Auf dem Weg zur Schule haben wir bis letztes Jahr häufig ein Mädchen auf einem elektrischen Roller gesehen. Nach aussen hin hab ich das Ding verteufelt, ein ich wollte verhindern, dass mein Sohn auf irgendwelche blöden Gedanken kommt (der soll Fahrrad fahren!), aber insgeheim fand ich das Teil toll. Jetzt ist in San Francisco die Roller Epidemie ausgebrochen.
Seit ein paar Wochen sind in SF gleich fünf neue Start-Ups zugange, die elektrische Roller oder Scooter überall in der Stadt herumstehen haben. Mit Hilfe der passenden App kann man sich die Dinger ausleihen, damit herumdösen und sie dann dort stehen lassen, wo man absteigt.
Klingt toll, oder? Weniger Abgase, macht Spaß, spart Platz etc. Ich hätte gute Lust in die City zu fahren, um auf einem der Teile herumzudonnern.
Wie immer bei solchen Sachen, ist die Theorie besser als die Realität. Ich bin mal wieder misanthropisch und schiebe das auf die Idioten, die es für alle verderben. Es hat keine drei Wochen gedauert und schon ist ein guter Teil der Bevölkerung gegen die Dinger gestimmt, denn sie liegen mittlerweile überall herum, blockieren Gehwege, Einfahrten und was auch ich noch. Anscheinend finden genug Zeitgenossen, dass es nicht ihre Aufgabe ist, die elektrischen Roller irgendwie platzsparend und nicht verkehrsbehindernd abzustellen.
Dazu kommt noch, dass Verkehrsregeln noch und nachher missachtet werden. Man darf damit z.B. nicht auf dem Gehsteig fahren, macht ja auch Sinn, denn mit 25 kmh, also unfrisierter Mofageschwindigkeit sind sie zu gefährlich dafür. Die Dinger gehören auf den Fahrradweg was natürlich nicht ganz ungefährlich ist.
Hindert das die Leute? Eben nicht. Da wird auf dem Gehweg rumgebrettert wie wild, was natürlich die Fussgänger verärgert, die dann ihrerseits zu Gegenmassnahmen greifen – und schon haben wir den Kleinkrieg. Elektrische Roller landen in der Bay, es wurden auch schon welche mit Hundescheisse beschmiert. Vom Feinsten halt. Da wird auf allen Seiten wieder echte Klasse bewiesen.
Helmpflicht besteht auch, eine andere Regel, die sehr grosszügig interpretiert wird.
Was für uns das Problem ist: man muss 18 sein, wir können das also nicht als Familie nutzen. Da der Bub seit neuestem größer ist als ich, kann ich den “Kleinen” auch nicht mal eben vor mir auf das Trittbrett stellen.
In San Francisco ist man also nun heftigst am diskutieren, was getan werden kann. Eine der 5 Firmen hat sich wohl bereit erklärt, die Dinger abends einzusammeln, keine weiteren in Verkehr zu bringen, wenn nicht alle vorhandenen mindestens dreimal tägliche benutzt werden und Dr Stadt Mittel zur Verfügung zu stellen, um mehr Fahrradwege zu bauen. Die anderen vier halten sich vornehm zurück.
Im Gespräch ist jetzt ein 2-jähriges Model, bei dem eine Höchstzahl von 5 x 500 elektrischen Rollern zuzulassen. Die Stadträte finden es gut, die Roller-Verleiher finden es Scheisse.
Alle sind sich einig, dass die Roller an sich eine feine Sache sind und sie werden uns wohl auch erhalten bleiben. Die Regeln Musen erst noch aussortiert werden und in typischer San Francisco Manier geht es dabei mal wieder hoch her.