Gestern waren special elections, ich übersetzt das jetzt mal mit “ausserordentliche Wahlen” in Georgia.
Letzte Woche waren welche in Kansas und Montana kommt auch noch dran. Vor vier Jahren hat es sicher auch welche geben, aber ich muss eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte und mich das alles nicht gekümmert hat. Jetzt kenn ich nicht nur die Namen vieler Kandidaten sondern auch einen guten Teil ihrer Biographie sowie den ihrer Gegner. Die Zeiten haben sich geändert. Hier ein kurzer Überblick, was es mit den special elections auf sich hat.
Special elections gibt es immer dann, wenn ein Amtsinhaber sein Amt nicht weiter ausüben kann. Das kann passieren wenn jemand stirbt oder krankheitsbedingt nicht mehr kann oder auch wenn jemand eines Verbrechens verurteilt wird. Special elections passieren oft nach allgemeinen Wahlen, wie die im November, wenn einige der Amtsinhaber auf andere Posten berufen werden. Speziell sind die Wahlen vor allem deshalb, weil sie nicht an dem Standard-Wahltag, dem ersten Dienstag im November, stattfinden sonder unterm Jahr.
Dieses Jahr gab/gibt es drei special elections auf nationaler Ebene und sicher einen ganzen Haufen auf Landesebene.
Kansas – ein hoffnungsloser Fall
Den 4. Bezirk in Kansas hat ein Mann Names Mike Pompeo gewonnen. Pompeo wurde von Trump zum Direktor der CIA ernannt und konnte aus diesem Grund sein Amt im Repräsentantenhaus nicht mehr ausüben. Er trat zurück und der Gouverneur von Kansas (ein Typ Names Brownback, einer der schlimmsten Überzeugungstäter) musste eine Neuwahl ansetzen, um das Amt wieder zu besetzen. Diese special election war am 11. April.
So richtig hingeguckt hat keiner, weil alle wusste, wie es ausgehen wird. Kansas ist ja so tief-rot (also republikanisch), dass es tief-roter nicht mehr geht. Da ist seit Jahrzehnten kein Demokrat mehr gewählt worden. Ganz am Ende waere es dann fast noch spannend geworden, der Republikaner war allgemein nicht sehr beliebt und hat wohl auch nicht viel getan, da er sich sicher war, die Wahl zu gewinnen, auch ohne die geringste Anstrengung. Und plötzlich war der Demokrat doch besser als gedacht und im allerletzten Moment sind dann noch die dicken Geschütze aufgefahren worden: Vize-Praesident Pence, Paul Ryan und wohl auch #45 selbst haben Nachrichten aufgenommen, die dann Leuten per Roboter-Anruf eingeflößt wurden Auch der Kandidat selbst hat sich wohl dazu herabgelassen, sich hier und da sehen zu lassen. Im Endeffekt kam es, wie es kommen musste, der faule Republikaner gewann. Der Demokrat hat sich allerdings wacker geschlagen und die allgemeine Stimmung war: wenn ein Demokrat in Kansas 45% der Stimmen kriegen kann, dann ist so ziemlich alles möglich.
Georgia – Hoffnung trotz Gegenwind
Als nächstes war gestern Georgia dran. Der 6. Bezirk dort hatte Tom Price gewählt, der jetzt Gesundheitsminister ist, also musste da gewählt werden. Am Start standen ein Haufen Republikaner und 5 Demokraten und noch zwei Unabhängige. Schnell kristallisierte sich ein Favorite heraus: der 30-Jährige Jon Ossoff, Demokrat, politischer Fast-Neuling und voll von Energie.
Meiner Meinung nach sieht er ein bisschen wie Matthew Goode aus, den man als Finn in “The Good Wife” und als Henry Talbot, zweiter Mann von Lady Mary, in Downtown Abbey kennt. Georgia 6 ist ein Bezirk in den reichen Vorstädten von Atlanta. Da ist man gepflegt republikanisch und zwar seit 40 Jahren oder so.
Ossoff war ein Senkrechtstarter, hat vor allem junge Menschen begeistert und dazu gebracht ihre Freizeit und/oder ihr Geld zu spenden. Ossoff hat erstaunliche Summen and Spendengelder für seinen Wahlkampf bekommen, aber nicht wie die Republikaner (und ehrlich gesagt auch einige Demokraten von der etablierten Sorte) ein Haufen von ein paar Firmen oder Superreichen sondern zusammengestückelt in $20 oder $50 Dollar Beträgen, manchmal auch weniger, von normalen Wählern im ganzen Land. Ich hab auch gespendet und einige Bekannte ebenfalls, andere haben ihre Sonntage damit verbracht Demokraten in Georgia anzurufen und sie dazu zu ermuntern zur Wahl zu gehen.
Die Wahl erfolgte nach dem sogenannten Dschungel-Verfahren: wenn einer über 50% bekommt, gewinnt er/sie. Sonst treten die zwei Top-Kandidaten im Juni gegeneinander an. Jon hat 48.1% das Ziel knapp verpasst. Obwohl das bitter ist, muss man sagen, dass es ein Riesenerfolg ist für den Neuling in eine Bezirk, in dem Tom Price die letzten so-und-soviel Wahlen mit um die 70% gewählt wurde und zweimal mit 100%, weil es sich kein Demokrat angetan hat, gegen den auch nur anzutreten.
Jetzt tritt er also im Juni gegen Karen Handel an, die mit 19% den zweiten Platz belegt hat. Natürlich verschiebt sich jetzt die Rechnung: die meisten, die für irgend einen republikanischen Kandidaten gestimmt haben werden jetzt für Handel stimmen. Die Demokraten stimmen hoffentlich alle für Ossoff, aber da die meisten eh für ihn gestimmt haben, macht das nicht soviel aus. Rein mathematisch sieht das nach einem sehr engen Rennen aus. Die anderen vier Demokraten bringen nur 0.9% und die Unabhängigen kann man vergessen. Die Demokraten waren schon mobilisiert und sind zur Wahl gegangen, die Republikaner wachen jetzt vielleicht erst langsam auf und kriegen es mit der Angst zu tun, dass plötzlich Henry Talbot aus Downton Abbey sie vertreten wird. Auf der anderen Seite, mag sicher auch nicht jeder Karen Handel und ausserdem ist sie eine Frau. Wie gerne man hier Frauen wählt, wissen wir ja mittlerweile.
Als mehr telefonieren und Geld spenden!
Special Elections in Montana – Kreativist gegen Country-Musiker
Montana wird interessant: da tritt ein ausgesprochen unangenehmer, Trump-applaudierender Kreationist gegen einen sehr netten, bekannten und beliebten Country-Musiker an. Beide habe keine Ahnung von Politik aber der Musiker ist von Montana, der andere zugereist. Allerdings ist der Musiker doch sehr liberal. Wie das sich entwickelt werde ich demnächst extra berichten. Die Wahl ist im Mai.