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Eine Konstanzerin in Kalifornien

Tag: Kalifornien

Verhaltensregeln – Höflichkeit, Komplimente und Drängeln

Die Amis sind in der Regel sehr höfliche und zuvorkommende Menschen. Natürlich gibt es Ausnahmen und Unterschiede zwischen Menschen und Regionen aber generell sind sie freundlich und nett.  Höflichkeit ist wichtig hier und wird von Europäern gern abfällig mit Oberflächlichkeit gleich gesetzt – zwei Dinge, die aber nichts miteinander zu tun haben.

Man kann höflich und zuvorkommend sein, sich nicht vordrängeln und einen fremden Menschen anlächeln und sogar ein Kompliment machen, ohne dabei gleich oberflächlich zu sein oder Hintergedanken zu haben.  Das ist einfach amerikanische Höflichkeit.

Hier ein paar Beispiele, die das Leben schrieb und die Sitten und ungeschriebenen Regel hier ganz gut illustrieren.

Komplimente

Ich hab eine grüne Stoffaktentasche, die ich mal billig beim Diskounter gekauft hat.

Komplimente an Fremde, amerikanische Höflichkeit

Eine schöne Tasche kann einem hier Komplimente eintragen. Ist ganz harmlos und freundlich gemeint.

Der Stoff ist schön und grasgrün und das Ding fällt auf, vor allem auf Konferenzen, wo die große Mehrheit der Anwesenden aufregende Schattierungen von schwarz, grau und dunkelblau tragen. Ich habe schon Dutzende von Komplimenten von mit völlig fremden Menschen erhalten: auf dem Damenklo, im Gang, von Menschen die neben mir saßen oder einfach auf der Straße, wo mir Leute entgegen rufen „coole Tasche“. Da ist keinerlei Hintergedanken dabei, niemand will was von mir, keiner will sich einschleimen, die sehen einfach eine Tasche, die sie mögen und sagen der Besitzerin das. So einfach ist es.

Diese Komplimente sind immer harmlos, beziehen sich auf Taschen oder Schuhe, vielleicht mal auf den Haarschnitt oder die Lippenstiftfarbe. Niemals sind sie anrüchig. Wenn ich das in Deutschland erzähle, finden die Leute das komisch, verstehen nicht, warum die Leute das machen, sagen, dass sie das merkwürdig, blöd, verdächtig finden und suchen irgendwie nach einem versteckten Motiv. Gibt es aber nicht, die wollen einfach nur nett sein und mit der Zeit hab ich gelernt das zu akzeptieren und mich darüber zu freuen. Ich hab mich sogar schon dabei erwischt ebenfalls wildfremden Leuten ein Kompliment zu machen. Wenn ich mal wieder auf so einer schwarz-grau-dunkelblauen Konferenz bin und da ist eine Frau in einem pinken Kostüm oder einem gelben Kleid und man wäscht sich gerade so ganz einträchtig die Hände nebeneinander im Klo dann sag ich auch schon mal sowas wie „coole Farbe, das fällt wenigstens auf in dem See aus gedeckten Farben.“

Anlächeln

Es ist auch nicht unüblich hier, dass einem Wildfremde anlächeln. Man geht so seiner Wege und jemand kommt einem entgegen und man sieht ihn oder sie an und sie lächeln einem spontan zu. Da passiert dann auch nichts weiter, man lächelt zurück und geht seiner Wege, man bliebt nicht stehen und man denkt sich vor allem nichts Schlimmes. Hin und wieder ist mir das auch schon in Deutschland passiert, aber lange nicht so oft.  Auch das ist hier ganz normale Höflichkeit.

Drängeln
drängeln ist nicht erwuenscht in den USA, Höflichkeit ist wichtig

Vordrängeln nicht erlaubt!

Das ist jetzt ein Gegenbeispiel. Gedrängelt wird hier in der Regel nicht. Es gibt natürlich Ausnahmen, z.B. hab ich festgestellt, dass Chinesen das Drängeln schon sehr früh lernen und es bis ins hohe Alter perfektionieren, ob sie nun in China oder Silicon Valley leben. Aber generell wird hier Schlange gestanden und gewartet bis man dran ist. Im Supermarkt zum Beispiel, wenn es eine Schlange gibt und eine neue Kasse aufgemacht wird. Da kommen dann keine Ellenbogen zum Einsatz, da wird auch nicht jemand mit dem Wagen aus dem Weg gerammt, nur um weiter vorn in die neue Schlange zu kommen.  Der nächste, der in der langen Schlange dran wäre seine Sachen aufs Band zu legen geht zuvorderst in die neue Schlange, das versteht sich von selbst (solange keine chinesische Oma in der Schlange steht).

Neulich hab ich ein echt peinliches Beispiel deutscher Drängelei erlebt. Ich war bei einer Konferenz und wir wurden mit einem gecharteten Bus zu einer Abendveranstaltung gefahren. Der Bus war voll – jeder Sitzplatz besetzt aber keine Stehplätze, zu gefährlich –  und stoppte am Ziel, wo es zu essen und trinken gab. Reichlich, für alle, da musste man sich keine Sorgen machen, dass das Bier und die Häppchen ausgehen.

Ganz hinten, in den hintersten drei Reihen oder so saß eine Gruppe Deutscher Geschäftsleute. Der Bus hatte noch nicht richtig angehalten, als sie alle nach vorne stürzten, vorbei an Reihen anderen Leute, die vor ihnen saßen. So geht das hier nicht, das war ein Riesen Faux Pas. Unmut machte sich breit, man hörte Gemurmel wie „das lernt man hier schon im Kindergarten“ und es gab böse Blicke. Ich zog es vor mit einem deutschen Kollegen, die sich im übrigen astrein verhalten haben, für die Zeit des Aussteigens englisch zu sprechen. So was macht man hier einfach nicht, das ist ungehobelt und zeigt eine extrem schlechte Kinderstube.

Also, wenn in Amerika: Komplimente freudig akzeptieren, öfter mal Fremde anlächeln und nicht drängeln.  Ein paar einfache Grundregeln der amerikanischen Höflichkeit.

San Francisco – Traum oder Alptraum

San Francisco Golden gate

San Francisco Golden Gate – wie man es kennt und liebt

Ich bin 1999 nach San Francisco gezogen.  Als Neuling in der Bay Area, also das gesamte Gebiet um die San Francisco Bay herum, gab es selbstverständlich nur eine Wahl: San Francisco. Berkeley wär auch noch möglich gewesen, allerdings war das schon damals sehr alternativ. Eine Witzelei, die man immer wieder hörte war, dass Berkeley die einzige Stadt der Welt sei, die ihre eigene (sehr liberale) Außenpolitik macht (oder machen will). Oakland war im allgemeinen zu gefährlich und San Jose tauchte noch nicht einmal auf dem Radar auf. Alles dazwischen war ohnehin undenkbar.

Damals war San Francisco teuer, wir befanden und mitten im ersten Internet Boom, dem sogenannten dotcom Boom.  Damals glaubten die Leute noch, sie könnten mit jedem Internet-Blödsinn Milliardäre werden. Als ich nach zwei Jahren in Wohngemeinschaften in 2001 eine kleine Wohnung für $1500 fand war ich überglücklich – das war echt billig.

Das waren die guten, alten, billigen Zeiten. Mittlerweile sind sehr viele Leute mit sehr viel Internet-Zeug sehr reich geworden und – vor allem wenn sie jung sind – wollen sie alle in „the City“ leben. Versteh ich ja auch, ging mir ja genau so.

Deshalb ist San Francisco jetzt wohnungsmäßig so teuer wie Manhattan, d.h. wenn man denn eine Wohnung bekommt. Durch seine Halbinsel-Lage ist Wohnraum beschränkt und Wachstum auch. Der massive Einfluss von Geld, viel Geld, hat den Charakter der Stadt völlig verändert. Die Zeiten von Hippies und Künstlern sind weitestgehend vorbei. Welcher Künstler kann sich schon $3000 im Monat für eine Mini-Wohnung leisten? Teuere Mieten bedeutet natürlich auch teurere Lebensmittel, Kleidung, Restaurants, Cafes – alles ist teuerer in San Francisco. Dazu kommt dann noch, dass San Francisco in vieler Hinsicht irgendwie in einem anderen Universum zu sein scheint. Dort trinkt man nicht einfach einen Saft, es muss schon ein handgepresster aus Sellerie, lokalen Heidelbeeren, wildwachsenen Kräutern und handgesammelten Kumquats sein. Der kostet dann auch entsprechend. Essen ist vegan, nuss-, gluten- und natuerlich zuckerfrei und makrobiotisch – mindestens.

Eine Freundin, die lange in SF lebte, bis auch sie aufgab und nach Montana zog, erzählte einmal von einem Obdachlosen, der im Einkaufswagen mit seinen Habseligkeiten auch einen Topf Basilikum hatte. Man weiß, dass man in San Francisco ist, wenn die Obdachlosen ihren eigenen Basilikum züchten.

Natürlich hab ich jetzt ein bisschen übertrieben, aber nicht sehr viel. Dieser Artikel (in englisch), der kürzlich auf der Webseite des San Francisco Chronicle veröffentlicht worden ist geht in die selbe Richtung und ist natürlich auch nicht so 100%ig ernst gemeint.

Als ich in San Francisco lebt glaubte ich, nie wieder irgendwo anders leben zu können. Jetzt glaube ich, wenn wir nach San Francisco fahren, dass ich dort nicht mehr leben könnte: zu teuer, zu eng, keine Parkplätze und überall Touristen – klingt fast wir Konstanz.

Man darf das nicht falsch verstehen, San Francisco ist eine wunderschöne Stadt, mit tollen Blicken, schönen Viertel, viel Kultur, Restaurants mit jedem Essen, dass man sich vorstellen kann, Touristenattraktionen, Parks, Einkaufsmöglichkeiten, Museen – was das Herz begehrt. Ich liebe San Francisco nach wie vor, am meisten mit ein wenig Abstand.  Ich hab’s mal einer Freundin gegenüber so formuliert: ich liebe die Idee von San Francisco mehr als die Realität. Das trifft es immer noch.

San Francisco: Immer noch einen Besuch wert!
San Francisco Embarcadero

Frueher lief hier ein Highway entlang, der im Erdbeben von 1989 zerstört wurde. Heute kann man hier flanieren.

Was kann man also dem Besucher raten? Auf jeden fall nach San Francisco gehen und die Highlights ansehen, dazu gehören, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge:

  • Coit-Tower – schöner Blick, davor in North Beach bei Café Trieste auf einen Kaffee und ein Canoli vorbeischauen, dort gibt es tatsächlich noch einige alteingesessene Bewohner als Gäste- jedenfalls das letzte mal, als wir dort waren.
  • Mit der Straßenbahn an den Strand fahren und bis zum Cliff-House laufen, wer gut zu Fuß ist kann durch den Presidio Park bis zur Golden Gate laufen. Das ist ein Stück aber lohnend. Fort Point, direkt unter der Golden Gate ist auch ein Besuch wert. Natürlich kann man über die Brücke laufen und von drüben auf die Stadt schauen. Man kann die Brücke auch von der anderen Seite angehen, vom Palace of Fine Arts an der Bay entlang, vorbei an Crissy Fields.
  • San Francisco Twin Peaks Blick

    Toller Blick von Twin Peaks auf San Francisco

    Twin Peaks bietet einen tollen Blick auf die Stadt, kein Muss, aber gut um sich zu orientieren

  • Embarcadero entlang ist es auch interessant, vor allem am Wochenende gibt es da auch immer viel zu sehen, Märkte, Künstler, Kids auf Fahrrädern, die Tricks machen und einige interessant Kunstwerke stehen da auch.
  • Schenken kann man sich meiner Meinung nach China Town, zu kommerziell und völlig von Touristen überrannt (okay, das trifft auf alles zu).  Die Produkte sind billiger Kram aus China, den man so oder so ähnlich mittlerweile überall bekommt.  Klar, man kann mal durchgehen, aber viel erwarten würde ich nicht.
  • Auch Pier 39 find ich nicht so spannend, überteuerte Touristen-Schnickschnackläden. Die Seehunde dort sind witzig aber der Rest eher nicht so doll.
  • Interessanter ist der Hyde Pier, ein kleines Stücke von Fisherman’s Wharf (find ich an sich auch nicht so spannend) in Richtung Golden Gate, dort gibt es historische Schiffe, die man besichtigen kann, was interessant ist und zumindest für einige Kinder geeignet ist (meinem Son hat es gut gefallen). Bei Fisherman’s Wharf liegt auch die USS Pamplona, ein U-Boot, das man besichtigen kann. Ich bin da nicht rein, ist mir zu klaustrophobisch, aber meine beiden Jungs – der große wie der kleine – fanden es spannend. Das Musee Mechanic ist ganz in der Nähe und auch ganz schön: voller alter mechanischer „Spielzeuge“, z.B. alte Flipper Maschinen. Das ist keine der großen Attraktionen, aber mit Kindern, oder wenn man genug hat von großen Attraktionen ganz lustig für zwischendurch.
  • Wenn wir schon bei Kindern sind: das Exploratorium ist toll, wenn auch nicht billig und bietet viel für Kinder, die sich für Wissenschaft und Technik interessieren.

Mehr zum Thema San Francisco ein andermal, es gibt noch viel zu sagen – aber dieser Blog wird eindeutig zu lang.

Wandern in Kalifornien, Teil 1: Die Sierra Nevada

Wer am Wandern Freude hat findet in Kalifornien und den umliegenden Staaten viel Gelegenheit.  Ich muss gestehen, dass mich das “blöde Herumgelatsche“ in den Alpen als Kind furchtbar genervt hat. Ich wollte ans Meer, wie die anderen coolen Kids in der Klasse, nicht schon wieder Wandern nach  Österreich. So über die Jahre, oder soll ich Jahrzehnte sagen, hab ich mit der Wanderei ausgesöhnt und jetzt macht es mir sogar Spaß.  Hier ein paar praktische Tips für das Wandern in Kalifornien.

Schwierigkeit

Es gibt her alles von „kann man einfach mit dem Rollenstuhl schaffen“ bis zu „wirklich, ernsthaft nur erfahrenen und gut ausgerüsteten Wanderern zu empfehlen.“

Die ersteren findet man in den grossen National Parks, z.B. Yosemite, sie sind in der Regel direkt vom Parkplatz in ca. 15 min zu schaffen und werden von Tausenden begangen. Trotzdem oder gerade deswegen sind da Schilder, die in großen Lettern sagen „ACHTUNG, GEFAHR!! Nicht für Herzkranke, Schwangere, Fusslahme und Unerfahrene.“ Diese Schilder kann man getrost missachten, diese „hikes“ sind weniger anstrengend als ein sonntäglicher Rundgang im Konstanzer Stadtgarten.

Aber, und das ist ein grosses, fettes, ernsthaftes ABER, niemals darf man echte, lange Wanderungen unterschätzen! Für die muss man vorbereitet und ausgerüstet sein – mental wie praktisch.

Kalifornien ist groß und man kann sich schnell in Gegenden finden, in denen es keine Häuser, Telefonnetzwerke, Alpengaststätten und sehr wenige andere Menschen gibt. Meine Faustregel besagt, dass man, außer auf sehr beliebten Routen, nach einer Meile ca. 90% der Leute hinter sich gelassen hat. Das gilt für die ersten 3 oder 4 Meilen, danach trifft man ohnehin nur noch die ernsthaften Wanderer (ok, man findet immer ein paar Asiatinnen in Sandalen, aber das ist eine andere Geschichte und im Zweifelsfall koennen die einem auch nicht helfen, sondern brauchen Hilfe).  Alle die mit Kleinkinder, Großeltern und/oder Kühltaschen unterwegs sind schaffen es zum Fuß des Wasserfalls aber nicht zur Spitze. Es kann sehr schnell, sehr einsam werden und dann ist man auf sich allein gestellt.

Die wichtigsten Unterschiede zu den Alpen:

Höhe
Half Dome in Yosemite, fast 2700 M Granit und eine der beliebtesten Wanderungen in Yosemite (nur noch mit Genehmingun: https://www.nps.gov/yose/planyourvisit/hdpermits.htm)

Half Dome in Yosemite, fast 2700 M Granit und eine der beliebtesten Wanderungen in Yosemite (nur noch mit Genehmigung: https://www.nps.gov/yose/planyourvisit/hdpermits.htm)

Oft läuft man hier los, wo am in den Alpen den Gipfel erreicht. Ich hab es nicht geglaubt bis mir auf Mount Whitney bei ca. 4000 m die Luft dann fast ganz weg blieb: es wird dünn da oben und das schon deutlich vor 4000 m. Im besten Fall ist man nur einfach langsamer als gewohnt. Andere bekommen Kopfschmerzen, was noch schlimmer wird, wenn man nicht genug Wasser dabei hat. Also bitte genau recherchieren, wie hoch einem eine Rote führt und ob man sich das zutraut. Damit komm ich zum zweiten wichtigen Punkt:

Wasser

In den Alpen nehmen wir zum Wandern 2 Liter mit und füllen am Bach nach. Das ist hier keine so gute Idee. Zum einen weiß man nie, wieviel Wasser im Bach ist, vor allem im Sommer, nachdem es monatelang nicht geregnet hat, und zum anderen, weil man das Wasser nicht ungefiltert trinken sollte. Der Grund ist Giardia, ein Krankheitserreger. Man kann Leute finden, die sagen, dass das Wasser völlig sicher ist und andere, die das Gegenteil behaupten aber es ist in jedem Fall besser auf Nummer Sicher zu gehen und entweder das Bachwasser nicht zu trinken, oder es zu filtern. Das heißt dann praktisch:  beim Wandern Wasser oder Filtersystem mitschleppen. Wir schleppen meist Wasser, für eine Tagestour ist das machbar. Auf Mt. Whitney hinauf, was eine 21 Meilen, 2000 Höhenmeter, 12 Stunden Rundtour war zu Zeiten als ich total fit war und Marathons gelaufen bin (ok, einen, aber immerhin) haben wir eine Pumpe dabei gehabt, sonst muss man einfach zu viel tragen. Das Wasser aus den Hähnen ist sicher in Kalifornien, es schmeckt manchmal chlorig, aber man kann es ohne Bedenken trinken.

Bären
Wandern in Kalifornien, Baer

Her mit dem Futter, Mensch! Ich hab Hunger!

Das mit den Bären ist kein Scherz, die gibt es hier wild und sie sind immer hungrig und beim Wandern läuft man ihnen gelegentlich über den Weg. Unsere kalifornischen Schwarzbären sind nicht aggressiv und man hat normalerweise nichts von ihnen zu befürchten, aber ein paar Grundregel muss man beachten:

  • Sie lieben Menschen-Essen, was gibt es besseres als eine Kühlbox/Tasche voll mit Leckereien? Deshalb muss man auf den Campingplätzen alles, aber auch wirklich alles Essen, sowie Zahnpasta, Cremes, Shampoos etc. in bärensichere Container geben. Das ist kein lustiger Vorschlag sondern ein Muss. Auf Campingplätzen gibt es diese Container an jeden Platz, da kommt alles rein. Ich hab es mehr als einmal erlebt, dass in Curry Village in Yosemite, wo man in Zelt-Häusern schläft, die Bären mitten in der Nacht durch die Straßen zogen und systematisch an jedem Zelthaus Halt gemacht haben, um nach Futter zu suchen. Klingt jetzt witzig, ist es aber nicht, wenn man sich um 2 Uhr nachts Papa-Bär gegenüber sieht, der sich gerade über die gemischten Nüsse hermacht. Es schien mir damals so, also ob die Kerle das alles straff durchorganisiert hätten, so nach dem Motto „Petzi, nimm du heute Nacht die erste Straße, Brummi, du die zweite und ich die hinterste. Wir treffen uns hier wieder in zwei Stunden. Los jetzt, Jungs, ans Werk!“
  • Zeltet man wild (erlaubt, man muss aber mindestens 4 Meilen von der nächsten Straße entfernt sein) muss man das Essen hoch (ca. 3-4 Meter über dem Boden) an einem Ast aufhängen (Tips hier), damit die Bären es nicht erreichen. Mein Mann hat einmal, leichtsinnigerweise nach einem langen Tag seine Verpflegung nicht hoch genug aufgehängt. In der Nacht kam der Bär, hat sich die Tasche geangelt und in 20 Minuten 7000 Kalorien verdrückt. Mit den Klauen der Tatzen hat er geschickt die Hüllen von Riegeln, Nüssen und Trockennahrung aufgeschlitzt und eine kleine Fressorgie veranstaltet. Mein Mann saß im Zelt und sah hilflos und besorgt zu und fragte sich, ob dem Bär 7000 Kalorien wohl genug wären.
  • Bären sind stärker. Da sitzt man nun also, nach einem langen Tag und mampft fröhlich vor sich hin, wenn der Bär auftaucht und das Essen haben will. Regel Nummer 1 und einzige Regel: hergeben. Mit einem Bären um ein Steak kämpfen ist dumm. Wie gesagt, die hiesigen Schwarzbären sind weder so aggressiv noch so mürrisch wie Grizzlies aber wenn’s ums Essen geht hört der Spaß auf. Die alte Regel meiner Mutter kommt hier voll zum Einsatz: der Klügere gibt nach.
  • Babybären in Ruhe lassen. Sie sind super-süß und extrem putzig und erinnern einem an den Teddybär von früher und all das, aber die Bären-Mama findet in der Regel Zuneigungsbeweise an den Nachwuchs störend. Aus der Ferne angucken, mit Zoom fotografieren und in Ruhe lassen.

Es gibt noch mehr zum Wandern in Kalifornien zu sage, das kommt in einem späteren Blog.

Lake Tahoe – der Kalifornier liebster See

Lake Tahoe, Kalifonrien

Spaetnachmittag in der Naehe von Sand Harbor, Tahoe

Lake Tahoe ist schon lange kein Geheimtip mehr.  Vielmehr steht er auf der Liste der touristischen Sehenswürdigkeiten ziemlich weit oben, ich würde sagen in der Spitzengruppe, mit San Francisco, Yosemite, Hollywood und San Diego.

Eine Reise Wert

Trotzdem lohnt sich eine Reise, vor allem wenn man einige Regeln befolgt: möglichst nicht am Wochenende gehen und nicht in der Hochsaison. Hochsaison ist so ca. vom 1. Januar bis 31. Dezember.   Scherz beiseite, die Zeiten, die sich empfehlen, sind: 1. nachdem die Skifahrer weg sind und bevor die Badenden/Bootsfahrer kommen und 2. nachdem die Badenden/Bootsfahrer weg sind und bevor die Skifahrer kommen.  Also Spät-Frühling und Frühsommer, Spätsommer und Herbst. Da man ja leider nicht den ganzen Urlaub nur um Lake Tahoe herum planen kann sollte man unbedingt Regel Nummer 1 befolgen: nicht am Wochenende! Denn am Wochenende kommen die Leute aus der Bay Area in Scharren angefahren, es gibt Staus, lange Wartezeiten in den Restaurants und volle Parkplätze. Auch unter der Woche ist es hier nicht gerade ausgestorben, aber doch gemächlicher.

Freizeitaktivitäten am Lake Tahoe

Tahoe ist groß – natürlich nicht so groß wie der Bodensee – und sehr tief. Das Wasser ist von einem tiefen, intensiven Blau und recht kalt. Man kann im Sommer schwimmen, man muss es allerdings frisch mögen.   Ansonsten kann man sich vor allem sportlich betätigen: sicherlich die billigste Variante ist das Wandern. Man muss allerdings bedenken, dass Tahoe über 2000 m hoch liegt, da kommt man schnell aus der Puste, jedenfalls wenn man so ein Flachlaendler ist wie wir Bay Area Bewohner. Es gibt viel zu viele Routen, um genaue Empfehlungen auszusprechen, aber es gibt gute Führer (Moon California Hiking ist der den wir haben) und auch Online gibt es Quellen, die durchaus brauchbar sind (hier zwei Seiten, die ich manchmal benütze: Everytrail und All Trails). Wenn man es gerne anstrengend und spektakulär mag kann ich Mt. Tallac empfehlen (Beschreibung), etwas weniger anstrengend aber trotzdem toll: Ellis Peak

Tahoe

Eagle’s Creek hoch ueber Emerald Bay, Lake Tahoe

Dann kann man sich auch auf dem See vergnügen, Kajaks, stand-up Paddleboards, Boote aller Art kann man mieten (billig ist hier nichts) oder mit dem Fahrrad herumdüsen, es gibt sogar Fahrradwege – neuerdings.

Strände

Zwei Strände haben wir in letzter Zeit ausgetestet Sand Harbor etwas südlich von Incline Village auf der Ostseite (also schon in Nevada) und Meek Bay zwischen Tahoe City und Emerald Bay. Beide haben Sandstrände und sind anfänglich recht flach, was, was schön ist mit Kindern. Da ich selbst keine große Freude daran habe, am Strand herumzuliegen bin ich allerdings strandmässig nicht die beste Quelle.

Mir gefällt Tahoe am besten am Abend, bevor die Sonne untergeht, das Wasser glitzert und die meisten Leute ihre Sachen eingepackt haben und irgendwo Pizza essen. Dann ist es ruhiger und man bekommt diese unvergleichliche Sierra Nevada Gefühl: die hohen Berge, eine warme trockene Brise, der Duft von Wald und das Plätschern der Wellen.

 

Verhaltensregeln 1 – Alkohol

Ich hab ja schon gestanden, dass ich recht naive in die USA gezogen bin, mit zwei Koffern und ein paar Boxen und gedacht hab “Das ist sicher wie zu Hause nur größer und mit mehr Sushi.”

Seither hab ich das eine oder andere gelernt:  zumindest in Kalifornien ist tatsächlich alles größer, oft viel größer und das Sushi ist spektakulär. Das mit dem „wie zu Hause“ war denn doch nicht so ganz richtig und ein paar Dinge fand ich am Anfang schwierig. Ich beschränke mich hier auf die, die bei einer Amerikareise relevant sein können.

Alkohol
Alkohol in den USA

Andere Laender – andere (Trink)Sitten

Generell gilt: man läuft nicht einfach mit einer offen Bierflasche durch die Landschaft, man sitzt auch nicht irgendwo am Meer/Fluss/See und macht sich ein Fläschchen auf, denn das ist in der Regel verboten. Parks, Strände, öffentliche Plätze haben fast immer eine Alkohol-Verbot („No alcohol beyond this point“) und Restaurants, in denen man draußen sitzt und Alkohol trinken kann haben meist für einen definierten Bereich eine Konzession. Also drei Meter weiter an die Wand lehnen und Alkohol trinken geht nicht. Es gibt auch jede Menge Restaurants, die keine Alkohol-Konzession haben.  Das trinkt man dann Wasser or Cola oder sowas.  Dazu gehört McDonalds, die Idee bei McDonalds ein Bier zu trinken ist geradezu lachhaft für Amerikaner. Das ist sehr unintuitiv für viele Deutsche, ich denke da an den Rhein beim Rutsch und all die sommerlichen Parties mit Wein und anderem. Von so was würde ich hier eher abraten.

In Kalifornien haben wir es gut, wir gehen, wie in Deutschland, in den Supermarkt und kaufen Wein, Bier, Rum, Whiskey, etc., in Massachusetts, z.B. war das nicht möglich (es soll jetzt wohl ein bisschen liberalisiert sein), da musste man in einen „liquor store“ und die haben limitierte Öffnungszeiten und sind beliebt dann zu, wenn man sie braucht, also am Samstag abend. Dort durften wir auch von einer Uni-Party nicht mit einen Becher Bier von einem Gebäude über die Straße zu einem anderen laufen, denn da haben wir öffentliches Gelände überquert. Natürlich haben wir es trotzdem getan, aber wenn wir erwischt wurden gab’s Ärger.

Utah

Viele Kalifornienbesucher werden im Laufe einer Rundreise nach Utah kommen. Utah ist toll, die Nationalparks sind spektakulär; mit dem Alk haben sie es aber auch nicht so. Ich erinnere mich eines schönen Samstag abends im lieblichen (eher nicht so) Städtchen Mexican Hat. Wir wollten für nach dem Essen eine Flasche Wein im Laden holen und haben keine gesehen. Ich fragte also den Kassierer ganz unschuldig „wo ist denn hier der Wein?“ er sah mich ganz ernsthaft an, sagte „komm mit“ führte mich nach draußen auf die Straße, sah mich immer noch ganz ernsthaft an und sagte: „also, ihr fahrt diese Straße hier runter, so ca. 2 ½ Stunden, dann seit ihr in Arizona. Dort gibt es Wein zu kaufen.“

Ich muss wohl kaum erwähnen, dass wir den Abend bei Cola verbracht haben.

Kein Alkohol unter 21

Auch das mit den Trinken erst ab 21 wird sehr ernst genommen. Ich habe eine Bekannte, die mit 20 geheiratet hat und bei ihrer Hochzeit nichts trinken konnte. An diesem gesetzt gibt es nichts zu drehen: da hilft es auch nichts, wenn die Eltern dabei sind und über ihren 20-Jährigen sagen „der Bub darf das“. Darf er nicht in den USA, es ist gesetzlich verboten. Das erklärt dann auch, warum amerikanische Jugendliche im Ausland oft besoffen sind, erstens vertragen sie nichts und zweitens versuchen sie in zwei Wochen genug Alkohol für den Rest des Jahres zu konsumieren.

Deshalb muss man auch in Kalifornien bedenken: wenn man Alkohol im Laden kauft und auch nur eine Sekunde jünger als 40 aussieht muss man beim Kauf beweisen, dass man über 21 ist. Eine Reisepass sollte es tun, vielleicht auch ein Führerschein, Beteuerungen nützen in der Regel nichts. Man ist davor einigermaßen sicher wenn man im Brustton der Überzeugung sagen kann „junger Mann, sie könnten mein Sohn sein.“

Es ist alles weiter kein Problem und wir haben uns längst daran gewöhnt, aber am Anfang war es gewöhnungsbedürftig. Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich zum ersten Mal die Wiesen am Charles River in Cambridge sah und zu meinen amerikanischen Bekannten sagte „da machen wir ein Picknick, mit Baguette und Käse und Rotwein.“ Sie haben mich nur angestarrt.

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Meine Freunde in Konstanz Finden Mich Peinlich

Wenn ich in Konstanz mit Freunden in ein Restaurant oder auch nur in die Eisdiele gehe macht sich grosses Unbehagen breit sobald ich die Karte ergreife. Dann kommt die Bedienung und ich sage sowas wie “also, ich hätte gerne die Pizza Nummer 8, aber ….” weiter komm ich meistens nicht, bevor zumindest eine die Augen verdreht und nicht zu leise murmelt “jetzt geht das schon wieder los”.

Selbst bei einer Wurstbude kann man noch was umbestellen - wenn man sich nur bemüht :-)

Selbst bei einer Wurstbude kann man noch was umbestellen – wenn man sich nur bemüht 🙂

Ich wollte, ich geb’s ja zu, mal wieder die Pizza Nummer 8 aber eben mit Spinat statt Pilzen, oder Feta statt Gouda, oder den kleinen Salat ohne Zwiebeln oder den Eisbecher ohne Amaretto-Sauce. Ganz normal für mich, jeder bestellt immer was um in einem kalifornischen Restaurant, vom 5 Sterne Restaurant (okay, das kann ich jetzt nicht aus eigener Erfahrung behaupten) bis hin zur vietnamesischen Suppenküche.  Man ist schon fast verpflichtet was umzubestellen – das geht einem ins Blut über, da kann man dann nicht so einfach mir nichts, Dir nichts mit dem Umbestellen aufhören nur weil man zwischendrin für 12 Stunden im Flugzeug sass, wo man gar nichts umbestellen kann (ausser man reist Business Class – oh, die Glücklichen).

Essen, Kalifornien, Restaurant, Konstanz

Ich nehme dann den Burger, aber ohne das rote Zeug und mit Extra-Pommes, keine Majo aber mehr Ketchup, und zwei Scheiben Tomate – das ist ganz normal in Kalifornien

Und So läuft es in Kalifornien

Der einzige Grund, nichts umzubestellen ist, wenn man eh schon 30 Optionen geboten kriegt.  Das sieht am Beispiel eines Burgers so aus:

Gast: “Ich nehme dann den Cheeseburger”

Bedienung: “das Fleisch durch, halb durch oder roh?”

Gast: “halb durch”

Bedienung: “Fritten, Salat, Gemüse oder eine kleine Suppe als Beilage?”

Gast: “Fritten” (was sonst? Ehrlich!)

Bedienung: “normal, gelockt, mit Knoblauch oder lieber frittierte Zwiebelringe?”

Gast: “normal”

Bedienung: weisses Brötchen, Vollkorn, Ciabatta (noch drei Optionen, die man schon nicht mehr versteht)

Gast: “aehm, also, Vollkorn – denk ich”

Bedienung: “Gouda, Cheddar, oder Monterey Jack”

Gast: “hmm, egal, … Gouda”

Bedienung: “eine oder zwei Scheiben”

Gast (seufzt): “zwei”

Bedienung: “da gehört ein Getränk dazu: Cola, Cola Light, Sprite, Wasser, (noch sieben bis acht Optionen)”

Gast: “Cola Light” (man achtet ja auf die Kalorien!)

(noch eine Anmerkung: ein kaltes Getränk wird mit Eis serviert – immer.  Vielleicht nicht im Winter in Alaska, aber selbst da bin ich mir nicht sicher.  Wenn man also kein Eis will muss man das sagen – danach wird man nicht gefragt.)

Je nachdem, wie aufwendig das Gericht ist, kann das noch eine ganze Weile so weiter gehen und mit der Zeit einigermassen nervig werden.

Also liebe Konstanzer und andere deutsche Freunde: bitte habt Geduld mit mir, ich will niemanden ärgern und auch die Bedienung nicht an den Rand des Nervenzusammenbruchs treiben.  Ich verhalte mich nur, wie eine Kalifornierin im Ausland.

 

 

Zahlen im Restaurant – Andere Länder Andere Sitten

Als ich vor vielen Jahren in die USA zog machte ich mir wenig Gedanken über solche Dinge wie Kulturschock.  Die Amis, dachte ich, sind so wie wir, ich geh ja nicht nach Japan, wo eine nicht tief genuge Verbeugung einen Menschen tödlich beleidigen kann.

Stimmt ja auch, mehr oder weniger, manchmal eben weniger.  Trotz aller kulturellen Nähe kann man auch in Amerika Fehler machen, die beleidigen, oder sich selbst beleidigt fühlen, auch wenn es gar nicht so gemeint war.

Hier ein Beispiel, das für USA Touristen relevant ist:

Restaurant-Besuchin den USA

Auch beim Bestellen in einem Restaurant kann man in den USA Fehler machen

Wenn man in deutschen Restaurants bezahlen möchte schaut man sich um, und winkt die Bedienung heran.  Wenn man Glück hat kommt er oder sie bald, dann sagt jeder was er gegessen und getrunken hat, das wir aufgeschrieben, ausgerechnet, jeder zahlt seinen Teil und gut.  Jedenfalls läuft das bei den eher weniger feinen Anlässen mit meinen deutschen Freunden so.

Restaurant Etikette in den USA

In Amerika geht das anders und zwar gleich doppelt anders:

Oft, wenn auch nicht immer, bringt die Bedienung im Restaurant die Rechnung schon, bevor man sie angefordert hat.  Plötzlich steht sie auf dem Tisch in einem Mäppchen mit Platz für die Kreditkarte und die Bedienung eilt mit einer Bemerkung wie “whenever you are ready” also ungefähr “tun Sie da die Kreditkarte rein, wann immer Sie soweit sind” davon.

Das ist normal, das machen wir hier so.  Das ist kein Rausschmiss, keine Unfreundlichkeit, niemand will hier irgendjemanden beleidigen: die Bedienung ist proaktiv und bringt die Rechnung, ohne dass man danach fragen muss.  Wenn man jetzt doch noch ein Desert möchte, oder einen Kaffee, dann sagt man das, er/sie nimmt die Rechnung wieder mit und bringt eine neue.  Alles gut.  Ich habe Deutsche erlebt, die sich furchtbar darüber aufgeregt haben, dass ihnen die Rechnung auf den Tisch gelegt wurde, bevor sie danach gefragt haben.  Worte wie “Unverschämtheit” und “Frechheit” fielen und sie haben sich wahrscheinlich den ganzen Tag lang aufgeregt.  Das muss nicht sein – ehrlich, es ist nicht bös gemeint.

Wenn’s dann ans Bezahlen geht muss man im Kopf behalten, dass die amerikanischen Bedienungen das Rechnungen-Splitten nicht beherrschen.  Da kommt eine Rechnung und es wird erwartet, dass die von einer Person bezahlt wird. Oder – wenn man es kompliziert machen möchte – kann man die Rechnung einmal teilen, also jeder zahlt die Hälfte oder man sagt: belasten Sie diese Karte mit $30 und diese hier mit $50.  Das Gedöns mit “ich hatte ein Bier, einmal Nudeln, einen halben kleinen Salat und einen Drittel Eisbecher” gibt es hier nicht. Gar nicht erst probieren.

Das ist zwar nervig und ungewohnt aber auch verständlich, denn man muss ja am Ende auf die Rechnung noch die Steuern geben, da wären wir dann bei einem Bier, Nudeln, einem halben Salat und einem Drittel Eisbecher plus 8.75% Steuern, oder was auch immer der Satz sein mag. Dann kommt noch der Tip (dazu in einem andern Blog). Das läuft nicht.

Wenn man mit der Familie essen geht ist es in der Regel eh egal, aber auf Reisen mit Freunden entweder darauf achten, dass man ungefähr gleich viel verzehrt – also nicht das Filet Mignon wenn die Freundin nur den Beilagensalat nimmt – oder man schreibt sich auf wer wann was bezahlt hat und rechnet am Ende (des Urlaubs, Tages, Woche) alles gegeneinander auf und leistet, wenn nötig Reparationszahlungen.

Alles halb so schlimm, wenn man weiss wie es läuft und ausserdem gibt jetzt wohl auch schon Apps, die dieses Problem zu lösen versuchen.  ich hab noch keine ausprobiert aber hier ist eine, von der ich gelesen habe: Splitwise

 

 

 

Stolpersteine im Amerikanischen

Dies ist der erste Eintrag in einer kleinen Serie, in der  ich einige der häufigsten Fehler, die Deutsche in Englisch/Amerikanisch machen, zusammentrage.  Zur Vorbereitung auf eine Amerika-Reise oder einfach nur so.

Sowas wie der Genetiv

Fangen wir mit den an sich einfachen aber doch häufig verwirrenden Konzept des “besitzanzeigenden s” an, das im Deutschen am ehesten dem Genetiv entspricht.  Im Deutschen wird der Genetiv ja ebenfalls durch ein s signalisiert. “Das Haus des Großvaters ist in der Stadt” ist ein Beispiel.

Im englischen ist das ganz ähnlich nur ist das s mit einem Apostroph abgetrennt: “Grandfather’s house is in the city.”

So weit so gut. Was aber wenn man zwei Großväter hat, die beide in der Stadt wohnen? In dem Fall wird der normale Plural gebildet und dann das Apostroph angehängt um den Possessive anzudeuten: “The grandfathers’ houses are in the city.” – Die Häuser der Großväter sind in der Stadt.

Unübersichtlicher wird es bei Worten, die auf s enden, denn dann gibt es zwei Möglichkeiten: um nochmal die Großväter zu bemühen “Grandpa Charles’s house is in the city” oder “Grandpa Charles’ house is in the city.”  Beide Schreibweisen sind richtig und haben ihre Anhänger, die die eine vs. die andere Schreibweise befürworten.  Die einfachste Empfehlung ist, dass man sich für eine Schreibweise entscheiden soll und diese dann durchgehend verwendet.

Natürlich gibt es jede Menge zusätzlicher Regeln und Empfehlungen, was man mit Worten, die auf x oder ch enden oder mit Eigennamen, die auf s enden, oder Worte, die auf zwei s enden und vor einem Wort stehen, dass mit s anfängt?  “the hostess’s skirt is pretty” – “der Rock der Gastgeberin ist hübsch” ist so ein Beispiel, dass ja recht bescheuert aussieht.   In vielen Fällen ist ebenfalls gesunder Menschenverstand und Konsistenz gefragt.  Wenn man schreibt dass man bei den Joneses zum Abendessen war dann sollte man mit den Sanchezes ins Kino gehen.  Wenn man allerdings bei den Jones’s diniert hat, sollte man mit den Sanchez’s ins Kino.

Wichtig ist erst einmal, dass man die Grundlagen richtig hinkriegt, um Missverständnisse zu vermeiden.

Probleme mit Amerikanisch

Bei diesem Schildmacher, würde ich mir sicher nichts bestellen, der kennt die Grundregeln der amerikanischen Grammatik nicht

Das ist ein ganz normaler Plural müsste also “Signs” sein, nicht sign’s. Das Schild macht so überhaupt keinen Sinn.

Probleme mit Amerikanisch

.. und der ist auch nicht besser

Das gleiche Problem, Hondas ist ein Plural und bedeutet: viele Honda Autos. Wieder ergibt das Schild so keinen Sinn.

Die Grundregeln sind:

  • In einem normalen Plural hat ein ‘s nichts verloren.  Meine zwei Söhne sind “my two sons” nicht “my two son’s” or “my two sons’ ” Das letztere wäre richtig wenn es von einem Nomen gefolgt wäre. z.B. “my two sons’ boat” – das Boot meiner zwei Söhne, also ein Boot das beiden gehört.
  • Ein Possessiv braucht ein Apostroph, sonst ist es kein Possessiv sondern ein Fehler.

Bevor es ganz blöd und umständlich wird kann man sich meistens mit einer Umschreibung behelfen.  Also statt “Illinois’s constitution” also “Illinois Verfassung” kann man ohne weiteres “the constitution of Illinois” sagen, also “die Verfassung von Illinois” oder – vermutlich korrekter im Deutschen “die Verfassung des Staates Illinois”.

Wenn man das gemeistert hat, kann man schon mehr als viele Muttersprachler.

„Schnee“ bei 30 Grad in Kalifornien

Wer Kalifornien hört denkt hat an San Francisco, an Golden Gate und Cable Cars, Hollywood oder den San Diego Zoo, vielleicht an den Yosemite Nationalpark mit seinen senkrecht ansteigenden Granitwänden oder die berühmte Küstenstrasse Highway 1.

In einem Staat, der ca. 20 Prozent grösser ist als Deutschland aber weniger als halb so viele Einwohner hat, gibt es aber abseit der ausgetretenen Touristen „Freeways“ vieles zu entdecken: Plätze, die selbst viele Kalifornier nicht kennen, und die von den schicken Restaurants, dorfgrossen Einkaufskomplexen, rastlosen Chinatowns und bekannten Touristenattraktionen Welten entfernt scheinen.

Carrizo Plain, Kalifornien

Einer dieser Sehenswürdigkeiten sieht auf den ersten Blick nicht nach viel aus: ein schlecht beschrifteter Fleck auf der Kalifornienkarte, ein Loch schon fast im Gewusel von Namen. Im Hinterland von San Luis Obispo lange bevor man in Bakersfield aufläuft – was man ohnehin vermeiden sollte – liegt das Carrizo Plain Nationalmonument.

Wer bei Monument an in Stein gehauene Vorfahren hoch zu Pferde denkt liegt flasch. „National Monuments“ sind Gegenden, die aus irgend einem Grund von der Regierung geschützt und erhalten werden und für jedermann zugänglich sind.

Kalifornien im Herbst erstrahlt in sattem braun, man muss das Karge mögen

Kalifornien im Herbst erstrahlt in sattem braun, man muss das Karge mögen

Über die Carrizo Plain stolpert man nicht so einfach, man muss es sich schon wirklich in den Kopf setzen dort hinzufahren. Ein bisschen Planung darf auch nicht fehlen: wir tanken randvoll in San Luis Obispo, packen eine Brotzeit und ein paar Gallonen Wasser ein, Sonnencreme – SSF je höher desto besser – Baseballkappen, Windjacken und eine Straßenkarte. Eigentlich brauchen wir die nicht, denn verfahren ist bei nur zwei Straßen eher schwierig. Der Effekt ist eher psychologisch: Karten haben etwas Beruhigendes, wenn man in der Pampa unterwegs ist.

Und so fahren wir los auf der Bundesstrasse 58 mit Ziel California Valley was übersetzt Kalifornien-Tal heisst, aber genauso gut „Ende der Welt“ heißen könnte.

Big Sky 1

Der Himmel über dem Carrizo Plain National Monument

Eine kurvige Straße führt durch eine hügelig Landschaft, die jetzt im Herbst in allen Tönen von Braun schimmert: braune Pflanzen, braune Erde, braune Zäune nur unterbrochen vom Grün der verstreuten Eichen und dem gelegentlichen Fleckchen grünen Grases. Der Himmel ist leuchtend blau mit weißen, wattigen Wolken. Er fühlt sich so ganz anders an hier, der Himmel, viel grösser an als in Deutschland, viel weiter und trotzdem irgendwie näher.

Einmal müssen wir aufpassen, da biegt scharf rechts die Bitterwater Road ab, wohin und warum ist nicht klar. Gerade aus geht es weiter aus den Hügeln hinaus und hinein ins California Valley, ein fast 100 km2 großes, topfebenes Tal. Westlich wird es begrenzt durch das Los Padres Gebirge und östlich durch den St. Andreasgraben, jenem berüchtigten Bruch, der die nordamerikanische von der pazifischen Platte trennt und für die gefürchteten Erdbeben sorgt.

Wer in California Valley auf einen Biergarten gehofft hat wird enttäuscht. Das Städtchen mit seinen 500 Seelen ist keine Perle. Häuser und Ranchen liegen verstreut in der Ebene, ein etwas dichtere Ansammlung markiert den Mittelpunkt. Kein Dorfplatz, kein Restaurant, nicht einmal Starbucks oder McDonalds – eine Rarität in Kalifornien. Das Motel an der Straße lässt uns Aufatmen beim Gedanken dort nicht übernachten zu müssen. Ärzte gibt es in California Valley nicht, dafür eine Grundschule und eine Feuerwehr – allerdings nur Dienstags bis Donnerstags.

Schnee bei 30 Grad? bei genauem Hinsehen stellt es sich als Salz heraus.

Schnee bei 30 Grad? Bei genauem Hinsehen stellt es sich als Salz heraus. Willkommen am Soda Lake, Kalifornien

Kurz hinter California Valley beginnt das Carrizo Plain National Monument. Die erste Sehenswürdigkeit ist der Soda Lake. Dem See sind im Laufe seiner Geschichte durch die häufigen tektonischen Verschiebungen die Abflüsse abhanden gekommen. Der wenige Regen sammelt sich im Soda Lake und verdunstet dort. Zurück bleibt eine weiße Salzkruste, die bis zu 20 cm dick sein kann.

Wie bei allen amerikanischen Sehenswürdigkeiten, die etwas auf sich halten, gibt es einen Parkplatz von dem aus wir auf einem gut angelegten Weg gemütlich bis zum Soda Lake spazieren können. Wer möchte kann sich auch in die Salzkruste wagen. Fußspuren und Radabdruecke bezeugen, dass schon andere auf diese Idee gekommen sind.

Je weiter man in den See hineinläuft desto surrealer wird die Erfahrung. Unter den Füssen knirscht vertraut etwas Weißes, Kristalliges – wir können uns nicht helfen dabei an Schnee zu denken auch wenn die Temperatur unzweideutig „Sommer“ signalisiert. So knirschen wir uns vor bis das Salz zu feucht wird und die Schuhe mit einer Mischung aus Salz und Tonerde zentimeterdick verkrustet sind.

Wer sich für die Geschichte und Kunst der Indianer interessiert darf den „painted rock“, den bemalten Stein, nicht versäumen. Zugänglich ist der Stein, der von den Chumash, den Salinan und Yokut über tausende von Jahren bemalt wurde, nur noch als geführte Tour, nach Voranmeldung und außerhalb der Raubvogel Brutsaison (1. März bis 15. Juli). Die ärgerliche Einschränkung hat leider einen noch ärgerlicheren Grund: Vandalismus hat schon zu starker Zerstörung dieser für die Indianer heute noch für Zeremonien benützen historischen Stätte geführt.

Weiter gehts auf der Soda Lake Road, zum Teil auf Schotterpiste, längs durch die Carrizo Plain bis sie am südlichen Ende parallel zum St. Andreasgraben läuft. Harmlos sieht sie aus, die ca. 5 Meter hohe Verwerfung, die schon für soviel Zerstörung gesorgt hat. Natürlich steigen wir aus, klettern in den Graben hinein und fragen uns gruselnd „was waere wenn ausgerechnet jetzt ‚the Big One‘ die Erde erzittern ließe. Würden wir wortwörtlich vom Erdboden verschluckt werden?“

Die Landschaft ist karg und trocken aber von einer wilden, spröden Schönheit. Da ist nichts Liebliches, nichts Weiches aber trotzdem hinterlässt sie ein merkwürdiges Glücksgefühl, ein Gefühl der Freiheit und Ungebundenheit, der Weite und Grenzenlosigkeit. Plötzlich versteht man warum es die Menschen seit hunderten von Jahren gen Westen gezogen hat: nirgendwo sonst fühlt man sich so groß und so klein zugleich, der Natur so nahe und ihr doch so ausgeliefert.

Am Ende der Soda Lake Road hat uns die Zivilisation wieder, zumindest einigermaßen. Wir stoßen auf die Bundesstraße 33, die uns nach Cuyama und New Cuyama führt. Hier liegt der Hund begraben, aber es gibt zumindest einen kleinen Laden und einen Imbiss: Pizza, Buritos oder Gyros. Fast fühlen wir uns überwältigt von soviel internationaler Auswahl.

Die Carrizo Plain ist ein lohnenswerter Trip für alle, die Ruhe und Weite suchen, die nicht nur die spektakulären Glanzlichter Kaliforniens mitnehmen wollen, sondern ein anderes, ruhigeres, älteres und friedlicheres Kalifornien suchen. In der Carrizo hört man den Wind und sonst nicht viel, sieht wie Ballen trockenen Gestrüpps von Böen über die Ebene gejagt werden und, wenn man Glück hat, sieht man Wüstenhasen herumhoppeln. Dort zeichnen sich Berge blau und dunstig in der Ferne ab und neben der Straße steht eine halbverfallene Ranch. Man begreift ein bisschen, wie das Leben der Menschen hier war bevor es Shopping Malls und Fast Food gab.

 

Hallo aus Kalifornien

Seit über 15 Jahren lebe ich in Kalifornien, zuerst, wie viele Neuankömmlinge, in San Francisco, eine wunderschöne Stadt, die aber erstens sehr teuer und zweitens sehr anstrengend ist.  Nachdem die anfängliche heisse und bedingungslose Liebe zu San Francisco einer etwas emotionsloseren Einschätzung gewichen ist lebe ich nun in einer der Städte in Silicon Valley, so ungefähr eine Stunde südlich von San Francisco (bitte nie “Frisco” sagen, da zucken alle Einheimischen entsetzt zusammen).

Kalifornien, Golden Gate

Kalifornien wie man es kennt und liebt.

Kalifornien ist wunderschön, es gibt alles: Hügel und Weinberge in Napa Valley, Steilküsten entlang des Highway 1, wilde Bergen in der Sierra Nevada, Meer und Seen, Sandstränden in Südkalifornien, Wüste in Südosten, fruchtbares Ackerland im Central Valley, grosse Städte, kleine Nester, 8-spurige Autobahnen und holperige Waldwege, Riesenfirmen und alternative Kommunen, Palmen und Sequoias, Leute aus allen Ländern dieser Welt, Reichtum, Armut, Schönheit, Eitelkeit, Selbstlosigkeit, Sushi, Schnitzel, Sonne und leider zu wenig Regen.

In diesem Blog möchte ich Euch “mein” Kalifornien zeigen, Plätze vorstellen, die nicht in jedem Reiseführer stehen, ein bisschen über Sitten und Gebräuche reden und über die amerikanische Sprache (ja, natürlich sprechen wir hier englisch, aber eben eine besondere Art mit ihren eigenen speziellen Ausdrücken).  Ein Blog für alle, die Kalifornien bereisen wollen, oder schon mal hier waren und gerne hin und wieder eine kleine Dosis “California” geniessen wollen.

Natürlich darf in diesem Blog auch Konstanz oder allgemeiner der Bodensee nicht fehlen.  Da komm ich her und den besuch ich jedes Jahr mindestens einmal.  Nach so vielen Jahren im Ausland finde ich immer wieder etwas Neues, Unbekanntes und Aufregendes am Bodensee.

Hier also der Blog einer Konstanzerin über Kalifornien und einer Kalifornierin über Konstanz.

 

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