Die grosse Demo der Wissenschaftler, der March of Science, ist jetzt für den 22. April angesagt. Dass das der “Tag der Erde”, also Earth Day ist, ist kein Zufall. Mein 12-Jähriger hat mich ganz verschmitzt von der Seite angeguckt und gemeint “Du, Mama, ich hätte nichts dagegen, wenn wir zur Demo nach Washington fliegen würden.” Ich habe es mir überlegt, aber es ist doch ein bisschen teuer und ich bin mir auch nicht ganz sicher, welche Rolle die Aussicht ein bis zwei Tage Schule zu verpassen bei dieser Bemerkung gespielt hat. Wir werden hier demonstrieren, mit all den anderen geeks vom Silicon Valley.
Womit wir beim heutigen Thema wären: geeks. Eine Bezeichnungen, die man verstehen sollte und nicht verwechseln darf mit anderen, z.B. nerd oder – noch schlimmer – dork. Dazu ein andermal.
Was also ist ein geek?
Ein geek (Giek, ausgesprochen) ist wie man sich einen typischen verrückten Wissenschaftler/Ingenieur vorstellt. Hat keine Sinn für Mode, ist sozial eher nutzlos und nervig, liebt die Wissenschaft und alles was logisch ist. Emotionen sind eher schwierig und sportlich sind sie in der Regel auch nicht – ausser man bezeichnet die Statistik, die beim Baseball so wichtig ist als Sport. Wer die TV-Show Big Bang Theory schaut kennt den urtypischen geek: Sheldon Cooper, obwohl der etwas überzeichnet ist.
Geek war lange eine Bezeichnung, die an ein Schimpfwort grenzte. So haben sich die coolen Typen über die schlauen aber sozial trampeligen Kinder lustig gemacht. Geeks waren Verlierer, jedenfalls im sozialen Bereich, der in den Teenagerjahren ja sehr wichtig ist.
Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Geeks sind jetzt cool, nicht überall aber doch in bestimmten Regionen: Silicon Valley, z.B. oder am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Es ist nämlich mittlerweile vielen klar geworden, dass geeks oft später im Beruf sehr erfolgreich sind. Geeks haben Google gegründet, Zuckerberg von Facebook ist ein geek – die Liste ist lang. Eines der Jugend-Lexika im Internet definiert denn geek auch so: die Leute, über die Du Dich als Jugendlicher lustig machst und für die Du dann als Erwachsener arbeitest.
Was, wie schon öfter, dazu beigetragen hat, den Namen seine beleidigende Bedeutung zu nehmen ist, dass die geeks angefangen haben sich selbst stolz so zu nennen.
Hier im Silicon Valley aber speziell am MIT regieren die geeks unangefochten. Da will man ein geek sein, um dazu zugehören. Am besten ist man ein echter geek (a real geek) und in den heilige Hallen von MIT gibt es kein größeres Kompliment als wenn jemand über Dich sagt “Du bist ein kompletter geek” (you are a total geek). Damit ist der Name geek vom Schimpfwort zum Ehrentitel umgemünzt worden.
Ich bin sicher, dass es grosse Teile in diesem Land gibt, in denen geeks nach wie vor verarscht und gebullied werden, wo der Quarterback des Uni-Footballteams verehrt wird und die Jungs und Mädels, die das periodische System der Elemente auswendig wissen, verlacht werden. Aber an den guten Unis und den Hightech-Zentren hier im Land schätzt man geeks und bewundert sie – und das ist doch schon mal ein grosser Schritt.
Mein Bub ist ein geek, mein Mann auch etwas – und ich ein bisschen, genug am am MIT akzeptiert zu werden aber nicht genug, um jemals als “real geek” bezeichnet zu werden. Dieses familiäre Geek-Tum ist einer der Gründe, warum Silicon Valley trotz extrem hoher Preise, täglichem Verkehrschaos, bis vor Kurzem einer Dürre und seit neuestem einem gestörten und gemeingefährlichen Präsidenten nach wie vor ein guter Platz für uns ist.
Eric
Hi Lady,
Du bist sicher kein “real geek.” Du schaffst Dir Deine eigenen Räume und lebst sie aus, indem Du Dich sozial sehr stark engagierst und Deine Vorstellungen von “korrektem Leben” versuchst zu verwirklichen. So wie ich das aus der Ferne einschätzen kann, funktioniert das sehr gut! Du bist ein großes Vorbild für mich!
Alles Liebe, Eric
Californiagirl
Danke, Eric. Jetzt bin ich ganz rot geworden wegen der tollen Komplimente 🙂