Eigentlich wollte ich eine tiefschürfende Analyse über Kavanaugh schreiben und die unsägliche Geschichte, die zu seiner Ernennung zum Obersten Gerichtshof geführt hat. Darüber was das für das Gericht und das Land für die nächsten 30 oder 40 Jahre bedeutet, den Verrat von Susan Collins, Senatorin aus Maine, die alles hätte stoppen können und Senator Jeff Flake (Nebenbemerkung “Flake” bedeutet Flocke, wird aber umgangssprachlich auch in der Bedeutung “unzuverlässiger Mensch” benutzt. Da zeigt sich mal wieder: nomen est omen), der erst eine FBI Untersuchung forderte, dann aber doch für Kavanaugh stimmte. Einer meiner Twitter-Menschen meinte noch “macht Euch keine Hoffnung, Flake fällt am Schluss immer um! Er hatte leider recht. Scheisse.
Dann wollte ich noch über die sogenannte FBI Untersuchung schreiben, die keine war. Eine Untersuchung, die nur als Mäntelchen benutzt wurde, um Kavanaugh zu legitimieren. Eine “Untersuchung”, in der die Hauptanklägerin Christine Ford nicht befragt wurde, noch die anderen beiden Frauen, die Kavanaugh sexuelle übergriffe vorgeworfen haben. In der von 40 Zeugen, die sich freiwillig gemeldet haben und aussagen wollten, nur 9 interviewed wurden.
Ich wollte über all das schreiben, aber ich kann es nicht. Mir ist seit Samstag schlecht, wenn ich nur an das Thema denke.
Als Trump gewählt wurde, war ich geschockt und deprimiert aber irgendwo war da noch ein Funken Hoffnung. “Leute” dachte ich mit, “haben Scheisse gebaut. Die haben aus Blödheit oder Verzweiflung für diesen Arsch gestimmt. Sie werden es bald einsehen und dann wird der ganze Mist, dieses ganze illegitime Regime in sich zusammenfallen”. Dachte ich mir. Naiv wie ich war.
Ich denke das jetzt nicht mehr. Das war kein Versehen, kein Zufall, kein “blöd gelaufen, lasst uns aufräumen”, die haben Trump nicht aus Verzweiflung gewählt oder weil sie ihn irgendwie falsch verstanden haben, die haben ihn mit Bedacht gewählt, weil er ein Rassist ist und weil sie ihre Macht behalten wollen. Weil der Verlust von weissen Privilegien schon als Attacke und Kulturkampf verstanden wird. Weil sie zurückwollen in eine Zeit, als der weisse Mann noch alle Macht hatte, während die “little lady” zu Hause Hackbraten gemacht hat und die Schwarzen im Bus hinten sitzen mussten und nicht auf die guten weissen Unis durften. Was Frauen dazu bringt ihn zu unterstützen ist mir schleierhaft, es gibt zwei Erklärungen: sie sind noch rassistischer als die Männer und nehmen sogar ihre eigene untergeordnete Rolle in Kauf so lange sie sich nur allen Nicht-Weissen überlegen fühlen können oder sie böse, bittere alte Weiber, die glauben, dass die heutige verdorbene Jugend sich zusammenreissen soll, damals gab es ja schliesslich auch keine Abtreibung. Gepriesen sei der Herr.
Ekelhaft.
So, jetzt hab ich doch darüber geschrieben, allerdings keine tiefgreifende, emotionslose Analyse sondern eine Schimpftirade.
Dabei hatte ich mit zwischendurch vorgenommen über das andere Reizthema zu schreiben: Religion. Mir ist da nämlich neulich was aufgegangen, als ich bei einem meiner Malprojekte ein paar Ameisen überpinselt habe: Religion macht keinen Sinn (das weiss ich schon lange) aber wenn Religion, dann ist der Polytheismus sehr viel logischer und realistischer als der Monotheismus.
Na ja, das muss ich jetzt auf den nächsten Blog vertagen.