ZahnarztZahnärzte sind teuer, hüben wie drüben aber in Kalifornien ist – wie treue Leser meines Blog wissen – teuer ja noch einmal ein ganz andere Geschichte. Nach jahrelangem Verschieben hat mein Zahnarzt mit im letzten Herbst dann gesagt, dass  kein Weg mehr an Implantaten vorbeiführt.

Zahnarzt in Sunnyvale – Zahnarzt in Konstanz?

Ich weiss seit vielen Jahren, dass ich irgendwann zwei Implantate brauche, weil die Kronen nicht mehr halten.  Und als die eine dann zu wackeln anfing und mein Zahnarzt in Sunnyvale mich mitleidig ansah und meinte, da sei jetzt echt nichts mehr zu machen, wusste ich, dass die Zeit gekommen war.  Ich wappnete mich mental und ging zu dem vom ihm vorgeschlagenen Spezialisten.  Das Wappnen hat alles nichts genützt: eine Stunde später verlies ich unter Schock mit einem astronomischen Kostenvoranschlag in den Händen die heiligen Hallen und schwor mir nie wieder zurückzukehren.  Ich muss natürlich noch hinzufügen, dass die Krankenversicherung nicht einen müden Dollar für so etwas bezahlt.

Mein Gehirn fing an fieberhaft zu arbeiten und schliesslich verfiel ich auf den genialen Plan: das lass ich in Deutschland machen.  Ein paar Telefongespräche und Emails später hatte ich so eine ungefähre Idee, was das denn in Konstanz so kosten würde – es ist nicht gerade ein Schnäppchen aber verglichen mit den Abzockerkoenig in Sunnyvale dann doch um einiges billiger, selbst wenn man die Flüge berücksichtigt (und die Tatsache, dass ich ohnehin gerne meine Eltern besuche).

Einziger Knackpunkt: mein Zahnarzt in Sunnyvale.  Den guten John kenn ich seit Ewigkeiten und möchte auch weiter von ihm zwischendurch behandelt werden.  Also hab ich beim nächsten Besuch das Thema vorsichtig angeschnitten.

John: “Und, hast Du den Zahnarzt, den ich Dir empfohlen habe getroffen?”

Ich (untypisch einsilbig): “ja”

John: “Und, was denkst Du.  Mochtest Du ihn?”

Ich: “nein”

John: (schluck, solche Offenheit ist man ja in den USA nicht gewöhnt) Aehm, also, wie, nein, okay, was jetzt, wieso?”

Ich: (mich meines Faux pas durchaus bewusst) “der ist mir zu teuer und ständig hat versucht mir noch was aufzudrehen. Ich suche einen Zahnarzt, kein Verkaufsgenie.”

John: “ja stimmt schon, er ist teuer, ich weiss das aus erster Hand, meine Tochter geht auch zu ihm.”

Ich: “weisst Du, John, ich hab mir da was überlegt, ich werde ein bisschen medizinischen Tourismus betreiben.”

John (entsetzter Gesichtsausdruck, ihm schwant das Schlimmste: Mexiko!) Aehm, ehrlich, also ich weiss nicht ob das eine so tolle Idee ist …

Ich (sein Leiden beendend): ich werd das in Deutschland machen lassen.

John (Erleichterung ins Gesicht geschrieben): “das ist eine gute Idee, die wissen was sie tun da drüben.  Da würde ich meine Tochter auch gern hinschicken.”

Damit war die Sache geklärt.  Ich hatte John’s Segen und sein Versprechen sich um irgendwelche Nachbehandlungen zu kümmern, sollten welche notwendig sein. So betreibe ich jetzt medizinischen Tourismus and besuche meine Eltern.  Viel anderes habe ich diese Woche bislang noch nicht getan, denn nachdem mein Zahnarzt hier Löcher in den Oberkiefer vorne gebohrt habe sah ich zuerst aus wie wenn ich gerade eine Schlägerei in einer billigen Kneipe gehabt hätte, am nächsten Morgen wir Donatella Versace nach einer extrem missglückten Kollegeneinspritzung in der Oberlippe, noch einen Tag später hatte ich dann eher den charmanten Look eines Erdhoernchens mit 3 Pfund Müssen in den Backen und blutunterlaufenen Augen. Ich lief bislang die meiste Zeit mit Schal um die untere Gesichtshälfte, Sonnenbrillen und hochgestelltem Mantelkragen herum – man will den Kindern auf der Strasse ja keinen Schock fürs Leben zufügen.  Heute geht es schon ein bisschen besser, die gestern lila-blau unterlaufenen Augen schimmern heute eher orange, das ist do schon mal ein Fortschritt.

Ein Produktvorschlag

Sollte jemand das lesen, der im Bereich Medizinbedarfsartikel arbeitet, ich hab da einen Produktvorschlag: Wundfäden von seidiger Geschmeidigkeit, oder zumindest solche, die einem nicht kontinuierlich in die ohnehin schon sehr in Mitleidenschaft gezogene Region hineinpieksen – das waere wirklich eine tolle Sache.  Ich habe es nämlich langsam satt mit einem Stück Plastikfolie, das ich aus einer Rolle für den Bastelbedarf herausgeschnitten habe, zwischen Gaumen und Oberlippe zu schlafen, weil das die einzige Möglichkeit ist nicht komplett “erstochen” zu werden.