Also, ich kenn den Dettinger Weihnachtsbasar, da war ich letztes Jahr mit meiner Mama und der Jasi. Da standen die Leute schon vor der offiziellen Öffnungszeit Schlange und als die Tür dann aufgemacht wurde strömten sie alle hinein und konnten es kaum erwarten, dass die Reden und Lieder der Kinder vorbei waren: endlich die vielen wunderbaren, selbstgemachte, kreativen Dinge einkaufen.
Das kann ich auch, dachte ich mir.
Und so habe ich mich dieses Jahr bei Weihnachtsbasaren hier angemeldet. Da ich ja nicht aufhören kann irgendwas zu nähen, falten, kleben, mischen, formen (nur stricken tu ich ungern, geht zu langsam, häkeln gar nicht) dachte ich mir: das machst Du zu Geld! Da alles was man in den Läden bekommt Einheitsware ist, die man von Reykjavik bis Buenos Aires kaufen kann und vor allem überall in den USA und Europa bequem von Amazon vor die Tür geschmissen bekommt dachte ich: so was Kreatives das geht. Immer! Super gut!
Vor allem dachte ich: ich mach was anderes, keine Topflappen mit Truthahn-Muster, keine Puppenkleider, keine niedlichen Babydecken aus Flauschzeug und vor allen nichts Gehäkeltes, dass man um den Hals einer Weinflasche legt, um daraus einen Santa zu machen. Auch keine Schilder mit religiös oder anders erbaulichen Sprüchen.
Was dabei raus kam war eine irre Kombination aus iPad Hüllen in zwei Varianten, Betonschalen mit der guten Farbe aus Deutschland ausgemalt, polierten Steinen mit eingeritzten Symbolen und sinnträchtigen Worten, kleinen Kuverts für Geldgeschenke aus Tapetenresten, Babyschuhe, die meine Mama gestrickt hat, Weihnachtsanhängern aus Holzbodenmustern und Scrabblebuchstaben, genähten Scherenhalter, Holzweihnachtsbäume hergestellt mit der Bandsäge des Nachbarn, Kissen für Ringträger bei Hochzeiten, 3-stöckige Kuchenplatten aus altem Porzellan, Sterne aus Gips, Sofakissen – ich vergesse ganz sicher was. Das war richtig Arbeit, das Herstellen hat am meisten Spaß gemacht aber bis das alles nur im Auto verstaut war und dann vor Ort aus dem Auto geschleppt war, war ich schon müde.
Dann das Aufbauen! Ich hab das ganze mit einer Bekannten zusammen gemacht, sie macht zwei Dinge: Einkaufsbeutel und Weinflaschenbeutel. Die hat in null Komma Nichts ihren Seite des Standes aufgebaut und sitzt gemütlich da während ich den Rest des Tages damit verbringe die iPad Hüllen von hüben nach drüben zu räumen, die künstlichen Kerzen in den Betonschalen zu arrangieren, die Schrauben an den dreistöckigen Kuchenplatten nachzuziehen, zu überlegen, wo ich am besten die Kuverts hinstelle und wo überhaupt die riesigen Sofakissen hin sollen. Im Endeffekt sieht es, finde ich, immer nett aus. Ich hab zwei alte Koffer, die mit zur Deko dienen und mit den weißen Spitzentischdecken, die ich irgendwann auf dem Flohmarkt erstanden habe, sieht alles sehr hübsch aus. Der Weihnachtsbasar kann beginnen!
Weihnachtsbasar-Bastler: kein beruf it Zukunft!
Nur, muss ich leider zugeben, meine Marktforschung war Scheisse, oder eigentlich eher, ich weiss jetzt, dass man auf einem Weihnachtsbasar kein Geld verdienen kann, ausser man verkauft Schmuck oder was zum Mampfen. Der Rest: vergiß es. Wenn ich für jedes “oh, das ist so süß” oder “Wow, wie kreativ” einen Dollar bekommen hätte wäre ich froh und glücklich gewesen. Aber leider, bezahlt einem keiner für kreative Ideen und die überwiegend älteren Damen, die einkaufen, wissen mit iPAd-Hüllen nicht viel anzufangen und haben dummerweise irgendwie nie Enkelkinder, die bald heiraten wollen und Ringträgerkissen brauchen und finden Betonschalen sehr kreativ aber im Endeffekt passen sie dann halt doch nicht ins Dekor und so wird am Nebenstand wieder ein gestrickter Santa mit Glitzereffekt erstanden.
Ich bin nicht allein – das ist allerdings kein wirklicher Trost
Die Einkaufsbeutel meiner Freundin liefen noch schlechter. Sie sind zugegebenermaßen ein wenig teuer, verglichen mit dem chinesischen Zeug, das man in den Läden bekommt, aber ich weiß auch eigener Erfahrung, dass es viel Zeit beansprucht, die Dinger zu nähen. Eine andere Bekannte war zufälligerweise auch da, sie hat wirklich wunderschöne Taschen, eher im Messengerbag Stil, mit viel Liebe zum Detail, gemacht und natürlich entsprechend teuer. Sie hat praktisch nichts verkauft.
Was super lief: der Stand mit Marmelade neben an. Ein kleines Gläschen kostete zwischen $10 und $12, also nicht gerade ein Schnäppchen, aber irgendwie fanden die Leute, dass Feige-Traube doch besser ist als ein Sofakissen oder ein Einkaufsbeutel. Ausserdem hab ich massenhaft Leute Pflanzen wegschleppen sehen. Was ein Stand mit Sukkulenten am Weihnachtsbasar verloren hat erschliesst sich mir nicht. Aber vielleicht ist das nur der Neid.
Am besten liefen die Kuverts aus Tapetenresten. Die Dinger sind schnell gemacht und da ich die Tapeten bei FabMo mitnehme kosten sie mich praktisch nichts. Aber da sie billig im Verkauf sind, muss ich jede Menge verkaufen, damit es sich lohnt. Also auch nicht gerade eine tolles Geschäftsmodell und auch sehr saisonal.
So, die Idee vom eigenen Kreativ-Label ist jetzt erstmal tot. Ich darf jetzt nur noch Sachen für Freunde und Bekannte machen, nicht mehr einfach drei Dutzend Gipssterne und 18 iPad-Hüllen. Ich hätte es wissen sollen/können, dass das mit den Weihnachtsbasaren nichts wird und sich die Mühe nicht lohnt. Aber die Hoffnung war größer als die Vernunft und jetzt sitze ich hier mit meinen iPad-Hüllen.
Im Hinterkopf nagt es die ganze Zeit: es muss einen besseren Weg geben, schöne handgemachte Dinge zu verkaufen, es gibt ein Publikum, aber das treibt sich nicht auf einem kirchlichen Weihnachtsbasar herum. Auf’s nächste Frühjahr werde ich wohl mal in Hochzeitsläden vorstellig werden, wenn die die Ringträgerkissen nicht an den Mann bringen, dann hilft nichts mehr. Aber es muss noch einen anderen Weg geben, einen effizienteren und irgendwann werde ich es herausfinden!