Es ist interessant das deutsche und kalifornische/amerikanische Schulsystem und die Schulen zu vergleichen, da die beiden Systeme doch sehr unterschiedlich sind. Dies ist natürlich keine sehr tiefschürfende akademische Untersuchung sondern ein Blog über das, was ich als Mutter eines 7. Klässlers, der die 5. in einem konstanzer Gymnasium verbracht hat, bislang erlebt hab.
Kindergarten
Kinder in den USA gehen früher in die Schule als deutsche Kinder. „Kindergarten“ ist ein Teil der Schulerziehung und wird in der Schule unterrichtet. Es ist das Jahr bevor der ersten Klasse. Mein Sohn war gerade 5 geworden, als er in den Kindergarten kam. Manche sind schon 6 und ein Kind, das ich kenne, kam mit 4 in den Kindergarten. Das war sehr jung und eine Ausnahme. Kindergarten ist sehr viel malen und spielen aber sie lernen natürlich auch die Buchstaben und etwas rechnen. Das Ziel ist, dass jedes Kind nach dem Kindergarten lesen kann und sich außerdem an strukturierten Unterricht und den Umgang mit Gleichalterigen gewöhnt hat. Ich glaube, für meinen Sohn war es das nervigste Jahr bislang – er malt nicht gern, speziell nicht anmalen, und lesen konnte er schon. Ich habe viele Stunden damit verbracht in entweder zu motivieren jetzt zu endlich zu malen oder die Bilder mit ihm zusammen anzumalen: Hausaufgaben für Eltern.
Grundschule
Die Grundschule sind dann in der Regel nochmal fünf Jahre. Der Riesenunterschied zu Deutschland ist, dass die Kinder nicht eine Klasse haben, mit der sie die ganze Zeit zusammenbleiben, sondern jedes Jahr neue Klassenkameraden bekommen. Das kann gut und schlecht sein. In kleineren Schulen ist es sicher von Vorteil, wenn man über die Jahre alle kennenlernt. In größeren, wie die Schule meines Sohnes, die ca. 1200 Kinder hatte, ist das nicht so toll. Mein Sohn ist ziemlich extrovertiert und überhaupt nicht schüchtern, für ihn war das gut. Für sehr schüchterne und introvertierte Kinder ist das sicher anfänglich schwierig.
Der gesamte Unterricht, mit Ausnahme von Sport, Kunst und Musik, die letzteren eher sporadisch, wird von der gleichen Lehrerin durchgeführt. Ich sage bewusst Lehrerin, die Schule meines Sohnes hatte eine männliche Lehrkraft – nicht gerade ein Überangebot an männlichen Vorbildern. Der Unterricht ist nicht strikt nach Stunden aufgeteilt und es bleibt der Lehrerin überlassen was sie wann und wie unterrichtet solange der Stoff abgedeckt wird.
Was mir aufgefallen ist, ist dass hier im Gegensatz zu Deutschland kein Unterricht ausfällt, nicht in der Grundschule und auch jetzt nicht in der Mittelschule. Ist ein Lehrer aus irgendwelchen Gründen nicht da, gibt es Springer. Die machen dann nicht den gleichen Unterricht und manchmal scheint einem das Ganze dann doch eher etwas luschig zuzugehen, aber immerhin hat man nicht plötzlich zwei Stunden früher ein Kind dastehen, bei dem ein paar Stunden ausgefallen sind, wenn man selbst noch arbeiten muss.
Schulbezirke – von Guten und schlechten schulen
Die Zuordnung zu öffentlichen Schulen erfolgt wie in Deutschland nach Bezirk: je nachdem wo man wohnt kommt man in eine bestimmt Schule. Im Gegensatz zu Deutschland (aber vielleicht hat sich das auch geändert) spielt der Schulbezirk beim Kauf eines Hauses eine große Rolle. Für gute Schulbezirke werden deutlich höhere Kaufpreise bezahlt. Wir hier haben das Glück, dass wir zwar in Sunnyvale wohnen, aber dem Cupertino Schulbezirk zugeteilt sind. Cupertino gilt aus ausgesprochen gut; nicht das Sunnyvale schlecht wäre, aber es hat nicht den gleichen Ruf wir Cupertino. Hier sind die meisten Schulen gut aber schon in San Francisco ist es nicht mehr ganz so einheitlich, da kann es einen Riesenunterschied machen, wo man wohnt und welcher Schule man zureteilt ist.
Das Los-verfahren
Da in San Francisco der Unterschied zwischen den Schule so groß war hat das lange dazu geführt, dass die Schule im Endeffekt segregiert waren. Minderheiten wie „African Americans“ oder Mexikaner können sich die teuren Gegenden mit den guten Schulen nicht leisten, die waren von Weißen und Asiaten dominiert. Seit Jahren nun, werden die Plätze in den Schule per Los vergeben. Was wie eine gerechte Lösung klingt, hat auch ihre Nachteile: eine Bekannte wohnt in einer guten Gegend mit einer guten Schule ein paar 100 Meter weiter weg. Das Kind hat in der Verlosung Pech gehabt und hätte ans andere Ende der Stadt fahren müssen, in eine Schule mit zweifelhaftem Ruf. In solchen Fällen schicken die meisten Eltern, die es sich irgendwie leisten können, die Kinder dann in eine Privatschule. Sauteuer, aber gut. Ein Artikel – in englisch- zum Thema Los-Verfahren in San Francisco ist hier.
Hier wo wir sind, im Herzen des Silicon Valley ist das nicht so dramatisch, aber auch hier gibt es Unterschiede in der Qualität – und kein Los-verfahren.
Middle School/High School
Nach 5 Jahren Grundschule (6 mit Kindergarten) kommen die Kinder dann in die „Middle School“, die wieder nach Wohnort vergeben wird. Middle School ist 3 Jahre, also 6., 7. Und 8. Klasse. Danach kommt dann die High School für weitere 4 Jahre. Da es nicht wie in Deutschland ein dreigeteiltes System von Hauptschule, Realschule und Gymnasium gibt wird das mit der Qualität der Schule immer wichtiger, je älter man wird.
Private Schulen
Parallel zu den öffentlichen Schulen gibt es die Privaten. Damit kann man schon in der Grundschule anfangen und es bis zur High School durchziehen – wenn man es sich leisten kann. Private Schulen kosten hier bis zu 40,000 im Jahr pro Kind (vermutlich gibt es auch noch teurere, das sind die „normalen“), wenn man Glück hat bekommt man eine schon für $20,000. Für diese Schulen gilt es dann Aufnahmeprüfungen zu bestehen, denn im Gegensatz zu den öffentlichen, nehmen die privaten Schulen nur die Kinder, die sie wollen.
Es gibt noch viel zu sagen, zum Thema Schule hier und ich werde sicher noch weitere Blogs zu dem Thema schreiben.