Wenn man im Sommer durch die San Francisco Chinatown geht hört man deutsch an jeder Ecke, Disneyland in Anaheim hat ohnehin nur Touristen, Yosemite Valley – ein Auto am anderen, Lake Tahoe – kaum ein Durchkommen. Für alle, die es gerne ein bisschen individueller haben sind hier ein paar Tips und Vorschläge für Plätze in Kalifornien, die nicht jeder besucht.
Klar, wer nach Kalifornien kommt, muss man die Highlights sehen, einmal über die Golden Gate laufen (oder zumindest bis zum ersten Pfeiler), die Grant Street in San Francisco hoch und wieder runter und drei T-shirts für $10 kaufen, Cable Car fahren, den Hollywood Walk of Fame abgehen, den San Diego Zoo besuchen, Half Dome und El Capitan bestaunen und mit dem Schaufelraddampfer über Lake Tahoe tuckern. Das sind Highlights aus guten Grund und man darf sie nicht verpassen. Man wird auch viel deutsch dort hören, sowie so ziemlich alle anderen Sprache. Auch viel englisch – amerikanische Touristen gibt es schliesslich auch.
Wer genug Zeit mitbringt sollte allerdings auch ein paar der weniger überlaufenen Sehenswürdigkeiten ansteuern und Kalifornien etwas authentischer geniessen. Hier sind ein paar meiner Lieblingsziele. Ich sag’s jetzt gleich, das sind keine Geheimtipps in dem Sinne, dass man da alleine sitzt mit ein paar Einheimischen sitzt. Auch diese Ziele sind zum Teil sehr beliebt – aber eben nicht auf der Liste der “Amerikanischer Westen in 10 Tagen”-Touristen.
Wer mehr über diese Ziele wissen möchte, z.T. habe ich Links zu anderen Blogs beigefügt. In jeden Fall lohnt sich eigene Recherche.
Point Reyes
Wer über die Golden Gate nach Norden fährt, und dann bei Petaluma scharf links abbiegt kommt nach Point Reyes. Wer nicht wandern will und kein Interesse an Natur hat, hat hier nichts verloren. Hier gibt’s ein Dörfchen, Point Reyes Station, mit so ca. drei Restaurants, ein paar Bed and Breakfasts, ein paar Läden, eine leidliche Bäckerei – und sonst Wald. Noch ein bisschen weiter gegen Westen kommt man zum Point Reyes National Seashore mit einem Besuchercenter und einem grossen Parkplatz als Ausgangspunkt für Wanderungen. Man sollte sich auf eine 5 – 10 Meilen (mehr geht immer) Wanderung einstellen – aber es lohnt sich: durch den dichten nordkalifornischen Wald kommt man auf den Kamm der letzten Hügelkette vor dem pazifischen Ozean. Wer will kann durch eine völlig andere Vegetation den Hügel hinab ans Meer und dort entlang wandern und in einer grossen Schleife wieder zurück zum Parkplatz, dann in Point Reyes Station einen Happen essen und dort in einem BnB übernachten oder zurück nach Petaluma fahren. Man kann das Ganze auch von Napa oder Sonoma aus machen. Wer gutes Durchhaltevermögen hat kann ausserdem noch den Leuchtturm besuchen. Man fühlt sich dort, dem Wind ausgesetzt, auf den Pazifik blickend wirklich an Ende der Welt. Aber gut.
Tuolumne Meadows
Wer nach Kalifornien kommt und sich auch nur ein bisschen für Natur interessiert geht nach Yosemite. Da findet man sich dann mit ganzen Hundertschaften im Yosemite Valley, bestaunt Half Dome und El Capitan, geht den halben Kilometer zu Lower Yosemite Wasserfall und vielleicht auch noch zu einem der anderen. Wer allerdings durch Yosemite durchfährt um in die östliche Sierra und zu Mono Lake zu kommen kommt and zwei weiteren Highlights vorbei: Olmsted Point und Tuolomne Meadows.
Olmsted bietet einen einzigartigen Ausblick auf die Granitriesen der Sierra Nevada, mit dem Tenaya Lake im Hintergrund. Ein Halt und ein bisschen Herumklettern auf den Gesteinsbrocken am Rand macht Spass. Tuolumne Meadows ist ein toller Ausgangspunkt für Wanderungen für die ganze Familie. Speziell Lyell Canyon bietet sich an, da es für lange Strecken praktisch flach in ein alpin anmutendes breites Canyon hineingeht. Da können selbst kleine Wanderer gut mithalten. Man muss allerdings Camping mögen, wenn man übernachten möchte – und lange vorher einen Campingplatz reservieren.
Lassen National Park
Okay, ich geb’s zu, das ist hier bislang sehr “naturlastig” aber das ist ja schliesslich einer der Hauptgründe, um nach Kalifornien zu kommen. Hier also noch ein Nationalpark: Lassen Volcanic National Park. Gute 150 Meilen nördlich von Sacramento gelegen ist Lassen lange nicht so begehrt wie Yosemite. Yosemite hatte in 2017 über 4.3 Millionen Besucher, Lassen etwas über 500,000. Lassen hat blubbernde Schwefelquellen zu bieten aber auch einen lieblichen See, Manzenita Lake und liegt in einer wunderschönen Landschaft mit Mt. Shasta, einem beliebten Ziel für sehr ernsthafte Bergwanderer, in Sichtweite. Es gibt relative einfache kurze Wanderungen, ein schönes Besucherzentrum, wo man sich Karten und Informationen holen kann. Die Lassen Erfahrung ist einzigartig vor allem wenn noch Schnee liegt, da kann man dann Schneebälle in die blubbernden Schwefelquellen werfen und zuschauen, wie sie schmelzen. Apropos Schnee, da Lassen recht nördlich und hoch liegt, ist bis im Frühsommer mit Schnee zu rechnen. Wer nur Sandalen im Gepäck hatte, prüft besser, wie das Wetter ist. Leider scheint 2019 einer der besten und beliebtesten Wanderweg gesperrt zu sein: Bumpass Hell Trail führt auf hochgestellen Stegen über heisse Quellen zu einem See. Wenn der Weg offen ist, würde ich den unbedingt empfehlen!
J Tree
Heisst mit vollem Namen Joshua Tree National Park (ja ich weiss, noch ein Park) und liegt im Süden – östlich von Los Angeles und nicht zu weit von Palm Springs entfernt. J Tree is ein beliebtes Ziel für Sportkletterer, da verstreut im ganzen Park die allerwunderbarsten Geröllbrocken liegen, die sich für eine Seillänge klettern anbieten. Ich mein jetzt richtiges Klettern, nicht Kletterschuhen, Seilen, Helmen und dergleichen. Auch wer nicht klettert, aber die karge Hochwüste genießt kann J Tree was abgewinnen. Der Park ist nach den berühmten Joshua Tree genannten Kakteen benannt, die überall stehen (und unter Naturschutz stehen, also bitte in Ruhe lassen), sonst gibt es karge Sträucher, Eidechsen, flimmernde Hitze, kühle Nächte und wunderbare Sonnenunter- und -aufgänge. Übernachten kann man in 29 Palms – aber bitte nicht viel davon versprechen, dass ist Arsch der Welt auf Kalifornisch. sonst bietet sich Palm Springs an, dort lebt die Schwulengemeinde, der es in San Francisco zu teuer oder zu kalt geworden ist. Entsprechend gibt es nette Läden, gute Restaurants und hübsche Hotels.
Sommer ist leider nicht die beste Jahreszeit für J Tree, es ist sehr heiss unter Tag. Frühjahr und Herbst sind toll, dann aber für abends/nachts Jacken mitbringen.
Highway 1
Wer hat noch nicht von ihm gehört, der berühmte Highway 1, Alaska bis Feuerland aber selbst “nur” in Kalifornien, ist er noch lang genug. Man muss ihn ein Stück abfahren, aber ich empfehle es nicht zu übertreiben, man kommt nicht so recht voran. Zum einen liegt das an den Aussichten, man könnte alle paar Minuten anhalten und Bilder machen, zum anderen an den Kurven und zum dritten daran, dass – wegen der Kurven – nicht alle sportlich fahren. Da man – wegen der Kurven – oft nicht gut überholen kann, kann sich das ganze ziehen und, ich sags aus eigener Erfahrung, irgendwann ist man es dann leid und kann aber leider nichts machen, weil die nächste Abzweigung zum Highway 101 zig Meilen weiter nördlich oder südlich ist. Wenn man, z.B. von Norden kommend bei Monterey auf dem Highway 1 bleibt, kommt die nächste Straße, die den Namen verdient, erst wieder bei Cambria also über 100 Meilen und 2 1/2 Stunden – wenns gut läuft – weiter südlich. Ist kein Problem, wenn man es weiss, aber schnell ist anders.
Auch ein lohnendes Stück: von Point Reyes nach Norden Richtung Mendecino. Beides, vor allen innerhalb weniger Tage, ist vielleicht ein bisschen viel.
Und immer vorher checken, ob die Strasse offen ist. Manchmal, vor allem in Winter und Frühling, gibt es Erdrutsche, dann ist sie gesperrt und es gibt kein durchkommen, da muss man dann zurückfahren.
Los Angeles
Ich gestehe es besser gleich: ich bin kein Fan und alles was man so als Tourist in LA machen kann, machen noch 10,000 zur gleichen Zeit. Das Ding ist ein Moloch und der Verkehr noch schlimmer als in der Bay Area. Und dass heisst was. Die Vergnügungsparks sind überlaufen (praktisch immer) und scheißteuer. Versteh ich ja, das ist alles sicher sehr teuer im Erhalt, aber die Kombination aus Tickets für sowas wie $120/130, ewig lange Schlangen und der Regel, dass man nichts zu essen/trinken mit in den Park bringen darf sondern das völlig überteuerte Fast Food dort kaufen muss, ist ehrlich gesagt nicht mein Ding. Klar, man macht es trotzdem. Ich würde empfehlen, die Tickets online zu kaufen, immer schauen, ob es irgendwelche Coupons oder Angebote gibt und dann früh gehen, gleich wenn sie aufmachen. Leer ist anders aber später wird es noch voller.
Alle Los Angeles Tipps, die ich sonst noch habe, beinhalten die sofortige Flucht in einen der in den Randgebieten gelegenen National oder State Parks. Da kann ich leider nicht mit viel dienen.
Das war’s für heute. Ich schreib vielleicht noch einen zweiten Teil, wenn mir noch was tolles einfällt.