Ich bin ja nun schon lange hier und hab davor in Deutschland auch schon einige Zeit mit meinem damaligen amerikanischen Boyfriend englisch gesprochen.  Mein Englisch ist sehr gut, wenn ich das mal so sagen darf, besser als das vieler Amerikaner.  Natürlich habe ich mir immer eingebildet, dass ich keinen Akzent habe, bis folgende Geschichten passierten.

Akzent, der erste Schlag: der Apfeleinräumer
Akzent

Akzent? Ich doch nicht. Fand der Typ in der Gemüseabteilung allerdings nicht.

Vor einigen Jahren passierte mir folgendes: ich bin zum Supermarket und hab da in der Gemüseabteilung die Zucchini befummelt.  Der freundliche Einräumer bei den Äpfeln rief “hello” herüber.  Ich, man will ja nicht unfreundlich sein, rief “hello” zurück.  Worauf er mich fragte “Wo ist den der Akzent her?”

Wie, was an einem “Hello” will ein Apfeleinräumer erkennen, dass ich einen Akzent habe?  Ich hab beschlossen, dass der nur einfach ein bisschen Konversation machen wollte und ihm gerade nichts besseres einfiel. – Aber zu Denken gegeben hat es mir ehrlich gesagt schon.

Akzent, der zweite Schlag: Das Kind korrigiert mich

Mein Sohn ist ja nun hier geboren, lange sprach er Spanisch (Kita) und Deutsch (zu Hause) und als er in den Kindergarten kam war sein Englisch nicht so toll.  Das änderte sich schnell und nach einem Jahr hatte er sein Spanisch vergessen und sprach fliessend Englisch.  Es ging dann noch einige Jahre bis er anfing mich zu korrigieren.  Und zwar nicht mein Vokabular – da schlag ich ihn immer noch leicht – sondern meine Aussprache.

Es gibt zwei Laute, die Deutsche gern und oft falsch machen, zum einen das “th”, das fälschlich als S-artiger Laut oder – fast noch schlimmer – als eine Art D ausgesprochen wird.  Das, muss ich jetzt mal so sagen, ist der Anfänger-Fehler.  Darüber kommt man mit der Zeit hinweg. “th” kann man lernen.

Schwieriger ist w und v, da es für v im Deutschen ja keinen eigenen Laut gibt, das v ist entweder ein f oder ein w aber halt nix eigenes.  Im Englischen schon, w und v sind verschiedene Laute und wh wird auch noch mal leicht anders ausgesprochen.  Da wird’s dann wirklich richtig schwierig.  So Sachen wie I want a whirlpool with a view vernünftig auszusprechen ist nicht einfach.  Und so kommt es zu solchen Unterhaltungen wie:

Ich zum Sohn: “what are you doing?”

Er: “haeh? what do you mean?”

Ich: I mean what are you doing right now?

Er: “oh you mean ‘what are you doing?’ not ‘wat are you doing?'”

Ich: “whatever!”

Er macht das nicht extra (manchmal vielleicht schon), aber er hört den Unterschied, was mir leider vermutlich bis ans Ende meiner Tage, verschlossen bleiben wird.

Akzent, der finale Schlag: Podcast
Akzent

Akzent? ich doch nicht! Bis ich meine Stimme auf Band gehört habe!

Es gibt ja fast nichts Schlimmeres als seine Stimme vom Tonband zu hören.  Die Reaktion ist praktisch universell: WAS??? das soll ich sein! Als ich anfing Podcasts zu machen (hier auf meiner webpage A Varied Life und auf iTunes zu finden) habe ich eine solche Reaktion von mir erwartet aber was ich nicht erwartet habe ist, dass ich meine Stimme höre und denke “wer ist denn die Frau mit dem Akzent? Das bin doch nicht etwa ich???” Aber genau so war es, die Stimme war meine und ich hörte zum ersten mal, dass ich einen Akzent habe.  Keinen deutschen Akzent aber definitiv einen Akzent.  Wann auch immer Leute versucht haben meinen Akzent zu erraten liegen sie in der Regel falsch (ich bin schon so ziemlich jedem Land in Europa zugesprochen worden, ausser Frankreich, weil der Akzent so deutlich ist und ich den garantiert nicht habe).  Ich fürchte,  ich muss mich langsam mit den Tatsachen abfinden …..

Ich hab jetzt beschlossen, dass Akzente nett sind damit spare ich mir das herumbasteln am w/v/wh und was da sonst noch so im Argen liegen mag.