Vor einige Wochen waren wir schon einmal hier am Lake Tahoe. Damals war es zu heiss für die geplante Wanderung auf den Ellis Peak – aber jetzt im September ist es kühl genug, um den Anstieg in Angriff zu nehmen.
Während unserer Letzten Fahrt nach Tahoe ist der Motor unseres Autos auf dem Weg über die Sierra kaputt gegangen und nach langem hin und her haben wir beschlossen den Motor ersetzen zu lassen. Jetzt war er also fertig und wir haben uns auf den Weg nach Tahoe gemacht, um dem 1995 Toyota mit seiner Viertelmillion Meilen und dem neuen Gebraucht-Motor abzuholen.
Ich bin froh die alte Kiste wieder zu haben, denn wir haben mal wieder festgestellt, wie schwierig es ist für zwei Erwachsenen ist, in Silicon Valley mit einem Auto auszukommen. Es geht überhaupt nur, weil ich meist von zu Hause arbeite und mein Mann auch. Ein oder zweimal mussten wir den Nachbarn um sein Auto bitten.
Tahoe im Herbst
In Tahoe haben die paar Wochen zwischen unseren beiden Besuchen einen grossen Unterschied gemacht. Labor Day war letztes Wochenende, das ist hier das inoffizielle Ende des Sommers. Die Kinder sind alle wieder in der Schule und die Ferien sind vorbei. Labor Day ist nochmal ein letztes Hurra, wo jeder das lange Wochenende nützt und irgendwo hinfährt. Außer uns, natürlich, wir vermeiden die Freeways wie die Plage an solchen Wochenenden, und die Flughäfen erst recht.
Jetzt eine Woche später ist es hier in Tahoe sowas von schön ruhig und deutlich kühler als noch vor ein paar Wochen. Gestern haben wir unser Auto in Empfang genommen und habe heute die Wanderung gemacht, die wir schon das letzte mal machen wollten, aber wegen Hitze haben ausfallen lassen.
Ellis Peak Wanderung
Ellis Peak liegt südlich von Tahoe City und westlich. Man fährt von Tahoe City die 89 nach Süden und biegt direkt hinter dem Kaspian Campground rechts auf eine asphaltierte Straße (Baker Pass Road). Man folgt dieser ca. 3 Meilen, immer der asphaltierten Straße folgen auch wenn diese Kurven macht. So kommt man zum Start des Wanderweges, im Englischen „trail head“ genannt. Die Wanderung ist nicht lang hat es aber höhenmetermäßig durch aus in sich. Zuerst steigt man steil an was bei der Höhe nicht so ganz trivial ist. Man ist zum Glück die meiste Zeit zumindest in lichtem Wald und nicht der Sonne ausgesetzt.
Der Pfad ist Sierra Nevada pur: hohe Kiefern und Pinien, überall Tannennadeln und Tannenzapfen von winzig bis riesig. Die Bäume sind zum Teil vom Wind hier oben grotesk verbogen. Man hört den Wind in den Wipfeln und es riecht nach sonnenbestrahltem Staub und würzigem Harz.
Desolation Wilderness
Nach einem steilen Anstieg sieht man zur rechten Lake Tahoe durchscheinen und zur linken erhascht man Blicke auf Lake Loon und die sogenannte „Desolation Wilderness“. „Wildnis der Trostlosigkeit“ – was wie eine Name aus Herr der Ringe klingt – ist ein Teil der Sierra, der sehr karg und unbesiedelt ist.
Desolation Wilderness ist Hochgebirge, unglaublich schön in seiner Kargheit, mit seinen Seen und Wasserfällen (im Frühjahr), unbewohnt und bei ernsthaften Wandersleuten sehr beliebt. Zum Übernachten braucht man eine Übernachtung-Erlaubnis und die sind limitiert. 70% der „permits“ werden im Voraus vergeben – wer also eine 2 oder mehr Tage dauernde Wanderung in die Desolation Wilderness machen möchte plant besser voraus und informiert sich hier.
Weiter auf dem Weg zum Ellis Peak erreicht man einen Gipfel, der sich dann allerdings als Vorgipfel herausstellt. Das Ende der Wanderung ist noch nicht erreicht. Es geht dann bergab, was schön wäre, wenn man nicht wüsste, dass man das alles später auf dem Rückweg wieder hoch muss. Zuletzt kommt dann nochmal ein Anstieg, teilweise sehr steil bis man oben ist, auf dem Ellis Peak und einen wunderbaren Blick auf Lake Tahoe im Osten und die Gipfel der Sierra genießen kann. Auf Ellis Peak ist man 8740 Fuß hoch, also ca. 2663 Meter. Immer noch deutlich unter Zugspitzen-Niveau aber doch schon einigermassen nahe dran.
Man geht den gleichen Weg zurück, kann aber auf dem Rückweg (natürlich alternativ auch auf dem Hinweg) einen kleinen Umweg zum Ellis Lake machen. Der kleine See liegt ca. einen 3/4 km vom Hauptweg ab (rechts, wenn man den Berg runter kommt, eine Schild „Lake“ weißt den Weg) und ist ein wunderbarer, klarer Bergsee mit üppiger Vegetation und umgefallenen Baumstämmen, auf denen man eine Rast machen kann.
Wie erwartet ist der Anstieg zum Vorgipfel anstrengend, jetzt nachdem man doch schon so einiges an Höhenmeter hinter sich gebracht hat, aber danach geht es bergab bis zum Auto.
Praktische Tipps
Wir haben die Wanderung ohne Hetze und zweimal Rast und vielen kleinen Wasserpausen in 3 ½ Stunden gemacht. Insgesamt sind wir so ca. 350 bis 400 Meter auf 5 km (10 km für die Runde) an- und wieder abgestiegen.
Wie immer in der Sierra: viel Wasser (wir hatten einen Liter pro Person, das hat gerade gereicht), Kappen/Sonnenhüte und Sonnencreme nicht vergessen.
Eine schöne Wanderung, die einem einen wunderbaren Rundblick über Tahoe und hinaus bietet und anstrengend ist, ohne dass man danach drei Tage rasten muss. Man hat sich aber definitiv einen Burger und Pommes zum Abendessen verdient!