Der Januar ist noch nicht mal um und ich glaube, wir haben das Wort des Jahres 2017 schon gefunden: gaslighting. Bis vor ein paar Tagen hatte ich es noch nie gehört aber seit dem Amtsantritt von Voldemort liest man es überall. Was also bedeutet gaslighting?
Der Ausdruck geht auf einen Film aus dem Jahre 1944 zurück. Ich hab den in jungen Jahren gesehen und fand ihn extrem gruselig. Ich erinnere mich, dass es subtil spannend war, nicht so übertriebenes Blutgespritze wie das heute so oft üblich ist. In dem Film manipuliert ein Mann seine Frau, damit sie glaubt verrückt zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher er wollte an ihr Geld. Eines der Mittel, die er benützt ist, dass er die Gaslichter manipuliert sodass sie flackern. Seiner Frau, die dies bemerkt, sagt er, dass nichts flackert. Sie beginnt langsam aber sicher Ihren Verstand zu verlieren, weil sich die von ihr beobachtete Realität nicht mit dem deckt, was ihr Mann ihr sagt und sie ihm glaubt statt ihren eigenen Sinnen.
Und da sind wir auch schon im Jahre 2017 gelandet, in dem Voldemort behauptet, dass die Menschenmenge bei seinem Amtsantritt größer war als die von Barack Obama obwohl es zig Fotos gibt, die das Gegenteil beweisen und Experten im Bereich der Erforschung von Massen genau das gleiche sagen: deutlich kleiner! Oder wo er behauptet dass, der den popular vote, also die Wahl be Gesamtstimmen statt bei Wahlmänner-Stimmen gewonnen hat, weil ca. 3 – 5 Millionen Illegale gewählt haben. Es gibt keinerlei Beweise für diese Behauptung – ganz im Gegenteil (obwohl man, bekannterweise, eine negative Aussage nicht beweisen kann). Er behauptet das frech weiter, bleibt dabei entgegen aller Beweise und beruft sich nach letzten Gerüchten auf die Beobachtung einen Freundes (ironischerweise der ein deutscher Golf-Spieler, der in Florida nicht wählen durfte es aber versuchte). Der Fall von versuchtem Wahlbetrug, der mittlerweile am bekanntesten ist, ist das sein Chef-Stratege, der rechtsradikale Steve Bannon in zwei Staaten als Wähler registriert ist (link). Mittlerweile berichtet CNN auch, dass Steve Mnuchin auch in zwei Staaten registriert ist. Doch Wahlbetrug nur ganz anders?
Aber ich weiche vom Thema ab.
Nichts sagt gaslighting so deutlich wie KellyAnn Conway’s alternative facts. Wenn man seinen eigenen Sinnen – also Augen, die Fotos sehen – nicht mehr glauben soll sondern den gegensätzlichen Aussagen eines Despoten, dann sind wir mitten im gaslighting angekommen. Wer einen kurzen Artikel in englisch zum Thema gaslighting lesen möchte kann das hier auf der Webseite des populären Pychologie-Magazins Psychology Today tun.
Gaslighting funktioniert
Obwohl es auf den ersten Blick wie eine nicht sehr erfolgsversprechende Methode klingt ist sie sehr effektiv und wird von Diktatoren und Sektenführern überall auf der Welt angewandt. Zusätzlich zu den Argumenten im obengenannten Artikel glaube ich, dass die Methode funktioniert, weil wir es nicht gewohnt sind, dass uns jemand so unverfroren ins Gesicht lügt. Wir kennen kleine Lügen, Halbwahrheiten, Verdrehungen der Wahrheit – die werden uns jeden Tag aufgetischt, von Politikern sowie im Privat- und Berufsleben. Dass aber jemand die Frechheit hat eine ganz offensichtliche Lüge auszusprechen – trotz Beweisen zum Gegenteil – kennen wir nicht (wenn wir mal von unseren Dreijährigen absehen, die behaupten, den Keks nicht gegessen zu haben, obwohl sie noch Krümel um den Mund haben). Da stutzt man, sagt sich “da muss doch was dran sein, sonst würde der das doch nicht sagen”. Stimmt aber nicht, in Fallen von Soziopathen wie Voldemort muss da nicht dran sein, der lügt um sein Ziel zu erreichen, ohne jede Gewissensbisse. Das muss man sich erstmal dran gewöhnen – auch wenn man das nicht will!
Daran, wie der Film ausgeht erinnere ich mich nicht mehr im Detail. Aber es war gut, dass weiss ich noch. Das Plakat zeigt ja auch einen zweiten Mann, das impliziert, dass er der armen Frau zur Hilfe geeilt ist. Hier in diesem Land scheint Frau sich selbst helfen zu wollen (Women’s March) aber die Hilfe von Männern wird sehr begrüßt und gerne angenommen!