In Deutschland mag sie umstritten sein, aber die Amerikaner hat Angela Merkel überzeugt, jedenfalls diejenigen, die sich die Fähigkeit zu denken bewahrt haben. Eine gute Zusammenfassung der vorherrschenden Meinung ist ein Tweet, das ich gelesen habe. Das ging ungefähr so: Heute hatte Washington einen vernünftiges, besonnenes Staatsoberhaupt – zu Schade, dass sie wieder nach Deutschland geht.
Ich hab ein bisschen quer durch die Presse gelesen, was man den so allgemein von dem Merkel Besuch und der Pressekonferenz gehalten hat. Generell kann man sagen, dass Merkel viel besser wegkam als Trump. Das ging schon mit der blöden Händeschüttel-Geschichte an. Angela Merkel hätte ja noch, wenn auch ohne grossen Enthusiasmus, aber sie ist souverän genug, sowas durchzuziehen, wenn es sein muss. Aber Trump verweigert sich, schaut auf den Boden, macht keine Anstalten sich in ihre Richtung zu lehnen und ihre Hand zu schütteln, als die Pressefotografen ihnen zurufen, die Hände für ein Bild zu schütteln.
Das Wort, das man am meisten liest, das das Treffen charakterisiert ist awkward. Ein nützliches Wort, das viel bedeuten kann, aber nichts Gutes: linkisch, peinlich, unangenehm, ungeschickt, sind ein paar der Übersetzungen, die möglich sind. Das awkward ist allerdings nicht die Schuld von Angela Merkel, da stimmen die meisten überein.
Der Economist, der ja dafür bekannt ist zum Teil sehr British trockenen Humor zu verwenden bezeichnet Merkel as kühl und reserviert, was jetzt negativ klingt, aber im Zusammenhang eher wie besonnen und vernünftig herüberkommt. Trump dagegen wird als defensiv, irritiert und dyspeptic bezeichnet, ein Wort, das ich bislang nicht kannte und mehr oder weniger “schlecht gelaunt weil man Verstopfung hat” bedeutet. Einer der Blicke, die Merkel Trump zugeworfen hat wird als “eisiger Blick der Mutter Oberin, der gerade jemand einen dreckigen Witz erzählt hat” beschrieben. Auch das klingt im Zusammenhang wie ein Lob für jemanden der Schlimmes mit Fassung trägt.
HAt Angie Trump den Arsch versohlt?
Natürlich wurden auch Körpersprache-Experten bemüht ihre Meinung abzugeben. Daily Kos (zugegebenermassen eine sehr liberale Publikation) schreibt über die Szene, in der sie beiden im Oval Office sitzen, dass Trump bockig aussieht, wie ein Kind, dem man gesagt hat, dass er nicht nach Mar-A-Lago ins Wochenende darf, bevor er nicht sein Zimmer aufgeräumt und seine Erbsen aufgegessen hat. Merkel sieht tatsächlich im Sessel viel entspannter aus als Trump, der am Rand sitzt, als wenn er jeden Moment aufspringen würde und ungeduldig die Finger zusammen klopft.
Er schaut Angela Merkel auch nicht an, man hat den Eindruck, der will nur abhauen. Früher am Tag, als Trump Merkel begrüßte, sah er noch entspannter aus – Daily Kos spekuliert, dass Angela ihm – während des Gespräches zwischen den beiden Bildern – gründlich den Arsch versohlt hat (sprichwörtlich, natürlich). Man kann nur hoffen.
Natürlich wäre ein Überblick über die Reaktionen in den Medien nicht komplett, ohne auch mindestens eine der grossen Zeitungen, neuerdings als Fake News bezeichnet, zu befragen: die New York Times. Man muss sagen, die NYT münzt keine Worte. Das Treffen wird beschrieben als: der grosse Disruptor (das scheint die deutsche Übersetzung des englischen disruptor zu sein, disrupt bedeutet auseindernsprengen/reissen, zerbrechen, trennen) trifft die auf die letzte Verfechterin der demokratischen Weltordnung. Der Artikel ist recht gut, aber zu lang, um hier alle Argumente wiederzugeben. Im Endeffekt hat man aber auch nach der Lektüre den Eindruck, dass die erfahrenen Staatsfrau (ist das ein Wort?) deutlich den besseren Eindruck machte.
Und jetzt die Konservativen
Natürlich darf man nicht einseitig sein und so hab ich auch bei Redstate, einer erzkonservativen Publikation nachgelesen. Das Thema dort: die bösen Liberalen behaupten, dass Trump Merkels Hand nicht schütteln wollte, aber das stimmt doch gar nicht, er hat doch geschüttelt, und wie er geschüttelt hat. Als Beweis werden Bilder gezeigt, wo geschüttelt wird. Stimmt auch, aber das sind alles Bilder von “vorher” – also bevor Merkel Trump, nach Daily Kos, den Arsch versohlt hat. In dem Artikel geht es um nichts von Substanz.
So, dann hab ich die Luft angehalten, als wenn ich auf einer Müllhalde herumlaufen würde, und hab Breitbart aufgemacht. Das Machwerk von Bannon und seinen Konsorten. Gegen Breitbart nimmt sich Redstate wie ein Hort der der Vernunft und des Liberalismus aus. Als erstes fand ich da einen Artikel über ein Kommentar, das ein bekannter Nachrichtenmensch bei MSNBC gemacht hat, das ungefähr besagte “Warum hasst Trump Merkel? Sie ist im Moment das beste Staatsoberhaupt der Welt. Die Öffentlichkeit mag sie und sie tut ihren Job.” Das wurde einfach nur so hingestellt und dann dürfen die Verrückten kommentieren und sich aufregen. Das geb ich jetzt nicht wieder, das ist zu blöd, den absurden Scheiss les ich nicht.
Danach gab es einen, in dem es darum geht, dass Merkel gelogen hat, als sie Handelsbeziehungen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten als bilateral und nicht multilateral bezeichnet hat. Wieder ging es eigentlich nur darum den gehirnkranken Anhängern eine Möglichkeit zu geben, wilde Beschimpfungen auszustossen. Ich hab die Seite zugemacht und mehrere male tief ein und ausgeatmet.
So, Fazit. Eins zu Null für Angela Merkel, auch wenn’s den Gehirnkranken hier nicht passt.
Okay, das hab ich gerade noch auf Twitter gefunden und muss es Euch zeigen