Zum zweiten Mal habe ich dieses Jahr an der Placerville Antique Fair teilgenommen. Eine Freundin hat mich letztes Jahr überredet und da es mir Spass gemacht hat, hab ich mich auch dieses Jahr wieder angemeldet, obwohl sie nicht dabei sein konnte. Es war ein interessantes Erlebnis.
Author: Californiagirl Page 3 of 35
So schnell geht’s eben war es noch Hochsommer, die ohnehin viel zu langen amerikanischen Schulferien flossen träge dahin und – boom – jetzt ist es schon Ende August, die Tage werden wieder deutlich kürzer, am Montag geht die Schule wieder los und der Sommer ist fast vorbei.
Erstmal eine Entschuldigung an alle regelmäßigen Leser. Ich weiß ja, dass ich furchtbar nachlässig war über die letzten Wochen aber ehrlich: es war einfach zu heiß zum Denken. Und wenn ich das sage, heißt das was. Aber jetzt zum eigentlichen Thema, das mich gerade nervt: Dreck überall.
Jedes Jahr wenn ich hier in Deutschland bin fallen mir neue Dinge auf. Entweder weil sie neu sind, oder weil ich irgendwie vergessen habe, dass die Dinge hier so laufen. Diesmal ist nicht anders und hier ist das, was mir diese Mal aufgefallen ist, z.B. eine weiter zunehmende Amerikanisierung.
Also, für alle, die es noch nicht mitgekriegt haben, heute am 4. Juli, dem Unabhängigkeits- und Feiertag soll angeblich der zweite Bürgerkrieg ausbrechen, natürlich von den Demokraten angezettlet. Nein, ich wußte davon auch nichts bis vor so zwei Tagen, aber dann ab ich es doch noch erfahren. Gerade rechtzeitig, um noch ein bisschen mitmischen zu können.
Als ich das letzte Mal in Konstanz war, war ich mit den Freundinnen aus dem Gymnasium unterwegs. Das machen wir oft, wenn ich zu Besuch hier bin. Ein oder zweimal im Laufe des Abends fiel der Satz „Ich möchte mein altes Konstanz zurück.“
Das alte Konstanz, also das der 80er und 90er Jahre. Natürlich schwingt bei solchen Äußerungen ein bisschen Nostalgie mit, Erinnerungen an eine Zeit als wir noch leichtfüßig durch die Stadt hüpften, Sport schwänzten, um Mohrenkopf Brötle zu essen und unser größtes Problem eine verhauene Klausur war.
Aber dann ist da auch noch eine andere Komponente: Konstanz ist zu hektisch und zu groß geworden.
Kleine Stadt an der Schweizer Grenze
Ich lebe seit fast 20 Jahren in Kalifornien. Wenn mich Leute dort fragen, wo ich herkomme habe ich bis vor kurzem gesagt ich „eine kleine Stadt im Süden Deutschlands, direkt an der Schweizer Grenze mit so ca. 65.000 Einwohnern“. Erst letztes Jahr fiel mir auf, dass ich da mal eben locker fast 20,000 Leute unterschlagen hab.
Und noch mehr kommen ständig dazu. Jeder, der ehrlich ist, versteht das ja, wohnen, wo andere Ferien machen – klar, wer will das nicht?
Entsprechend ist die Bauwut in Konstanz ausgebrochen. Ein neuer Wohnblock auf die Wiese, aufgestockt da, nachverdichtet dort. Von Wohnungskrise ist Rede und das ist ja auch wirklich so: Wohnungen sind Mangelware und so teuer wie noch nie. Viele, die Wohnraum suchen, finden keinen oder können sich die grössere Wohnung, die sie gerne hätten, nicht leisten.
In alle dem muss man allerdings auch mal die Frage stellen: hilft die Bauwut denn? Werden heute aufgrund des Bauens an allen Ecken weniger Wohnungen gesucht? Was wenn noch 100, 200, 300 Wohnungen hingestellt werden? Ist es dann genug? Hat dann jeder eine Wohnung und die Lage entspannt sich?
Man kann sich vermutlich über die Antwort streiten, aber sie fällt doch eher negativ aus. Mehr Wohnungen bedeutet mehr Interessenten genauso wie breitere Straßen mehr Verkehr bedeuten, nicht weniger Stau. Bauen in Konstanz ist teuer, entsprechend teuer ist der Wohnraum und die hübschen Wohnungen sind dann für den alteingesessenen Briefträger oder die Krankenschwester ohnehin nicht erschwinglich.
Ich lebe im Silicon Valley. Da fehlen tausende von Wohnungen und Häuser, ich kenne die Diskussion also zur Genüge. Was Konstanz und Silicon Valley unterscheidet ist, das wir Wohnungen für Leute brauchen, die hier arbeiten. Apple, bei uns in der Nähe, um nur ein Beispiel zu nennen, hat fast 15.000 Angestellte, die zum Teil 2 Stunden ein Weg im Auto sitzen, um zur Arbeit zu kommen. So sehr mich die Nachverdichterei, die bei uns jetzt auch anfängt, persönlich nervt, ich seh das noch ein. Keiner fährt gern stundenlang, der Umwelt tut es auch nicht gut und die Staus sind legendär.
Konstanz hat praktisch keine Industrie, die größten Arbeitgeber sind die Uni, die Stadt und das Krankenhaus. Der größte Bevölkerungszuwachs kommt von den 18-25 Jährigen (Studenten) und den über 65 Jährigen, also Rentner. Von beiden Gruppen gibt es mehr als genug, um jeden Wohnraum, der geschaffen wird, zu füllen und ohne auch nur den geringsten Unterschied in der Nachfrage zu bewirken. Wenn die Wohnungen billiger werden, können es sich mehr Rentner aus allen Teilen Deutschlands (oder Europas) leisten, sich dort zur Ruhe zu setzten, wo andere Urlaub machen und die Uni kann noch ein paar Hörsäle anbauen. Billigere Wohnungen gibt es deshalb nicht.
Die Stadt wandelt sich und das ist auch gut so, das muss sein. Wachstum und Veränderung sind wichtig, aber irgendwann muss man auch mal anhalten und sich fragen, ob es denn Sinn macht im Bemühen mehr und mehr Wohnungen zu schaffen und jede letzte Ecke zuzubauen, nicht das zerstört, was Konstanz so begehrenswert macht.
Vielleicht ist das die Lösung, vielleicht muss so lange gebaut werden, bis die Leute sagen „Konstanz war mal schön aber jetzt ist es zu groß und verbaut, da wollen wir nicht mehr hin.“
Das wäre allerdings für alle die schlechteste Lösung.
Mein Sohn, das hab ich ja schon öfter angedeutet, ist für sein Alter ein recht abgeklärtes Kerlchen. Er war schon immer sehr logisch, schon als kleines Kind hat er im Prinzip alles mitgemacht und akzeptiert solange man es ihm vernünftig und logisch erklärt hat. Das fand ich schon immer toll, damit kann ich umgehen. Neuerdings, das heißt im Zeitalter von Trump, geht mir das allerdings fast ein bisschen zu weit.
In all dem Chaos und sich überschlagenden politischen Geschichten hab ich beschlossen über was harmloses zu schreiben. Der 5. Juni ist nicht nur der Tag der Vorwahlen (“Primaries”) hier in Kalifornien sowie etlichen anderen Staaten, sondern auch Nationaler Moonshine Day. Da es dabei im Alkohol geht, passt das auch wieder ganz gut mit dem Chaos. Prost!
Neulich hab ich mal wieder ein neues Konzept gelernt. Ich wundere mich noch immer darüber, aber das ist bei mir ja nichts Neues. Was ich also gelernt habe ist die Idee der “cultural appropriation”, was ich jetzt mal als “kulturelle Aneignung” übersetze. Vielleicht hat ja irgendwer das irgendwo schon anders übersetzt aber ist ja auch egal. Also, kulturelle Aneignung …
Manchmal mach ich bei den Twitter Umfragen mit. Natürlich weiss ich, dass die alle Unsinn sind, weil sie in der Regel keine repräsentativen Gruppen befragen. Aber von den Ergebnissen kann man trotzdem was lernen.