WählerUm es mit den Worten meines Sohnes zu sagen “Mama war heute mal wieder im Widerstand”.  Ich habe zwei Stunden dieses wunderschönen und nicht zu heissen Frühlingssonntages in einem ziemlich hässlichen Raum der Demokratischen Partei verbracht und mich zum Thema Wähler-Registrierung belehren lassen.

Um zu wählen muss man sich hier in den USA als Wähler registrieren. Der Prozess ist von Staat zu Staat verschieden und kann auch in den einzelnen Bezirken leicht unterschiedlich sein.  Worauf es im Endeffekt hinausläuft ist, dass man ein Formular ausfüllt, Name, Address, etc und dann sich entweder als Demokrat oder Republikaner (es gibt noch andere Parteien, die Grünen, zum Beispiel, oder die Libertarians, aber die spielen in der Regel eine untergeordnete Rolle) registriert.  Oder als Unabhängiger, dazu verweigert man sich festzulegen.

Das Formular wird an den Registrar des Landkreises geschickt und – schwupp – zwei Wochen später ist man registriert. Ja, selbst in den Zeiten des Internets dauert es immer noch zwei Wochen, sich als Wähler zu registrieren.  So registriert, darf man, wenn es soweit ist, wählen gehen, sonst nicht.

Eines der grossen Ziele der demokratischen/anti-Trump Basisbewegungen ist es, möglichst viele Demokraten zu registrieren und sie dann, wenn die nächsten Wahlen ins Haus stehen, dazu zu bringen tatsächlich wählen zu gehen.  Traditionell sind demokratische Wähler oft sehr – na ja, wahl-faul.  Junge Menschen sind häufiger Demokraten, und die wählen nicht.  Fragt mich nicht warum, ich fand das damals spannend, als ich endlich 18 war und wählen gehen konnte.  Auch Minderheiten sind öfter demokratisch und denen wird in einigen Staaten die Registrierung schon schwierig gemacht.  Wie dem auch sei, die Demokraten können Wahlen gewinnen, wenn nur die das demokratische denkende potentielle Wahlvolk registriert wäre und wählen gehen würde.

Wähler

So oder so ähnlich stelle ich mir das vor, Bildquelle

Über den Hügel, im 10 kalifornischen Bezirk herrscht ein Republikaner, dem nun San Francisco, Oakland und das Silicon Valley den Krieg angesagt hat. Zusammen mit der dortigen demokratischen Partei werden wir dort Wähler registrieren und hoffentlich in 2018 einen weiteren Bezirk für einen demokratischen Abgeordneten ergattern können.  Da man ja nicht völlig unbedarft auf die nicht-wählende Bevölkerung losgelassen werden kann hat heute ein erstes Training stattgefunden.  Hintergründe zum Ausfüllen der Anträge, Antworten auf die häufigsten Fragen, etc. Wie man es neuerdings nicht anders gewohnt ist, war der Raum mal wieder zum Brechen voll von eifrigen Helfern.  Ich hab mich für die Mai-Tour über den Hügel gemeldet, im April hab ich schon was vor, und werde dann vermutlich mit einem Spiessgesellen in der Hitze mit einem Klemmbrett auf irgendeinem Parkplatz stehen und Leute dazu überreden sich als (demokratische Wähler) zu registrieren.

Ich hab mir das in meiner übliche Naivität anscheinend mal wieder einfacher vorgestellt als es in Wirklichkeit sein wird.  Angeblich ist es ein guter Schnitt ein bis zwei Leute pro Stunde zu registrieren.   Und ich hab mich schon in der Mitte eines grossen Gedränges gesehen, ein Dutzend Leute, Stifte gezückt, die alle ganz dringend registrieren wollen.  Aber nein, die Mühlen mahlen langsam, deshalb fangen wir früh genug an.  Ich berichte wieder, wenn ich den ersten Trip hinter mir habe.