Die Masseinheiten hier in den USA sorgen immer wieder für Verwirrung. Ob es die leidigen Meilen oder Pfunde sind, oder am allerschlimmsten die vermaledeiten Fahrenheit, ständig findet man sich am umrechnen. Zum Glueck hat heute jedes Smart Phone, das was auf sich hält eine App heruntergeladen, die dabei hilft. Aber trotzdem …
Metrisches vs. Imperial System
Mehr oder weniger alle Welt benützt das metrische System: ein Kilometer hat 1000 Meter, der nun wiederum aus 100 cm und 1000 Millimeter besteht – alles schön geordnet und logisch und immer hübsch in 10er, 100er oder 1000er Schritten.
Ich sagte gerade mehr oder weniger die ganze Welt und ich lebe in einem der “weniger” Länder. Immerhin drei gibt es weltweit noch, die am alten imperial system genannten System festhalten: Liberia, Myanmar und die USA. Wir sind also in guter Gesellschaft.
Masseinheiten und Untereinheiten
Mal davon abgesehen, dass es lästig ist sich umgewöhnen zu müssen, wenn man hierher kommt ist das imperial system auch unlogisch oder zumindest reichlich kompliziert. Es geht schon mal mit der nächst kleineren Masseinheit los, dem Yard. Ein Yard ist so ungefähr ein Meter, aber eben nur so ungefähr, 0,9144 Meter, um genau zu sein. Da eine Meile 1.609,34 Meter ist kommen wir also genau auf stolze 1760 Yards pro Meile. Warum? Keine Ahnung.
Danach kommen die Feet (also Füße). Auch da geht es nicht in schönen 10er-Schritten abwärts. Ein Yard hat 3 Feet. Und, damit es nicht zu eintönig wird, hat ein Foot dann 12 Inches. Irgendjemand hat da echt das 10er System gehasst.
Im täglichen Leben hat es Jahre gebraucht, bis ich ein Gefühl für eine Meile entwickelt habe. Man fährt so auf dem Freeway und sieht ein Schild, dass sagt, das das Ziel 10 Meilen weg ist – dann fährt man und fährt man und – weil man noch die Kilometer gewohnt ist – bricht irgendwann in Panik aus, weil man glaubt daran vorbeigebraust zu sein – aber nein, es fehlen noch drei Meilen, die so verflixt viel länger sind als die guten alten Kilometerchen.
Jetzt “kann” ich Meilen und wundere mich auf deutschen Autobahnen immer wie schnell die Kilometer dahinzischen.
Mehr kann man hier nachlesen.
noch schlimmer: Fahrenheit
Die ganze Inch – Feet – Yard – Meile Geschichte hat zumindest einen Vorteil, es ist einigermassen leicht zu merken und auszurechnen. Eine Meile, ca. 1,6 Km, ein Yard so ungefähr ein Meter, ein Fuss so ca. 30 cm und ein Inch 2,5 cm. Blöd zwar aber geht schon. Bei den Fahrenheit hört der Spass echt auf.
Erst einmal, auch mit den Fahrenheit befinden wir uns in einem exklusiven Klub, sogar noch exklusiver, denn ausser den USA benützen folgende Länder Fahrenheit: Palau, Mikronesien, die Marshall Inseln, die Bahamas, Belize und Cayman. Also Südpazifik, Karibik und Belize, das auch nur knapp über 330,000 Leute hat.
Wenn man von Celsius in Fahrenheit oder umgekehrt rechnen will, muss man gut im Kopfrechnen sein, oder eben ein Smart Phone mit sich führen. Das geht nämlich so:
°C x 9/5 + 32 = °F oder umgekehrt: (°F – 32) x 5/9 = °C
Das mach mal einer im Kopf!
Wenn man das aufmalt bekommt man so eine Situation:
Da ich hier jetzt keine höhere Mathematik betreiben will sag ich nur soviel:
- bei -40 Grad treffen sich Fahrenheit und Celsius – eine Temperatur, die hoffentlich in meinem Leben nie eine Rolle spielen wird.
- 32 Fahrenheit ist 0 Celsius und 0 Fahrenheit sind so ca. -18 Celsius (auch schon zu kalt für mich)
- Wasser kocht bei 212 Fahrenheit und richtig angenehm (25 Celsius) ist es bei 77 Fahrenheit
Mit Fahrenheit bin ich nach fast 20 Jahren immer noch nicht soweit, dass ich umgestellt bin. Vielmehr habe ich im Laufe der Jahre sozusagen eine zweite interne Temperatur-Skala entwickelt. Ich kann sagen “oh, heute ist es in den hohen 70ern oder den niedrigen 80ern” und dass stimmt auch so ungefähr aber ich könnte dann nicht spontan sagen, was das in Celsius ist. Das muss ich sozusagen unabhängig “erfühlen”, mehr oder weniger wieder alles auf Null setzen und dann nochmal “messen”, diesmal in Celsius.
Das funktioniert nur für einen engen Temperaturbereich und so Dinge wie Ofentemperatur für Kuchenbacken nach den Celsius Rezepten meiner Mutter muss ich immer noch und immer wieder ausrechnen.
Das werd ich auch nicht mehr lernen.