KreditkartenMein Mann hat eine neues “Hobby”, das Kreditkarten-Spiel. Um das zu verstehen, muss man ein bisschen mehr über die Liebe und Abhängigkeit der Amerikaner für und von ihren Kreditkarten verstehen.

Ich hab in einem andern Blog ja schon über die Liebe der Amerikaner zum Zahlen mit Kreditkarten geschrieben und  insgesamt sind die Dinger ja auch echt praktisch.  Man muss nur erst einmal eine bekommen und dann vermeiden, dass man zuviel Geld damit ausgibt.  Aber eins nach dem andern.

Die erste Kreditkarte ist die schwierigste

Als ich hier in die USA kam, wurde mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich eine Kreditkarte brauche, da ich sonst kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein kann. Das gestaltet sich am Anfang schwer.  Denn um eine Kreditkarte zu bekommen braucht man eine “credit history” also sozusagen eine “Kredit Geschichte” in der man zeigt, dass man gut mit dem Ding umgehen kann.  Gut heisst dabei nicht, dass man es nicht benützen kann, man muss es sogar benützen, aber eben dann zurückzahlen und keine Zahlungen verpassen.  So baut man sich langsam eine “Geschichte” auf und bekommt dann einen Bewertung.  Je höher die Nummer, desto besser.  Der Schufa-Score in Deutschland ist wohl so ähnlich.  Typischerweise baut man sich das alles langsam auf, erst mit Kreditkarten für die noch die Eltern bürgen und dann irgendwann mal mit eigenen.

Als Zugezogene hat man oft Schwierigkeiten: ohne Kreditgeschichte keine Kreditkarte, ohne Kreditkarte keine Kreditgeschichte ….  Ich hatte Glueck, und Beziehungen und hab gleich eine bekommen und nach all den Jahren des Kreditkarten Nutzens ist mein Score ziemlich gut.  Der meines Mannes auch.  Denn obwohl wir beide mehrere Kreditkarten haben sind wir unserer europäischen Erziehung treu geblieben: wenn wir kein Geld haben geben wir keines aus.  Auf Kredit werden höchstens Autos oder Häuser gekauft aber niemals neue Fernseher oder besser wir kaufen die Fernseher/iPads/Lebensmittel mit Kreditkarte aber alles wird gleich abbezahlt statt abgestottert.

Das unterscheidet uns von vielen Amerikanern, die sich sehr viel auf Pump kaufen.  Fernseher eben, oder iPhones, oder was auch immer.  Andere verdienen nicht genug und müssen immer wieder Kredit aufnehmen um ihre Miete zu bezahlen, oder die Rate fürs Auto.  Wenn man dann einmal nicht bezahlen kann ist der credit score gleich schlechter.

spaeter werden sie einem nachgeworfen

So, nun ist es mit solchen Dingen ja immer das gleiche: erst braucht man so ein Ding und keiner will’s einem geben aber nach ein paar Jahren denken dann alle Banken, dass sie von einem profitieren können und dann kommt die Zeit, in der einem jede Woche 5 Kreditkarten-Anträge per Post zugeschickt werden.  Mal versuchen sie einem mit Flugmeilen, mal mit Geld mal mit was anderem zu ködern. Mit dem schönen Spruch unseres damals 2-Jährigen als er Gemüse esse solle, nämlich “alles nein”, haben wir bislang alle Kreditkartenanträge zerrissen und in die Mülltonne verfrachtet – ungelesen.

Der Blog für Geizige

Neulich lass mein Mann mal wieder einen seiner Lieblingsblog.  Bei Mr. Money Mustache geht es um Geldsparen.  Trotz der hässlichen Webpage und der blöden Namens hat der Mann sozusagen Kultstatus in gewissen Kreisen und man kann auch immer wieder was Interessantes lernen.  Mr Money Mustache hat also nun das Kreditkarten-Spiel empfohlen und das geht so:

Das Kreditkarten-Spiel
kreditkarten

Ob’s mit all den Meilen zur Business Class reicht ist fraglich.

Man schaut sich an welche Kreditkarten welchen Bonus geben wenn man eine neue bekommt. In unserem Fall ist der nun 12-Jährige damit beauftragt worden eine Excel-Liste anzulegen auf der die Informationen zusammengefasst waren.  Was kriegt man, wieviel muss man ausgeben, gibt es eine Jahresgebühr, wenn ja wie hoch?  Danach hat er dann die besten “Schnäppchen” ausgewählt.  Also zum Beispiel die Karte, bei der man einmalig $150 zurückbekommt, wenn man innerhalb von 3 Monaten $500 damit ausgibt. $500 ist gar nichts, wenn man in Silicon Valley lebt, wie mein Mann ständig nach Chicago fliegt, Krankenversicherung mit der Kreditkarte bezahlt, etc.  Aber besser war dann doch die, bei der man etwas weniger Geld bekommt, aber dafür genug Punkte auf dem Marriott-Konto, für zwei Übernachtungen. Der Trick nun, ist drei bis vier von den Dingern zu beantragen, Ausgaben, die man eh hat, damit abzubezahlen und die Punkte/Rückvergütungen einzustreichen.  Wenn man das erledigt hat kündigt man wieder.  Wenn man das im Dreimonatsturnus macht hat das auch keinen negative Einfluss auf den Kredit-Score. Dann fängt man wieder von vorne an.  Zeitlich versetzt kann man, wenn man mag, das auch noch für die Ehefrau – also mich – machen und hat so theoretisch jede Menge Flugmeilen und Übernachtungen zur Verfügung.

Mal sehen, wie lange ihm das Spass macht.  Ich jedenfalls muss mich jetzt wieder umgewöhnen, wenn bislang die dünne Blaue für Geschäftsausgaben war hab ich jetzt eine neue, die gefühlt ein Pfund wiegt.  Die Graue für Persönliches wird wohl auch bald ersetzt werden – aber angeblich soll uns das ordentlich Knete und jede Menge freier Fluge einbringen.  Ich hoffe es mal!