Wenn ich mal wieder so richtig aufrege über das Silicon Valley und die Schnauze voll habe von $5 Joghurts, Verkehrsstaus, überdimensionierten Bauvorhaben an jeder Ecke und der überheblichen Annahme, dass man eigentlich nur als Ingenieur, am besten natürlich als CE – computer engineer/Computer-Fachmann – was Wert ist, von Politik, den krampfhaften Überlegungen, was ich den noch tun kann, damit mein Sohn in die richtige High School kommt, damit er an die richtige Uni kommt und einmal einen dieser Ingenieursjobs bekommt, und ständigem Ärger mit den Telefon/Kabelanbietern, dann denke ich mir: ich brauch ein einfacheres Leben. Dann denke ich an Konstanz.
Tag: Konstanz Page 1 of 3
Neulich war ich mal wieder beim Arzt so eine Routinesache und wie immer musste ich langwierige Fragebögen ausfüllen, mich vermessen und abwiegen lassen und dann zum Thema Alkohol auch noch Rede und Antwort stehen. Basierend auf der Reaktion hab ich früher anscheinend einen schockierenden Lebenswandel geführt.
Es gibt immer wieder Probleme, die unlösbar sind – selbst mit gutem Willen von allen Seiten, den es allerdings oft nicht gibt, weil ein Teil dessen, was das Problem unlösbar macht die Tatsache ist, das der vielleicht anfänglich noch vorhandene gute Willen im Laufe der Zeit erodiert ist. Der der Konflikt im Nahen Osten ist sicher eines der berüchtigten Beispiele für einen unlösbaren Konflikt. Meine deutsche Heimatstadt hat auch einen: der schweizer Einkaufstourismus.
Heute morgen war ich in der Stadt. Es hat mal wieder geregnet und ich war mit dem Fahrrad unterwegs.
So bin ich dann in Gedanken ein paar Dinge durchgegangen, die man in Kalifornien nicht können muss, wie zum Beispiel Fahrrad fahren im Regen.
Zahnärzte sind teuer, hüben wie drüben aber in Kalifornien ist – wie treue Leser meines Blog wissen – teuer ja noch einmal ein ganz andere Geschichte. Nach jahrelangem Verschieben hat mein Zahnarzt mit im letzten Herbst dann gesagt, dass kein Weg mehr an Implantaten vorbeiführt.
Lange hielt ich den November für den schlimmsten Monat im Jahr und in Konstanz war es das ja oft auch so. Der Nebel, der früher oft tage- wenn nicht wochenlang wie eine nasse Decke auf der Stadt lag löste Depressionen aus. Aber dann gab es da noch den Januar, der, wenn man es genau nimmt, noch deutlich schlimmer ist als der November.
Ich weiss, ich weiss, es ist November in Konstanz und was kann man da schon erwarten. Ich weiss auch, dass ich völlig verweichlicht bin und echt keine Ahnung mehr habe, was richtig schlechtes Wetter ist und dass ich mich, bitte schön, nicht so saublöd anstellen soll. Aber ehrlich jetzt mal, das da draussen ist doch kein Wetter, das ist eine Zumutung – und eine Garantie für eine ausgewachsene Winterdepression.
Gerade sind sie gegangen, die Freundinnen aus Gymnasiums-Tagen. Das mit dem Gymnasium ist ehrlich gesagt schon das eine oder andere Jährchen her und wenn ich ganz besonders brutal ehrlich sein möchte eigentlich eher schon das eine oder andere Jahrzehnt. Ich hab schon öfter geschrieben, dass es mir in den USA gefällt, wie schnell man Leute kennenlernt und ins Gespräch kommt. Hier gefällt mir was anderes: man hat Freunde fürs Leben. Auch wenn man schon 17 Jahre 12 Flugstunden und 9 Zeitzonen weit weg wohnt.
Jedes Mal, wenn ich nach Europa/Deutschland/Konstanz komme erleben ich eine Verschiebung der Perspektive. Plötzlich sind ganz andere Dinge wichtig und präsent, über die ich seit Monaten nicht nachgedacht habe. Die veränderte Geographie verändert auch die Perspektive.
Was ist Heimat? Das ist eine Frage die sich sicher alle Expats – also (freiwillige) Auswanderer – früher oder später und mehr oder weniger heftig und häufig stellen. Wo gehöre ich hin – hier oder da, beides, nirgends? Wie wichtig ist der Begriff der Heimat für mich? Kann man zwei Heimaten haben – oder gar keine. Ich werde oft gefragt “Ja wo bist Du denn jetzt daheim – hier oder dort?”