Neulich war ich mal wieder beim Arzt so eine Routinesache und wie immer musste ich langwierige Fragebögen ausfüllen, mich vermessen und abwiegen lassen und dann zum Thema Alkohol auch noch Rede und Antwort stehen. Basierend auf der Reaktion hab ich früher anscheinend einen schockierenden Lebenswandel geführt.
Tag: Alkohol
Ich hab ja schon gestanden, dass ich recht naive in die USA gezogen bin, mit zwei Koffern und ein paar Boxen und gedacht hab “Das ist sicher wie zu Hause nur größer und mit mehr Sushi.”
Seither hab ich das eine oder andere gelernt: zumindest in Kalifornien ist tatsächlich alles größer, oft viel größer und das Sushi ist spektakulär. Das mit dem „wie zu Hause“ war denn doch nicht so ganz richtig und ein paar Dinge fand ich am Anfang schwierig. Ich beschränke mich hier auf die, die bei einer Amerikareise relevant sein können.
Alkohol
Generell gilt: man läuft nicht einfach mit einer offen Bierflasche durch die Landschaft, man sitzt auch nicht irgendwo am Meer/Fluss/See und macht sich ein Fläschchen auf, denn das ist in der Regel verboten. Parks, Strände, öffentliche Plätze haben fast immer eine Alkohol-Verbot („No alcohol beyond this point“) und Restaurants, in denen man draußen sitzt und Alkohol trinken kann haben meist für einen definierten Bereich eine Konzession. Also drei Meter weiter an die Wand lehnen und Alkohol trinken geht nicht. Es gibt auch jede Menge Restaurants, die keine Alkohol-Konzession haben. Das trinkt man dann Wasser or Cola oder sowas. Dazu gehört McDonalds, die Idee bei McDonalds ein Bier zu trinken ist geradezu lachhaft für Amerikaner. Das ist sehr unintuitiv für viele Deutsche, ich denke da an den Rhein beim Rutsch und all die sommerlichen Parties mit Wein und anderem. Von so was würde ich hier eher abraten.
In Kalifornien haben wir es gut, wir gehen, wie in Deutschland, in den Supermarkt und kaufen Wein, Bier, Rum, Whiskey, etc., in Massachusetts, z.B. war das nicht möglich (es soll jetzt wohl ein bisschen liberalisiert sein), da musste man in einen „liquor store“ und die haben limitierte Öffnungszeiten und sind beliebt dann zu, wenn man sie braucht, also am Samstag abend. Dort durften wir auch von einer Uni-Party nicht mit einen Becher Bier von einem Gebäude über die Straße zu einem anderen laufen, denn da haben wir öffentliches Gelände überquert. Natürlich haben wir es trotzdem getan, aber wenn wir erwischt wurden gab’s Ärger.
Utah
Viele Kalifornienbesucher werden im Laufe einer Rundreise nach Utah kommen. Utah ist toll, die Nationalparks sind spektakulär; mit dem Alk haben sie es aber auch nicht so. Ich erinnere mich eines schönen Samstag abends im lieblichen (eher nicht so) Städtchen Mexican Hat. Wir wollten für nach dem Essen eine Flasche Wein im Laden holen und haben keine gesehen. Ich fragte also den Kassierer ganz unschuldig „wo ist denn hier der Wein?“ er sah mich ganz ernsthaft an, sagte „komm mit“ führte mich nach draußen auf die Straße, sah mich immer noch ganz ernsthaft an und sagte: „also, ihr fahrt diese Straße hier runter, so ca. 2 ½ Stunden, dann seit ihr in Arizona. Dort gibt es Wein zu kaufen.“
Ich muss wohl kaum erwähnen, dass wir den Abend bei Cola verbracht haben.
Kein Alkohol unter 21
Auch das mit den Trinken erst ab 21 wird sehr ernst genommen. Ich habe eine Bekannte, die mit 20 geheiratet hat und bei ihrer Hochzeit nichts trinken konnte. An diesem gesetzt gibt es nichts zu drehen: da hilft es auch nichts, wenn die Eltern dabei sind und über ihren 20-Jährigen sagen „der Bub darf das“. Darf er nicht in den USA, es ist gesetzlich verboten. Das erklärt dann auch, warum amerikanische Jugendliche im Ausland oft besoffen sind, erstens vertragen sie nichts und zweitens versuchen sie in zwei Wochen genug Alkohol für den Rest des Jahres zu konsumieren.
Deshalb muss man auch in Kalifornien bedenken: wenn man Alkohol im Laden kauft und auch nur eine Sekunde jünger als 40 aussieht muss man beim Kauf beweisen, dass man über 21 ist. Eine Reisepass sollte es tun, vielleicht auch ein Führerschein, Beteuerungen nützen in der Regel nichts. Man ist davor einigermaßen sicher wenn man im Brustton der Überzeugung sagen kann „junger Mann, sie könnten mein Sohn sein.“
Es ist alles weiter kein Problem und wir haben uns längst daran gewöhnt, aber am Anfang war es gewöhnungsbedürftig. Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich zum ersten Mal die Wiesen am Charles River in Cambridge sah und zu meinen amerikanischen Bekannten sagte „da machen wir ein Picknick, mit Baguette und Käse und Rotwein.“ Sie haben mich nur angestarrt.