Zion

senkrecht abfallende Wände in rot und allelb: Zion National Park

Zion ist ein kleiner aber feiner National Park im südlichen Utah gelegen.  Von Las Vegas aus schneidet man durch die aller nordwestlichste Ecke von Arizona, und kommt dann in der aller südwestlichsten Ecke nach Utah hinein. Von dort aus sind es noch ca. 35 Meilen bis zu einem der schönsten National Parks – aber das sag ich ja über alle.

Verglichen mit Yosemite ist Zion eher klein, Yosemite hat fast 3027 Km2, Zion hingegen nur ca 593. Klein aber fein. Der beste Ausgangspunkt für Zion ist das Städtchen Springdale, das nur ca. 2 km vom Parkeingang entfernt liegt. Anders als bei Yosemite spart man sich also die lange Anfahrt am Morgen, wen man nicht im Park wohnt. Springdale hat jede Menge Hotels und Restaurants aber es lohnt sich trotzdem zu reservieren, denn eins muss ich gleich vorneweg sagen: alleine ist man in Zion nicht, jedenfalls nicht die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr.

Wit sind gestern Abend angefahren und haben für die letzten 2 Meilen so ca. eine halbe Stunde gebraucht, die halbe Strasse in Springdale wird aufgerissen und Rohre verlegt. Im April wollen sie fertig sein – also pünktlich zum Start der Saison.

Ich mach jetzt mal schamlos Schleichwerbung aber wir gehen dort, wenn irgend möglich ins Hampton Inn. Da stimmt das Preis-Leistungsverhältnis und man hat ein Frühstück mit inbegriffen. Dadurch spart man sich nicht nur jede Menge Geld sondern auch viel Zeit am morgen, wenn man kein Cafe suchen muss. Ich würde in jedem Fall einen “alpine start” also einen frühen Start empfehlen. Wir sind um 7 Uhr aufgestanden, es war noch dunkel, haben ein schnelles Frühstück gegessen und dann los. Wir kamen ohne zu warten in den Park, haben gleich einen Parkplatz gefunden und sind in einer ziemlichen Saukälte losgelaufen.  (Ein Wort der Warnung, in der Hauptsaison von Frühling bis Herbst kann man den Park nur mit Shuttle-Bussen befahren, private PKWs sind dann verboten. Ist auch gut so, der würde sonst im Verkehr ersticken).

Zion

Ein Kartenausschnitt, die ganze kann man sich hier ansehen.

Zion Nationalpark

Zion ist ein langer Canyon und eigentlich die meiste Zeit schattig, rechts und links türmen sich die gigantischen Steinwände 600 bis 700 Meter hoch. Der Stein ist Navajo Sandstein, der recht hart ist, jedenfalls für Sandstein und Siltstein. Die Färbung ist ein warmes Gelb, was besonders in der Morgen und Abendsonne sehr schön aussieht. Zion ist ein Canyon, in das man hinein und wieder hinausfährt, durchfahren kann man nicht, da es am Ende extrem eng wird.

Zion

Der Canyon mit Fluss und den Steilwänden

Zum Wandern gibt es verschiedene Möglichkeiten; der Klassiker, aber anspruchsvoll, ist “Angels Landing”: vom Canyon-Boden geht es ca. 500 Höhenmeter und 4 km nach oben auf einen sehr ausgesetzten Ausguck in den Canyon hinunter. Wunderschön aber nicht ganz ohne. Den haben wir das letzte Mal gemacht. Dieses Mal haben wir uns auf die Kayenta and Emerald Pools Wege beschränkt, ca. 6 km alles in allem aber weniger Steigung. Es war noch ruhig gleich in der Frühe, aber gegen Ende sind dann wieder die üblichen Heerscharen, einschliesslich indischer Omas in Sandalen und chinesischer Kinder eingepackt, als wenn sie den Mount Everest ersteigen würden, unterwegs gewesen. Es gibt einen unteren, mittleren und oberen Pool und den unteren kann man auch ohne grosse Anstrengung und anscheinen auch in Sandalen mitten im Winter ganz gut erreichen. 

Statt das alles zu beschreiben, habe ich jede Menge Bilder in die Galerie hier hochgeladen. 

Eine zweite ca. 3 km lange Wanderung haben wir gleich anschliessend gemacht. Ganz am Canyonende kommt man zum “Temple von Sinawava” benannt nach dem Paiute Coyoten Gott/Geist. Senkrecht abfallende Wände umgeben einem und wenn man dem Fluss aufwärts kommt erreicht man die sogenannten “Narrows” (also Engen). Da geht es dann nur noch durch den Fluss weiter – etwas, was im Hochsommer sehr erfrischend sein mag aber bei knapp über Null Grad fuhr mich keinerlei Reiz hat. Einige Gruppen wagemutiger und mit wasserdichten Schuhen ausgerüsteter Unverzagter haben sich trotzdem auf den Weg gemacht. Na ja, zumindest muss man im Winter, im Gegensatz zum Sommer, keine Sturzfluten befürchten. Sturzfluten hin ode eher, irgendwann machen wir die Narrows auch noch – und zwar rim Sommer, wenn es schon heiss ist und das Wasser eine angenehme Abkühlung und keine lebensgefährliche Unterkühlung darstellt. 

Danach haben wir uns auf den Weg Richtung Bryce Canyon gemacht. Am Parkeingang herrschte Chaos, die Polizei hatte die Zufahrt abgesperrt und nur noch Autos hineingelassen, wenn welche hinausfuhren. Ich hab ja schon erwähnt, dass früh anfahren ratsam ist. 

Von Zion sind wir dann auf der 9 nach Osten Richtung Bryce gefahren.  Man kommt durch schöne Gegenden, ruhig, friedlich, Auen, breite Täler, in der Ferne die eine oder andere Mesa, die typischen Hochplateaus dieser Gegend, Pferde grasen und hin und wieder kommt man durch eine “Stadt” oder etwas, was auf der Karten wie eine Stadt aussieht und sich dann aber als drei Häuser herausstellt. Unsere grosse Hoffnung war Orderville, da gibt es eine deutsche Bäckerei und wir haben im Auto schon hin oder her diskutiert: Bienenstock oder Donauwelle oder doch lieber Pflaumenstreuselkuchen, oder vielleicht sogar zwei Stückchen nach der ganzen Lauferei. Leider stellte sich dann heraus, dass die Bäckerei Forscher von Oktober bis April zu hat. Grosse Enttäuschung!

Panguitch, von hier aus kann man den Arsch der Welt sehen – in 4 Richtungen
Zion

Panguitch Zentrum mit Blick nach Osten. In die anderen drei Richtungen sieht es ähnlich aus.

So sind wir dann nach Panguitch gefahren, ein Ort wie aus einem depressiven Western: man fährt hinein vorbei an kleinen Motels, einer Tankstelle, ein paar kleinen Häusern und kommt an eine Kreuzung, oder eigentlich eher “die Kreuzung”. Man könnte, wenn man wollte, mitten in der Kreuzung stehen (nicht zu lange, etwas Verkehr gibt es schon) und würde in alle vier Richtungen den Arsch der Welt sehen. Das hat meinen Sohn dann gleich wieder dazu veranlasst Spekulationen über einen Knoten im Zeit-Raumkontinuum anzustellen. 

Wir fanden ein offenes Cafe, das Reel Cafe, das gleichzeitig auch das Kino des Dorfes ist. Star Wars lief und noch eine animierter Film, allerdings stand auch da, dass das Programm ohne Vorwarnung geändert werden kann. Wahrscheinlich laufen da seit Jahrzehnten in Wirklichkeit nur Gregory Peck und John Wayne Filme. Ich muss allerdings zugeben, dass die Sandwiches erstaunlich lecker waren. Der Antique-Laden stellte sich als zu teuer heraus und der Second Hand Laden war leider geschlossen, genau wie die anderen Cafes/Restaurants und überhaupt eigentlich alles ausser dem Supermarkt. Panguitch scheint Anfang Oktober in einen Winterschlaf zu verfallen, aus dem es erst im April wieder erwacht. Und, das muss ich jetzt nochmal sagen, Panguitch ist die “grosse” Stadt hier in der Gegend. 

Bryce Canyon
Zion

Bryce Canyon im Abendlicht

Von da ging’s zum Bryce Canyon. Bryce ist unbeschreiblich, Bryce ist anders, Bryce muss man sich ansehen, nicht darüber lesen. Bryce ist ausserdem ziemlich hoch, der Rand des Canyons liegt zwischen 2.400 und 2.700 meter hoch und von daher ist es nochmal ein deutliches Stück kälter als in Zion vor allem am Abend, als wir dort ankamen. Trotzdem ist der Abend eine wunderbare Zeit sich die wilden roten Steinformationen zumindest vom Rand aus anzusehen. Bilder davon gibt es auch in der Galerie.