Es hat Beschwerden gegeben.  Wegen dem Wort “dass keiner ausser Dir versteht” – also wegen der Durchflusszytometrie.

Durchflusszytometrie

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Beschwerden ist vielleicht ein wenig zu viel gesagt, eher einen Rüffel, eine kleine Spitze, einen Seitenhieb. Deshalb hier jetzt eine Erklärung was Durchflusszytometrie ist.  Wenn Ihr das langweilig findet, meldet Euch bei mir, ich geb Euch dann die Email Adresse der Rüfflerin (gell, Jasi), da könnt Ihr Euch direkt beschweren.

Durchflusszytometrie

In diesen Platten, oder welchen mit noch kleineren Näpfchen werden Experimente gemacht. Bildquelle

Durchflusszytometrie ist eine Methode, die in der Forschung, vor allem auch in der Medikamentenforschung benützt wird. Ein neues Medikament braucht ja so ca. 10 Jahre in Forschung und Entwicklung, bis es auf den Markt kommt.  Als Allererstes werden Versuche an Zellen in Reagenzgläsern, oder heute eher in Plastikplatten mit vielen kleinen Vertiefungen, Mini-Reagenzgläser sozusagen, gemacht. Dabei stellt man als erstes einmal fest, ob eine chemische Verbindung, die später mal ein Medikament werden soll, auch das tut, was man gerne möchte.  Im Falle von Krebs ist das am einfachsten zu erklären: tötet die Substanz die Krebszelle und zwar gezielt, denn das Gewebe aussen herum braucht man noch.  Wenn die Substanz die Zelle tötet ist die nächste wichtige Frage “wie macht sie das?” Zellen kann man auf viele Arten töten aber für ein Medikament ist es wichtig zu wissen, welche Prozess in der Zelle ablaufen und schliesslich zu ihrem Tod führen.  Man möchte auch so früh wie möglich verstehen, ob die Substanz in anderen Zellen zu Problemen – und damit später beim Patienten zu Nebenwirkungen führt.  Lange Rede kurzer Sinn: an Zellkulturen wird erst einmal versucht zu verstehen was genau eine chemische Substanz in der Zelle tut und wie sie ihre therapeutische Wirkung entfaltet.

Durchflusszytometrie

Zellkulture in einer Petrischale. Bildquelle

Soweit so gut, aber wie macht man das?  Man kann nicht einfach ein paar Leberzellen nehmen, die in ein Plastikschälchen werfen und erwarten, dass die sich da pudelwohl fühlen.  Deshalb werden Zelllinien hergestellt, die immortalisiert werden, also ewig wachsen und vermehrt werden können.  Die gibt es für so ziemlich alle Gewebe.  Die bekanntesten sind die sogenannten HeLa Zellen, die einer Frau Henrietta Lacks entnommen wurden – das war irgendwann in den 50zigern. Über die Geschichte gibt es ein Buch, dass sehr gut sein soll und auf meiner Leseliste steht. Solche Zellen wachsen als Rasen auf dem Boden der Plastiknaepfchen, wie der deutsche Fachausdruck ist.  Sie halten sich dort fest und so kann man sie ganz gut untersuchen.  Man kann mit Farbstoffen dran und was auch immer und das Ganze anschliessend mit Spezialgeräten, die ein Vermögen kosten, fotografieren und auswerten.

Dann gibt es aber noch Zellen, die kleben nicht, hauptsächlich die Blutzellen, den die schwirren im Körper ja auch so frei durchs Blut.  Die machen einem das Leben schwer, denn man kann die ganz schlecht mit den normalen Geräten analysieren.  So ein Zellrasen liegt brav auf einer Stelle, da kann man das Mikroskop justieren und dann fotografieren, die “freien” Zellen bewegen sich und kaum hat man sie im Fokus sinken sie ein Stückchen ab und sind unscharf.

Nun endlich zur Durchflusszytometrie
Durchflusszytometry

So ungefähr sieht das mit Durchflusszytometry aus. Bildquelle

So, und jetzt kommt endlich die Durchflusszytometrie ins Gespräch: Mit einem Durchflusszytometer kann man solche Zellen analysieren. Und zwar geht das im Prinzip so: erstmal saugt man die Zellen in eine dünne Kanüle so dass sie hübsch aufgereiht eine hinter der anderen steht.  Danach werden sie, wieder eine nach der anderen, an einer Lichtquelle und an einem oder mehreren Lasern vorbeigeschickt.  Das Licht fällt auf die Zellen, bricht sich an der Oberfläche und wird dann wieder aufgefangen und analysiert.  Mit diesen Daten kann man viel über Größe und Oberflächenbeschaffenheit der Zellen sagen. Zum anderen hat man sie vorher in z.T. aufwändigen Versuchen mit verschiedenen fluoreszierenden Farbstoffen markiert, jetzt jagt man sie an den Lasern vorbei.  Die Laser regen die Farbstoffe an, die senden ein kurzes Lichtsignal aus, das wieder in einem Sensor eingefangen wird.  Diese Information kann dann benützt werden um, z.B. festzustellen ob ein bestimmtes Protein auf der Oberfläche sitzt, ob die Zelle im Begriff ist zu sterben oder sich zu teilen, etc.

So ein Durchflusszytometer ist ein sehr anspruchsvolles und teueres Gerät.  Natürlich kommt das Ding mit Analyse-Software und jeder Menge anderem Schnickschnack. Man braucht viel Erfahrung, um das Meiste aus dem Gerät herauszuholen.  Momentan arbeite ich für eine Firma, die den Prozess vereinfacht hat.  Jetzt braucht man keinen Dr. rer nat mit vielen Jahren Erfahrung sondern ein/eine MTA kann das Instrument bedienen.  Ich schreibe über Anwendungsbeispiele, hauptsächlich aus der Blutkrebsforschung. Das ist sehr interessant und manchmal ganz schön schwierig zu verstehen.  Da gibt es wieder jede Menge Ansätze und Versuche und andere Technologie, die man verstehen muss.  Aber Spass macht es auch – und ich lerne viel.

Oft raucht mir allerdings nach ein paar Stunden der Kopf und dann muss ich was anderes tun, weil ich mich nicht mehr auf Durchflusszytometrie konzentrieren kann. Aber ich weiss jetzt doch schon sehr viel, dass ich vor ein paar Wochen noch nicht gewusst habe. Wie man im Amerikanischen so schön sagt: ich weiss genug, um gefährlich zu sein.

 

 

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