Neulich haben wir Freunde in Monterey besucht. Ist immer einen Ausflug wert! Unser Freund ist sozusagen halb-pensioniert und widmet sich verschärft seinem Hobby: Fotografie. So gibt es immer viel zu reden über diese oder jene Kamera,  Photoshop und seine neusten Projekte. Diesmal hab ich wieder was Nützliches gelernt.

Ich bestaunte seine Bilder und die letzte Methode, die er perfektioniert: er druckt seine schwarz-weiss Bilder auf durchscheinendem Pergamentpapier (im Englischen vellum genannt, sieht aus wie Milchglaspapier) und beschichtet dann die Rückseite mit Blattgold oder -silber. Das sieht fantastisch aus, hat so einen antiquen Look und die Beschichtung verleiht eine Tiefe, die allein nur durch Drucken nicht zu haben ist. Allerdings, und da hab ich dan beschlossen das erstmal nicht auszuprobieren, ist das mit dem Blattgold/silber eine gnadenlose Fitzelei. Totale Geduldsarbeit, man muss diese superdünne Folie, die sich elektrostatisch überall ablagert, Falten und Blasen wirft wie blöd und beim kleinsten Luftzug davonfliegt mit unendlicher Geduld und kleinen Pinseln auf die Rückseite aufbringen. Möglichst ohne Blasen. Vergiss es, klappt nie. Muss ich erst gar nicht versuchen. Ich hab vorher das Gesicht verblattgoldet  oder ein paar halbe Fingernägel und zwischendurch mehrere Frustrationsanfälle. 

Wie wir da so standen und uns die Bilder ansahen fiel mein Blick auf eine Art Gerüst und ich fragte ihn, was das denn sein. Stellte sich heraus, dass er seine gute, grosse teuere Kamera nur noch sehr selten mitschleppt und statt dessen sein iPhone, eingespannt in eben jenes Gerüst benützt. Erst dachte ich mir, er will mich veräppeln. Aber nein, es war ihm ernst.

In das Gerüst, auch Beast Grip genannt, spannt man das iPhone ein und kann dann über dem kleinen Kameraauge noch Filter und Objektive aufschrauben. Mit den entsprechenden Adaptern kann man sogar die grossen Objektive der Spiegelreflexkamera benützen. 

Fand ich cool.

Wenig später hatte ich Geburtstag und bekam: den Beast Grip und jede Menge Filter und Adaptoren. 

Fand ich noch cooler.

Das mit den Canon-Objektiven hab ich noch nicht raus, die Dinger sind erstens fürchterlich schwer an dem kleinen iPhone, zweitens ist die Linse ja nicht mittig sondern am Rand und da muss man sich beim komponieren des Bildes erstmal darauf einstellen, vor allem wenn einem das Reisenobjektiv das ganze Ding irgendwie immer die nach unten zieht und alles zum Zittern bringt. Der größte Nachteil ist allerdings, dass das Bild auf dem Kopf steht. Geht gar nicht für mich, das kann ich so rein mental nicht umdrehen. Natürlich gibt es eine oder zwei Apps, die die Bilder umdrehen, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, die auszutesten.

So reiste ich also mit Beast Grip, iPhone und ein paar kleinen Filtern nach Konstanz. Mein Handgepäck war ja sowas von leicht!

Ich fand es sehr angenehm alles in meiner Handtasche unterbringen zu können (auch wenn meine Mutter mich mehrere Male fragte, ob ich den Backsteine mit mir herumschleppe). Ausserdem hat der Beast Grip doch einiges Aufsehen erregt. Mehrere Male hörte ich wie Leute sich oder ihre Begleitung leise fragten, was es denn mit dem Ding auf sich habe. Die witzigste Situation passiert in einem Kaffee, als ein Bub, so im Alter meines Buben kam und fragte, was das denn sei. Als ich zu erklären anfing stand der Vater plötzlich hinter ihm. Er wollte eigentlich wissen, was das sei aber hatte den Buben vorgeschickt, um zu fragen. Hab ich verstanden, mach ich auch so seit der meinige reden kann. “Kind” sage ich seit er ca. 2 ist “geh mal und frage die Frau da drüber nach dem Weg.” oder “Bub, geh und frag den Flohmarktverkäufer, was er für diese Ding haben will.” 

Wir haben uns dann nett unterhalten. 

Die andere Sache ist allerdings, dass obwohl sie aufsehen-erregend ist, meine neue alte Kamera nicht so respekteinflössend ist. Wenn ich die Canon mit dem Zoomobjektiv herausziehe glaubt jeder, dass ich ein Profi bin. Mit iPhone und Beast Grip halten sie mich bestenfalls für einen Geek.

Auch gut, kann ich mit leben und leichter ist es wirklich. Jetzt muss ich nur noch das mit dem auf dem Kopf stehenden Bildern in den Griff kriegen.

Hier ein paar Bilder, damit ihr aus seht, was das neue System so alles kann.

Erstmal die Spielereien:

Hier ein paar Panos, seitwärts und über den Kopf

Kamera

Fahrradtour im Thurgau

Kamera

Die selbe Stelle, andere Richtung

Kamera

In Berlingen nach einer rasanten Fahrt den Hügel hinunter

Kamera

Mamas Steifmütterchen im Fischauge