Frechheit” fielen und sie haben sich wahrscheinlich den ganzen Tag lang aufgeregt.  Das muss nicht sein – ehrlich, es ist nicht bös gemeint.

Wenn’s dann ans Bezahlen geht muss man im Kopf behalten, dass die amerikanischen Bedienungen das Rechnungen-Splitten nicht beherrschen.  Da kommt eine Rechnung und es wird erwartet, dass die von einer Person bezahlt wird. Oder – wenn man es kompliziert machen möchte – kann man die Rechnung einmal teilen, also jeder zahlt die Hälfte oder man sagt: belasten Sie diese Karte mit $30 und diese hier mit $50.  Das Gedöns mit “ich hatte ein Bier, einmal Nudeln, einen halben kleinen Salat und einen Drittel Eisbecher” gibt es hier nicht. Gar nicht erst probieren.

Das ist zwar nervig und ungewohnt aber auch verständlich, denn man muss ja am Ende auf die Rechnung noch die Steuern geben, da wären wir dann bei einem Bier, Nudeln, einem halben Salat und einem Drittel Eisbecher plus 8.75% Steuern, oder was auch immer der Satz sein mag. Dann kommt noch der Tip (dazu in einem andern Blog). Das läuft nicht.

Wenn man mit der Familie essen geht ist es in der Regel eh egal, aber auf Reisen mit Freunden entweder darauf achten, dass man ungefähr gleich viel verzehrt – also nicht das Filet Mignon wenn die Freundin nur den Beilagensalat nimmt – oder man schreibt sich auf wer wann was bezahlt hat und rechnet am Ende (des Urlaubs, Tages, Woche) alles gegeneinander auf und leistet, wenn nötig Reparationszahlungen.

Alles halb so schlimm, wenn man weiss wie es läuft und ausserdem gibt jetzt wohl auch schon Apps, die dieses Problem zu lösen versuchen.  ich hab noch keine ausprobiert aber hier ist eine, von der ich gelesen habe: Splitwise