Normalerweise warne ich davor deutsche Sprichworte direkt ins Englische zu übersetzen und dann anzunehmen, dass das jeder versteht. In der Regel funktioniert das auch überhaupt nicht und man wird
bestenfalls nicht verstanden, macht sich zum Arsch oder beleidigt jemanden schlimmstenfalls tödlich. Es gibt Ausnahmen – natürlich – Sprachbilder, die in beiden Sprachen genutzt werden. Hier eine Auswahl.
Die meisten der Idiome, die in beiden Sprachen funktionieren, sind nicht besonders weit hergeholt, d.h. eher offensichtlich, aber das macht ja auch Sinn. Fangen wir mit ein paar sehr offensichtlichen an:
Sprichworte zum Thema Geheim
Hinter verschlossenen Türen kann direkt als behind closed doors, übersetzt werden und meint das gleiche: geheim, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Hinter den Kulissen ist das englische behind the scenes, wobei scenes eigentlich Szene/Bühne bedeutet, also was hinter der eigentlichen Szene abgeht. Die Ausdrücke bedeuten das gleiche: etwas das im Hintergrund passiert und von den meisten Menschen nicht gesehen wird.
Die deutsche Sparflamme ist der back burner der Amerikaner. Beim Herd sind oft die hinteren Platten, diejenige, auf denen was geköchelt oder warmgehalten wird, während es vorne heiss hergeht. Die deutsche Sparflamme drückt das gleiche aus: etwas brodelt leise vor sich hin und bekommt bekommt wenig Beachtung. Typisch englisch kann der Ausdruck auch als Verb benützt werden. Man kann also sagen: the project was put on the back bruner oder the project was back burnered, also sinngemäß das Projekt wurde gesparflammt. Im Englischen tendiert man dazu aus Nomen auch Verben zu machen. Zumindest im Amtsdeutsch scheint die umgekehrte Tendenz zu existieren: man macht aus Verben beliebt Nomen. Wortungetüme wie z.B. Inbetriebnahme oder Inkrafttretung sind die Folge. Aber das ist eine andere Diskussion.
Von Elefanten und Stieren
Wenn man ein Problem resolut angeht sagt man im Deutschen, den Stier bei den Hörnern packen. Das wird im Englischen ein zu eins gleich benützt take the bull by the horns bedeutet das gleiche, sollte jemand grab the bull by the horns sagen, also packen (grab) statt nehmen (take) wird das auch verstanden.
Beim Porzellanladen unterscheidet sich die Situation nur durch das Tier. Während im Deutschen der Elefant das Porzellan zerstört ist es im Englischen wieder der Stier, der sich zerstörerisch aufführt, halt wie ein bull in a china shop. Hier muss dann noch angemerkt werden, das china klein geschrieben Porzellan bedeutet. Das Land wird immer groß geschrieben. Da Porzellan ursprünglich aus China kommt, ist der Name des Landes als Produktbezeichnung hängen geblieben. China (klein geschrieben) muß nicht aus China kommen, es gibt auch china aus Deutschland, Frankreich, England, etc; china hat die zusätzliche Bedeutung von Qualität, und wird auch als fine china bezeichnet. Billiges Porzellan ist nicht china. Aber ich schweife schon wieder ab.
Sprichworte zum Thema Teppiche
Im Deutschen wie im Englischen rollt man für besondere Ereignisse den roten Teppich aus (roll out the red carpet). Das kann wörtlich sowie sinngemäß sein, wenn man sagen will, das sehr viel Pomp veranstaltet wird, ohne das tatsächlich irgendwas ausgerollt wird.
Wenn dann bei dem wichtigen Treffen, für das der rote Teppich ausgerollt wurde, irgendwas schief geht ist die Tendenz da, den Misserfolg unter den Teppich zu kehren, oder eben sweep it under the rug/carpet. Hier wieder eine Seitenbemerkung: beides rug und carpet geht in diesem Zusammenhang wobei rug der korrektere Ausdruck ist. Ein rug oder auch area rug ist ein Teppich, also ein hübsches Teil, dass lose auf dem Boden unter dem Tisch oder vor dem Sofa liegt. Ein carpet ist eher Teppichboden, also festgeklebt von Wand zu Wand. Da lässt sich eigentlich schwer was drunter kehren. Sagen kann man es trotzdem.
Zum Schluß noch ein unerfreuliches Thema: Schulden. Wie im Deutschen, wo man rote Zahlen schreibt ist man auch im Englischen in the red. Man sagt nicht write red numbers sondern einfach the business is in the red. Gleiche Idee.
Wie gesagt, die meisten dieser Sprichwort sind eher offensichtlich von daher aber auch geläufig und oft benützt. Gut also, wenn man sie kennt.