Heute waren wir auf dem March for Science in San Jose. Dieses Mal haben die Jungs mich begleitet. In unserer Familie von Geeks ging das nicht anders. Natürlich waren jede Menge anderer Geeks unterwegs mit interessanten Schildern. Das gleichzeitig die ComiCon stattfand hat deutlich zur Buntheit des Ereignisses beigetragen.
Der March for Science war der nächste Versuch mit massivem Protesten und Maerschen eine Nachricht nach Washington zu schicken. Bei #45 ist sie sicher nicht angekommen, da kommt nichts an, aber vielleicht bei ein paar der Abgeordneten und Senatoren. Wie beim Women’s March gab es einen Haupt-Marsch in Washington und jede Menge Ableger in der ganzen Welt. Ich hab die Zahl 538 im Kopf, aber die wird sich noch ändern und aktuelle Zahlen über Teilnehmer hab ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gelesen. Gestern Abend hab ich schon die ersten Bilder aus Neuseeland und Australien gesehen, z.B. von einem march in Brisbane, das ich aus einem früheren Leben ganz gut kenne. Auch Europa hatte viele. Danke an die ganze Welt, dass ihr mit uns demonstriert!
Anmarsch zum March for science
Leider ging mein Plan die öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen mal wieder voll daneben. Mit der Strassenbahn zu fahren machte keinen Sinn, denn die Strassenbahn ist so weit weg, dass wir schon fast in San Jose sind, bis wir mit dem Auto bei der Haltestelle sind. Den Bus kann man vergessen, vor allem am Samstag, das hätte mehrere Male Umsteigen und dann trotzdem noch einen langen Fussmarsch beinhaltet. Der Zug fährt am Samstag so spät, dass wir es nicht zum geplanten Stärkungsfrühstück mit Freunden geschafft hätten und das Fahrrad wäre eine Möglichkeit gewesen, wenn da nicht die Schilder gewesen wären.
Wir haben schon während der Frühjahrsferien kurz vor Ostern mit Schildermachen angefangen und so hatten wir heute sechs Schilder zur Hand und konnten auch noch unsere Freunde damit beglücken.
Also früh los mit dem Auto ausserhalb parken und reinmaschieren mit sechs Schildern über der Schulter. Was tut man nicht alles?
Der Anfang des Marsches war am Rathaus in San Jose und dann ging der Marsch für etwas über eine Meile durch die meist gesperrten Strassen von San Jose zu einem grossen Platz wo es dann die obligatorischen Reden gab. Unter anderem sprach auch die Schauspielerin, die bei Big Bang Theory Amy spielt. Um das schon mal vorwegzunehmen: mein Sohn kennt da nichts, der läuft zur Bühne und kommt 15 Minuten später breit grinsend zurück und erzählt, dass er ihr die Hand geschüttelt hat. Ich glaub, ich hab schon mal erwähnt, dass er das das Wort schüchtern nicht kennt. Hat mich gefreut für ihn, seine Buddies sind alle voll neidisch.
Der Marsch sollte eigentlich so weit wie möglich unparteiisch nicht unpolitisch sein. Für Wissenschaft, nicht gegen Trump. Das hat natürlich nicht so ganz geklappt, was ich auch nicht schlimm finde, denn schliesslich ist der Grund der Demo ja die Anti-Wissenschaftsagenda unseres illegitimen Präsidenten. So sah man Schilder, mit bösen Seitenhieben auf Trump – aber gut – z.B. eines auf dem stand: was willst Du lieber grün oder orange? Darunter waren je ein Bild eines grünen Waldes und eines von Trump.
Wie schon bei Women’s March war die Stimmung gut, freundlich, man sprach mit jedem, half sich gegenseitig, und fotografierte die besonders geglückten Schilder anderer Leute. Ich muss gestehen, nachdem ich mit meinem Schild beim Women’s March viel fotografiert worden bin, war es dieses Mal mein Sohn, der als Model gefragt war. Er muss für duzende von Bildern gegrinst haben. Es gab Kinder, recht viele kleine, die von den Eltern mitschleppt wurden, aber in seinem Alter gab es wenige, vor allem wenige, die so enthusiastisch Schilder geschwenkt und die Sprüche mitskandiert haben. Jemand gab ihm ein Stück Kreide, das er dazu benützen sollte Slogans auf die Strasse zu schreiben. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass er das mit grosser Begeisterung gemacht hat.
ComiCon
Da die Planung dieses Marsches erst recht spät angefangen hat, Anfang Februar, war in San Jose das grossen Konferenzzentrum schon besetzt. Da hatte sich schon lange vorher die ComiCon, also eine Konvention aller Comic und Science Fiction Freunde, eingemietet. Die hatten auch den Hugo Chavez Platz schon mit Beschlag belegt. Glücklicherweise konnte man sich einigen und die ComiCon Veranstalter haben sich angeschlossen.
So wurde das ganze ein richtiges Silicon Valley Geek Fest, wo man zwischen protestierenden Lehrern und Familien wie unserer, Captain America oder Superman herumschlenderten sah. Ich sag mal so, der Geek-Faktor war extrem hoch und man hat vermutlich selten so viele Schilder mit Star Trek und ähnlichen Zitaten gesehen.
Was auffiel und ich weiss jetzt noch nicht genau, wie ich interpretieren soll, ist dass es sich im Allgemeinen, um eine sehr weisse Angelegenheit gehandelt hat. Für einen Teil Kaliforniens, der mehr Asiaten als sogenannte Caucasians (also Weisse) hat waren wenige Asiaten am Marsch beteiligt. Das muss ich noch ein bisschen recherchieren, warum weder die Chinesen noch die Inder proportional vertreten waren.
Aber zum Glueck war es mindestens von der Altersverteilung her ganz gut, wie gesagt, vom Kleinkind zur Grossmutter. Besonders haben mir die Raging Grannies, also die “Tobenden/Rasenden Omas” gefallen.
Hier noch ein paar Bilder vom March for science in San Jose.