Na, jetzt hab ich schon mal mit dem Thema Mode angefangen, da mach ich gleich noch ein bisschen weiter und schreib über den Silicon Valley Dress Code – also die Kleiderordnung hier.
Hier im Silicon Valley herrschen die Jungunternehmer. Sie sind die Helden, die Vorbilder, die Ikonen. Hier kann man es zu sehr sehr viel Geld bringen, wenn die nötige Kombination aus Intelligenz, Wissen, Durchhaltevermögen, Geschäftssinn und Frechheit mitbringt. Wenige bringen diese Eigenschaften mit, aber die, die es tun können sehr reich werden. Diese Leute prägen auch die Kultur hier, wie man sich gibt, wie man sich kleidet, was man mit der wenigen Freizeit tut, was cool und was out ist. Zu den anderen Aspekten ein andermal, heute zur Kleidung.
Silicon Valley Dress Code
Der Silicon Valley dress code ist casual – also locker, least, zwanglos. Das gilt auch für die Kleidung, die man zur Arbeit trägt. Als Jungprogrammier kommt man so ziemlich mit jedem Outfit davon, mehr als T-shirts, Shorts und eine Baseballkappe oder eine der Beanie genannten Strickmutzen auf dem Kopf sind oft nicht drin, wenn nicht Shorts, dann irgendeine Hose, Betonung auf irgendeine, also nichts was auch nur annähernd wie ein Anzug aussehen würde.
Wenn man statt keinen technischen Job halt, also z.B. programmieren oder im Labor arbeiten, sondern in der Verwaltung/im Management kommt man etwas besser daher. Mein Mann hat sich öfter beschwert, wenn er für eine der grossen Hightech-Unternehmen hier gearbeitet hat, dass er sich wieder “schick” anziehen muss. Damit hat er Jeans und ein Hemd oder ein Polo-Shirt gemeint.
Die höchste Stufe im Alltag, ist das sogenannte Business Casual. Das steht so zwischen casual – also Shorts und T-shirt vom letzten Burning Mann Festival und “Business” also Anzug oder Kostüm. Darunter versteht man für die Herren eine
Stoffhose, keine Jeans, also z.B. was man her als “Khakis” bezeichnet, Stoffhose in beige Farbe, nicht zu eng, nicht zu weit, nicht den halben Hintern freilegend und gebügelt (oder eher: bügelfrei) und ein Hemd. Keine Krawatte.
Die Frauen haben, wie immer, ein bisschen mehr Freiheit aber damit auch die Möglichkeit mehr falsch zu machen. Eine einigermassen schicken Hose (gleiche Kriterien wie oben, nur darf sie enger sein), Blusen, andere Tops, Röcke – nicht zu kurz – Kleider, gleichfalls nicht zu kurz, sind alle möglich. Bei den Männer geht es in erster Linie darum, dass die Kleider sauber und nicht schlampig sind und einigermassen passen. Bei den Frauen ist die Einschränkung, dass es nicht zu offenherzig sein darf. Miniröcke, Spaghettiträger Tops, Riesen-Ausschnitt: nicht ok. Superhohe Absätze, enge Röcke aber nicht zu kurz – okay.
Richtig formal wird es selten. Nicht einmal die Bänker, sonst berühmt für ihre Uniform bestehend aus blauem oder grauem Anzug, weissem oder blauem Hemd und “power neck-tie” in einer grellen Farbe des Jahres (eine Zeit lang waren sie fast alle orange, es gab auch schon eine gelbe Phase und den Anflug einer pinken Phase) tragen hier Anzug. Momentan ist die grossen Biotech Finanzkonferenz von JPMorgan Chase in San Francisco, da bin ich jahrelang hin, wenn möglich in einem bunten Kleid oder zumindest einer signalroten Jacke, um in dem Meer aus grau, bald und schwarz herauszustechen. Mit ca. 90% Männern im Anzug war ein Farbklecks dringend nötig.
Also, liebe Leser, wenn ihr nach San Francisco oder ins Silicon Valley auf Geschäftsreise kommt, nicht zu vornehm auftreten, das fällt auf. Ausser es wird ausdrücklich gefordert, oder ihr wisst aus anderer Quelle, das auf sowas Wert gelegt wird: Stoffhosen, Jackets, Hemden reichen, Krawatten sind eigentlich nutzlos. Das fällt eher unangenehm auf. Als Frau ist es einfacher, da kann man ein Geschäftstreffen auch im Kostüm besuchen, auch wenn eine schöne Hose und ein ordentliches Oberteil gereicht hätte.
Natürlich gilt die Regel, dass man besser zu gut angezogen ist, als zu leger – aber, wie ich selbst erlebt hab, als ich im Anzug und in hohen Absätzen im Labor angetreten bin – man kann es auch übertreiben. Das ist auch nicht gut.