Bis for kurzem wusste ich erstens dass Iowa existiert und zweitens, dass es irgendwo so schräg da oben liegt. So grob in Richtung Chicago, oder Wisconsin, wo ich ein oder zweimal geschäftlich war.
Alles was sich sonst noch Wichtiges über Iowa sagen lies, war meines Wissens nach folgendes: Kate Mulgrew, die Schauspielerin, die Captain Janeway in Star Trek Voyager spielt, kommt aus Iowa. Das war’s. Mehr hat es nicht gebraucht.
Das hat sich geändert.
Seit Neustem weiss ich gut Bescheid über Iowa, speziell den Distrikt 1 (klingt wie direkt aus Die Tribute von Panem). SwingLeft ist eine neue Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat in Distrikten, die eine Chance haben in der nächsten Wahl in 2018 wieder demokratisch zu werden, aktiv zu sein. Unser nächster hier, direkt über die Hügel im Central Valley, hat schon zu viele begeisterte Liberale San Francisco, Berkeley und Silicon Valley Leute, die recherchieren, etc. – so landete ich (recherchemaessig, nicht wirklich) in Iowa und weiss jetzt plötzlich jede Menge über den nordöstlichen Teil dieses Staates. Zusätzlich – und das ist das Schwierigste, folge ich dem momentanen Abgeordneten auf Twitter. Nach dem was ich bislang gesehen habe, das kann ich jetzt so ganz unter uns sagen, finde ich, dass er ein Arsch ist. Aber das war natürlich auch zu erwarten, der Tea-Party Konservative, den ich mag, muss erst noch geboren werden.
Iowa – ein Widerspruch. Warum wählen die republikanisch?
Es ist eine merkwürdig Sache mit Iowa. Denen geht es eigentlich, zumindest in den Städten (alle nicht sonderlich gross, meist eher Konstanz oder Radolfzell-Groesse), gut: relative geringe Arbeitslosigkeit, die Kosten eine Firma zu führen sind sehr niedrig und die Lebensqualität scheint sehr gut zu sein (die haben wahrscheinlich nur den Sommer in Betracht gezogen, im Winter ist es da sicher unerträglich). Es muss landschaftlich teilweise sehr schön sein (es gibt natürlich auch langweilige Ecken, aber die gibt es auch hier, da muss man nur mal die 5 durchs Central Valley nehmen, dann weiss man was ich meine), Häuser sind billig, es gibt Universitäten, das einzige, was sie wohl nicht haben sind tolle Sportteams, aber okay, das macht einem das Leben ja nicht zur Hölle (jedenfalls mir nicht).
Und trotzdem haben sie Republikaner gewählt – die Landesregierung ist fest in republikanischer Hand und mit den tollen Vorbildern in Washington sind die jetzt auch schon eifrig dabei, alles mögliche zu tun, um die Interessen von Unternehmern vor die Interessen der Arbeitnehmer zu stellen. So soll Städten verboten werden, ein Mindestlohn über den, den der Staat hat, festzulegen. Man will angeblich ein einheitliches System, kein “Patchwork”. Eine merkwürdige Position für eine Partei, die sich sonst auf die Fahnen schreibt, so wenig wie möglich Vorschriften von oben zu wollen. es geht nur darum, dass Unternehmer mehr Geld machen, die immer gleichbleibende Philosophie der Repubs: Regeln sind schlecht, wenn sie Unternehmer einschränken andere plötzlich gut, wenn sie die Rechte der Arbeitnehmer einschränken.
Natürlich soll “Planned Parenthood” mal wieder das Geld weggenommen werden, da die auch Abtreibungen anbieten (kein Geld von der Regierung wird für Abtreibungen genommen, das kommt von Spenden und anderen Quellen, die Tatsache allein, dass sie überhaupt Abtreibungen anbieten macht sie zum Ziel). Die Tatsache, dass Planned Parenthood auch pränatale Vorsorge, Mammogramme und vieles andere, nicht zuletzt besseren Zugang zur Pille, möglich macht scheint die Widersacher nicht zu stören. Wer braucht schon Ultraschall und Mammogramm, wenn man auch beten kann.
Auch die Rechte von Gewerkschaften sollen eingeschränkt werden, wie lange man arbeitsunfähig sein kann, etc. Ich glaube ich habe mit Iowa Distrikt 1 ein perfektes Beispiel eines Bezirkes vor mir, in dem Leute massenhaft gegen ihre eigenen Interessen gewählt haben. Es ist faszinierend und schockierend zu sehen, wie sowas sein kann. Mein Mathelehrer am Ellenrieder Gymnasium, der legendäre Herr Klawitter, bezeichnete solche Leute (in eine völlig anderen Zusammenhang) einmal als “ideologisch völlig vernagelt”. Das trifft es gut.
So, jetzt muss ich mich wieder an meine Tabellen machen, ich muss noch ein bisschen recherchieren, was für Auswirkungen das Trumpische Budget auf Iowa haben würde. Gut kann es nicht sein. Dazu mehr das nächste mal.
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