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Eine Konstanzerin in Kalifornien

Tag: Fahrrad

Fahrrad fahren im Regen und andere unamerikanische Dinge

Heute morgen war ich in der Stadt.  Es hat mal wieder geregnet und ich war mit dem Fahrrad unterwegs.

So bin ich dann in Gedanken ein paar Dinge durchgegangen, die man in Kalifornien nicht können muss, wie zum Beispiel Fahrrad fahren im Regen.

Radfahren in Silicon Valley – von einer die auszog, das Leben zu riskieren

Radfahren

Jedes Jahr wieder: gute Vorsätze

Jedes Jahr nach unserem Sommerurlaub in Konstanz nehm ich mir vor, dass wir dieses Jahr zu Hause in Kalifornien aber wirklich mehr Radfahren. Jedes Jahr sehe ich nach zwei Versuchen ein, dass ich mal wieder absolut naiv war: Radfahren im Silicon Valley ist nur was für Lebensmüde.

Obersee-Umrundung mit dem Fahrrad

Halb Deutschland und, wie es scheint, auch große Teile der Bevölkerung anderer europäischer  und außer-europäischer Länder haben schon per Fahrrad den Bodensee umrundet. Als gebürtige Konstanzerin hab ich das noch nie geschafft. Jedenfalls nicht den Obersee und nicht bis zu diesem Sommerurlaub.

Es ist ja immer das gleiche, man lebt am Bodensee (oder kommt zumindest oft dorthin) und kann das mit dem Radeln ja auch noch im Herbst angehen, oder im nächsten Frühjahr, oder wenn das Knie nicht mehr so weh tut oder das Kind größer ist oder mal irgendwelche radfahrenden Bekannten, Verwandten oder Freunde zu Besuch sind. So geht das dann für Jahre – Jahrzehnte – und der See bleibt unumradelt.

Ist ja auch nicht nur mit dem Radeln und dem Bodensee so. Ich war noch nie auf Alcatraz, jeder Tourist, der mehr als 24 Stunden in San Francisco verbringt, macht die Alcatraz-Tour. Aber ich, na ja, ich kann ja auch noch nächstes Frühjahr gehen.

Zurück zum Bodensee: dieses Jahr war es mein guter Vorsatz den See zu umradeln, mit Freundin und Kind in so ca. 3 Tagen. Wir haben das dann abgespeckt auf Obersee-Umrundung in zwei Tagen, den Rest hatten wir ja schon in Etappen verschiedentlich gemacht.

Da die Zeiten von kleinen Zelten und harten Matten irgendwie vorbei sind hab ich uns ganz luxuriös ein Pensionszimmer in Bregenz besorgt. Und so sind wir losgeradelt, mit wenig Gepäck, jeder Menge Gummibären und anderen Süßigkeiten um auch einen müden und gelangweilten 12-jährigen bei Laune zu halten, etwas Flickzeug und jede Menge Hoffnung, dass uns schon keine größere Panne passieren würde und wenn ja, sich sicher jemand der zwei Frauen und des Kindes erbarmen

Wir sind an einem Montag los – was sich als sehr vernünftig herausgestellt hat – es war deutlich ruhiger als es am Wochenende gewesen wäre.

Fischernetze am Obersee

Fischernetze ausgelegt am Obersee bei Romanshorn

Der erste Tag war super. Klar, der Hintern tat nach so ca. 50 km schon ordentlich weh aber man tut ja was für die Gesundheit und zweitens kann man sich dann am Abend so ganz ohne schlechtes Gewissen ein Schnitzel und eine Riesenportion Pommes reinziehen und dann noch ein Eis nachlegen. Ist ja auch was wert!

Ich fand es wieder Erwarten gemütlich am schweizer Ufer entlang, abgesehen von ein paar Stellen, wo man ein Stückchen hoch muss, was dann immer gleich zu kindlichem Protestgeheul führte, war es flach und angenehm. Auf die Gefahr hin ein paar Leute zu beleidigen: ich find die moderne schweizer Architektur zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig, aber so hat man mindestens was zum Lästern.

In Romanshorn befürchtete ich eine längere Diskussion zum Thema „man könnte ja jetzt einfach die Fähre nehmen und nach Friedrichshafen übersetzen und sich so die ganze Anstrengung sparen”, sie kam nicht. Offensichtlich hatten wir bei der ersten Pause kurz vor Romanshorn genug Gummibären in das Kind hineingestopft, dass er sich stark und energiegeladen fühlte.

Altenrhein am Oversee

Altenrhein – bald haben wir das Tagesziel erreicht

Am schönsten fand ich das letzte Stück, vom Altenrhein nach Bregenz, vielleicht einfach weil ich es noch nie wirklich gesehen hatte und vielleicht weil das Ziel in greifbare Nähe gerückt war.   Die einzige Enttäuschung kam auf einem österreichischen Badeplatz: mein Sohn, von seinem österreichischen Vater schon früh zum Almdudler trinken verführt (und Almdudler ist was, was man in Kalifornien eher sehr selten findet) bestellte voller Vorfreude einen „Almdudler gespritzt auf eine Halbe“ und war herb enttäuscht, als es das nicht gab. Eine längere Diskussion zum Thema „was hat Voralberg eigentlich in Österreich verloren, wenn es hier noch nicht mal an jeder Ecke gespritzten Almdudler gibt?“ entbrannte und wurde schließlich durch das Bestellen eines Eisbechers und ein bisschen Schwimmen im Obersee beigelegt.

Obersee bei Bregenz

Abendstimmung in Bregenz

Bregenz, muss ich sagen, hat mir sehr gut gefallen. Ich glaub ich war hier so ca. 2 mal in meinem Leben und hab dort also deutlich weniger Zeit verbracht als in Südafrika, Mexiko oder Indien. Die buchtartige Lage, die Promenade am See entlang – fand ich alles sehr hübsch.

Natürlich hab ich mich gleich wieder beim Wirt zum Arsch gemacht, weil ich ihn fragte, wie man den an besten an die See-Promenade kommt. Scheint so, dass die Bregenzer das nicht als Promenade bezeichnen und den Ausdruck extrem merkwürdig finden.

Lindau am Obersee

Lindau, auch eine (Rad)Reise wert.

Am nächsten Tag gings zurück über die deutsche Seite. Das war deutlich weniger angenehm. Weite Teile der Strecke führen nicht am See entlang, ständig muss man ins Hinterland, durch Camping-Plätze, durch Wohnsiedlungen, Hügel hoch, Hügel wieder runter und dann ab Friedrichshafen an der B31 entlang. Klar Fahrradweg und alles, aber in Hagnau hatte ich dann doch den Eindruck genug Abgase für die nächsten drei bis vier Jahre eingeatmet zu haben und den See hatte ich kaum und wenn, dann nur aus einiger Entfernung gesehen.

Meersbur am Obersee

Blick von der – spaeteren – Faehre auf Meersburg

Wie immer war die Fahrt mit der Fähre von Meersburg nach Konstanz ein Höhepunkt. An einem fast wolkenlosen, sonnigen Sommertag kann man auf der Fähre den See richtig genießen. Wenn es sich die Angestellten nur nicht zur Angewohnheit gemacht hätten einem die Schranke genau vor der Nase zuzuhauen. Sie sahen uns mit dem Fahrrad anhecheln sowie eine Gruppe rennender Fußgänger, und als wir alle so ungefähr 50 cm vor der Schranke entfernt waren wurde sie runtergelassen mit dem Hinweis, dass ja wieder eine ginge – dann gleich mal irgendwann.

Trotzdem wars schön und nächstes Jahr, finde ich, sollten wir doch den ganzen See, nicht nur den Obersee, in Angriff nehmen. Schon deshalb, weil ich dann an zwei oder drei Abenden eine Riesenportion Pommes ohne schlechtes Gewissen verdrücken kann.

 

 

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