Klar, am besten wandert es sich in der Sierra, auch die „foothills“ also das Vorgebirge ist nicht schlecht. Für diejenigen, die mehr Zeit in San Francisco oder im Silicon Valley verbringen gibt es allerdings auch eine Auswahl an Möglichkeiten: Naherholung und Wandern im Silicon Valley, sozusagen.
Hier ein kurze Übersicht über ein paar Parks in Santa Clara County, also der South Bay, die ich selbst aus langjähriger Erfahrung kenne.
Rancho San Antonio
Eines der am meisten besuchten ist Rancho San Antonio, ein sogenanntes Open Space Preserve, also eine Gegend, die geschützt ist und in der keine Bauprojekte möglich sind. Rancho liegt in der Nähe von Mountain View und kann einfach über den Freeway 280 erreicht werden. Der Park grenzt an andere an Monte Bello Preserve an, das wiederum an andere angrenzt, so dass ein ziemlich großes Gebiet entsteht.
Rancho hat eine gute Auswahl an Wegen, man kann alles von einem Spaziergang bis zu einer richtigen, anstrengenden Wanderung machen. Der Park ist speziell bei Eltern von Kleinkindern beliebt, den es gibt nach einer ca. 1.5 km langen Wanderung eine kleine Farm mit Ziegen Schweinen, und sehr witzigen Hühnern, so Teile, die ganz wild abstehende Federn haben und lustige schwarz-weiß gestreifte „Zebrahühner. Als mein Sohn noch klein war, haben wir den Trip regelmäßig gemacht, Hühner bestaunt und dann in der alten Scheune, die Holztische und Bänke hat, ein Vesper eingenommen, oder „gejausnet“ wie das bei meinem österreichischen Mann heißt.
Jetzt machen wir gelegentlich eine längere Wanderung, speziell im Frühling ist es schön, wenn alles grün ist und die California Poppies blühen. Mir gefällt es auch im Sommer und Herbst, man muss halt trockenen Landschaft mögen, gelbes Grass und ausgetrocknete Flussbetten. Das gehört zu Kalifornien und ich finde die gelben Hügel schön, sie sehen aus wie schlafende Tiere.
Ich hab das jetzt schon öfter gesagt – und es auch jedes Mal ernst gemeint aber nie mehr als jetzt: Man sollte Rancho San Antonio an Wochenenden meiden – wie die Pest. Es ist das Naherholungsgebiet der Silicon Valley Familien, die vom frühen morgen bis zum Nachmittag dorthin strömen, wobei das ein motorisiertes Strömen ist. Die 5 Parkplätze sind immer belegt und wenn man parken will muss man in der Regel warten, bis irgendwo was frei wird. Meist geht es gesittet zu, aber nicht immer und jemand drängelt sich vor und man (oder zumindest frau) reget sich dann tierisch auf.
Hat man einen Platz, sollte man, außer man ist mit kleinen Kindern unterwegs oder unglaublich gesellig, so schnell wie möglich an der Farm vorbei laufen und auf die etwas weiter weg gelegenen Wege gehen. Auch da wird man nicht die Ruhe einer Hochalpen- oder High Sierra Wanderung finden aber es wird etwas besser. Unter der Woche ist es viel besser: auch da ist man nicht allein, aber die Silicon Valley Tech-Elite ist in ihren Büros und die Kinder in ihren Vorschulen, Kindergärten oder Schulen. Da hat man dann die Chance, den Rancho einigermassen ruhig zu erleben. Was ich immer wieder faszinierend finde ist der Blick von einem der hochgelegenen Ausblickpunkte. Man sieht direkt aufs Silicon Valley hinuter, in der Ferne draeunt das neue Apple Hauptquartier, in der Naehe der Bay sieht man die zeltartige Konstruktion des Shoreline Amphitheaters, wo immer wieder Konzerte gegeben werden und man sieht Moffett Field, ein Militär-Flughafen (wir auch zivil benützt) der in Santa Clara liegt an der Bay liegt. Sonst sieht man: fast nur Bäume. So verbaut Silicon Valley von unten ist: die Gebäude sind zumindest bislang recht flach und werden von Bäumen überragt. Dort unten haben neben Apple, Google, Facebook, eBay, Adobe, Cisco, LinkedIn, Intel, Hewlett Packard, Netflix, Tesla, und viele andere Riesenfirmen ihre Hauptsitze – aber man sieht Bäume. Es ist fast ein bisschen enttäuschend, denn man würde ja gerne das „wer findet zuerst den Google Campus oder den Facebook Hauptsitz“ Spiel spielen. Aber eigentlich ist es gut, Bäume sind besser als ein Häusermeer und das „Wer-findet“ Spiel wird so deutlich schwieriger.
Rancho San Antonio ist Silicon Valley Naherholung und außer einer gewissen körperlichen Ertüchtigung kann man sich dort auch einen sehr guten Überblick über die Demographie hier im Valley verschaffen. Ich sag jetzt mal so: sehr viel akzent-freies Englisch hört man an einem typischen Tag im Rancho nicht.
Wer fuer einen drei- oder vierwöchigen Urlaub in den Westen der USA kommt, kann Rancho und die angrenzenden Preserves gut und gerne auslassen. Sollte man beruflich länger hier sein, oder auch nur für eine oder zwei Wochen im Valley tätig sein und nicht ständig abends nach der Arbeit noch in die City fahren wollen kann man sich hier ganz gut die Füße vertreten.