Garage Sale

Wichtig: Schilder, die man nicht übersehen kann

Die guten alten garage sales (Garagenverkäufe), auch yard sale (Vorgartenverkauf) genannt, sind eine sehr amerikanische Angelegenheit. Besonders im Frühjahr – zur üblichen Frühjahrsputz- und –aufräumzeit werden garage/yard sales veranstaltet. Dann gibt es noch den Spätsommer/Frühherbst bevor die Schule anfängt, was die Umziehzeit in Amerika ist – man will umgezogen sein bevor die Kinder irgendwo anders in die Schule gehen. Dann gibt es natürlich noch den Herbst, wo man nochmal aufräumt und sich für die Feiertage – also Thanksgiving und Weihnachten – bereit macht. Na ja, wenn man es genau nimmt ist immer garage sale Zeit – ausser mitten im Winter.

Ein Typischer Garage Sale
Garage Sale

Ein typischer Garage Sale – schade, dass ich den verpasst habe!

Was den Deutschen ihr Flohmarkt ist dem Amerikanern ihr Garage Sale: eine Möglichkeit Dinge, die man nicht mehr braucht, loszuwerden und zumindest ein bisschen Geld dafür zu bekommen. Natürlich macht es auch Spaß, vor allem, wenn man sich mit anderen zusammen tut und ein bisschen eine Party daraus macht.

Genauso wir beim Flohmarkt räumt man alles, was man loswerden will, zusammen nur dass man nirgends hinfährt sondern alles in die Ausfahrt vor der Garage schleppt und dort aufbaut. Meist hat man schon am Abend vorher Schilder mit Pfeilen, Adresse und Zeiten am besten in neongelb oder –pink in der gesamten Nachbarschaft aufgehängt, damit möglichst viele Leute den Garage Sale finden. Schon öfter hab ich so ein Schild gesehen und bin auf gut Glück mal eben schnell den Pfeilen nachgefahren, um mir einen Garage Sales anzusehen.

Früher haben die Leute es wohl meist dem Zufall überlassen, dass jemand das Schild sieht, aber mittlerweile kann man das ganze über Craigslist.org bekannt machen. Craigslist ist so ähnlich wie eBay Kleinanzeigen, man kann umsonst Anzeigen schalten für alles und jedes und es gibt natürlich eine Extra-Rubrik: Garage Sales.  Die schaut man sich als Garage Sale Gänger dann spätestens Freitags gründlich durch.

Es gibt richtige Garage Sale Junkies, die am Tag vorher ihre Routen planen und gezielt bestimmte Verkäufe abfahren.

Schnäppchen Gelegenheit

Man kann bei solchen Sales oft sehr gute Schnäppchen machen, die Leute wollen die Sachen loswerden und sind froh wenn sie jemanden finden, der sie brauchen kann. Ich hab schon öfter gedacht, dass man – mit ein paar Wochen Zeit – eine gesamte Wohnung möblieren könnte, mit dem was man umsonst an Mülltagen an den Straßen auflesen kann. Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber ich bin mir sicher, dass man eine gesamte Wohnung mit wenig Geld an einem Wochenende möblieren könnte, wenn man mit einem Laster im Silicon Valley die Garage Sales abfährt. Das würde mit echt mal Spaß machen – leider hab ich keine Wohnung, die möbliert werden muss.

Bei Garage Sales kann man eigentlich fast alles finden, wenn man genug Zeit mitbringt: Möbel, Porzellan, Waschmaschinen, Demo-Artikel, Bücher – massenhaft Bücher und CDs. Klamotten gibt es, wie auch in Deutschland auf den Flohmärkten, wie Sand am Meer. Auch Baby- und Kinderspielzeug gibt es in rauen Mengen, zum Teil noch original verpackt. Mir ist eigentlich gar nicht klar, warum Leute noch irgendwelche Spielzeuge neu kaufen.

Für die, die sowas mögen – also die typischen Flohmarkt und Fairkauf Besucher, sind Garage Sales eine wunderbare Sache. Meist kommt man mit den Verkäufern (oder Käufern, wenn man selbst verkauft) ins Gespräch und handelt am Schluss noch ein bisschen und jeder ist es zufrieden.

Estate Sale
Garage Sales

Manchmal werd ich trotz allem bei Schmuck schwach, diese Dinge hab ich bei einem Garage Sale in der Nähe von Philadelphia gekauft.

Eine Garage Sale Besonderheit sind Estate Sales, also Haushalts-auflösungen, oft von Leuten, die gestorben sind oder Leute die nach 40 Jahren oder so weg ziehen – irgendwohin wo es billiger ist. Da kann man wunderbare Dinge bekommen auch wenn die Preise bei diesen – oft professional veranstalteten Sales – manchmal eher wie im Antiquitätenladen sind. Je nach Veranstalter kann man manchmal recht günstige Dinge bekommen, wenn man kurz vor Schluss geht – da wollen die, die kein Lager haben, die Dinge nur noch los werden. Es ist auch gut, wenn man nicht das sucht, was alle suchen: also Schmuck, alte Emaille Schilder, alles was amerikanische Flaggen drauf hat, und typische Sammler Dinge, wie alte Kameras.  Erstens sind die teuer und zweitens gibt es viele Leute, die sich einfach besser mit diesen Dingen auskennen.

Ich hab schon wunderbares Werkzeug gefunden, und Dinge wie alte Knäufe für Schubladen, die irgendwo in den Tiefen einer Kiste in der Garage versteckt waren, an der sich sonst keiner die Finger schmutzig machen wollte. Ich hab schon durch Schubladen in Hobby-Zimmern gewühlt und hab jetzt Nähgarn, schönes Papier für Karten, Reißverschlüsse (die guten alten aus Metall, nicht die Plastikdinger) für das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus – alles für ein paar Dollar.

Dieses Wochenende werde ich losziehen eine Nähmaschine zu finden, sonst nützt das ganze Garn nichts.

Kaufen und Verkaufen

Natürlich stellt sich die Frage, was man mit den ganzen Schätzen macht. Die Antwort war lange Zeit: erst mal lagern und dann weiter sehen. Irgendwann geht das auch nicht mehr und zum Glück hat das Internet auf alles eine Antwort. In diesem Fall lautet sie: verkaufen auf Etsy.com.  Das tue ich jetzt, hier ist mein Laden.   Das macht echt Spaß und ich habe zusätzlich noch den Eindruck, dass ich was Gutes tue: was auch immer ich rette und weiterverkaufe landet schon nicht im Müll. (Das kurze Video hab ich neulich mit meinem Sohn gemacht, es zeigt Schüsseln, die ich aus alten LPs gemacht hab – natürlich alles Garage Sale Funde)

Eins muss ich allerdings sagen: reich wird man davon nicht. Leider!