Also ehrlich, ich war nicht faul. Nur vielbeschäftigt und zwischendurch auch für zwei Wochen in Konstanz. Ich hab jede Menge geschrieben, über die Zulassung von Medizinprodukten, über Antibiotikaresistenz, über Ärzte, die lieber Unternehmer sein wollen, und mehr als ich jemals für möglich gehalten habe über sogenannte Key Opinion Leaders in der Pharmaindustrie. Also nichts, was ich nun unbedingt hier teilen sollte.
Author: Californiagirl Page 2 of 35
… nein, Weihnachten steht noch nicht vor der Türe, aber die Wahlen. An alle, die denken ich übertreib’s mal wieder mit meinem Gerede über Politik und die Wahlen: keine Spur und ich bin nicht alleine. Ein (leider noch immer zu kleiner) Anteil der Amerikaner wartet momentan mit angehaltenem Atem darauf, was der Dienstag bringen wird. Noch einmal Schlafen …
So, die “midterms”, also die alle zwei Jahre stattfindenden Zwischenwahlen, in denen das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt werden sind in weniger als zwei Wochen. Die Anzeichen, dass es in dieser Wahl weder fair noch gerecht zugehen wird sind überall. Die Schwarzseher unter uns sprechen über die möglicherweise letzte, halbwegs demokratische Wahl in den USA. Wahlbetrug allenthalben.
Seit einiger Zeit finde ich immer wieder irgendwelche Artikel in den Medien, die sich dann auch schnell in den sozialen Medien verbreiten, die uns überzeugen wollen, dass introvertierte Menschen es so fürchterlich schwer im Leben haben, umgeben von all den lauten Extrovertierten.
Ich hoffe, ihr habt alle Eueren Faust gelesen und erinnert Euch an die Gretchenfrage.
Für die, denen es jetzt gerade momentan kurzfristig entfallen ist: In Marthen’s Garten stellt Gretchen Faust die folgende Frage:
„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“
Eigentlich wollte ich eine tiefschürfende Analyse über Kavanaugh schreiben und die unsägliche Geschichte, die zu seiner Ernennung zum Obersten Gerichtshof geführt hat. Darüber was das für das Gericht und das Land für die nächsten 30 oder 40 Jahre bedeutet,
Hab neulich mal wieder mit Philly telefoniert. Sie hat momentan einen Mitbewohner in ihrem Haus. Die lokalen Demokraten haben einen Spezialisten für die Wahlkampagnen eingestellt und der muss irgendwo wohnen, da er aus Kalifornien kommt. Philly, die sonst jeden, der ihr vorschlagen würde, ihr Haus mit irgendeinem Fremden zu teilen, auslachen würde – bestenfalls – hat sich freiwillig bereit erklärt den kalifornischen Wahlspezialisten aufzunehmen. Das rechne ich ihr hoch an.
Natürlich wollten Montana und ich alles über den mysteriösen Fremden erfahren und haben folgendes aus ihr herausgekriegt: er ist Mitte 30 und sieht saugut aus. Philly’s Frisörin hatte schon eine Liste an alleinstehenden Freundinnen bereit, die sie ihm alle vorstellen wollte. Allerdings arbeitet er zu viel und hat keine Zeit für Romanzen.
Dann sagte sie noch folgendes: es gibt da einen jiddischen Ausdruck, der beschreibt ihn sehr gut. Er ist ein “Schlamazel” (Betonung auf dem zweiten a, nicht wie im deutschen Schlamassel auf dem ersten). Kenn ich, versteh ich total, jubelte ich, wir haben Schlamassel, nicht für Menschen, aber Menschen, die ständig in irgendeinen Schlamassel geraten, könnte man durchaus als Schlamazels bezeichnen.
Also Max, so heisst er, wie mein Sohn, ist ein Schlamazel, ständig passiert ihm was Dummes, oder er saut sich beim Suppenessen ein, oder ihm fällt alles aus der Hand. Kenn ich, versteh ich und Schlamazel ist ein perfektes Wort für so einen Menschen, der immer in irgendeinem Schlamassel steckt.
So ist mir mal wieder aufgefallen, wie viele super jiddische Ausdrücke es gibt, die dem Deutschen sehr ähnlich sind und die zumindest meine Generation nicht kennt – schliesslich gab es nicht gerade viele jüdische Mitbürger in unserer Generation.
Hier sind ein paar, die ich hier kennengelernt habe und die ich auch gelegentlich benutze:
Klutz: sowas wie ein Klotz in Menschenform: ein ungelenker, tolpatschiger Mensch, der überall anstösst und die wertvolle vase von Tante Erna unabsichtlich mit dem Ellbogen vom Fensterbrett fegt.
Mishpocha (im jiddischen Mishpokhe) – das kenn ich auch noch und wurde (wird?) bei uns zu Hause benützt, ein etwas abwertender Ausdruck für die Grossfamilie. So ungefähr: “Am Sonntag kommt die ganze Mishpokhe, das wird ein Chaos.”
Schnorrer – das wusste ich nicht – ist auch ein jiddisches Wort. Bedeutet genau das gleiche wie im Deutschen.
Shickered – heisst angetrunken, auch das kennen wir so ähnlich in Süddeutschland. Bei uns ist jemand, der leicht zu viel getrunken hat “angeschicktert”.
So, und jetzt muss ich das Programm unterbrechen und sofort die Nachrichten lesen. Mein Mann kam eben in mein Arbeitszimmer geplatzt und erzählte, dass es jetzt doch eine FBI Untersuchung wegen Kavanaugh geben wird.
Ich fass es nicht, wo ist der Sekt? Das muss ich sofort nachlesen!
Da hab ich mal wieder so ein altes Sprichwort über Schusterkinder hervorgekramt das, leider, nur zu gut passt. Seit ich wieder mehr Blogs für andere schreibe, hab ich oft keine Zeit und Kreativität übrig meine eigenen Blogs zu schreiben. Schade eigentlich, denn es gibt ja doch einiges hier zu berichten.
Ich gelobe Besserung!
Das Silicon Valley wird gerne, häufig und von allen möglichen Leuten totgesagt: zu teuer, zu sehr mit sich selbst beschäftigt, zu abgehoben, zu viele typisch kalifornischen Regeln und Verbote. Wir haben anscheinend “Peak Valley” erreicht. Das geht schon eine Weile so, aber ich sag euch Leute, Silicon Valley wird nicht so schnell den Löffel abgeben!
Es hat mich keiner irgendwie angegriffen, aber trotzdem hab ich das Gefühl mich verteidigen zu müssen, gegen den Zeitgeist, die Vernunft und diejenigen, die am liebsten fast nichts in ihren Schränken oder der Garage hätten. Der Grund ist folgender: gestern hab ich mir endlich eingestanden, dass ich eine leidenschaftliche Sammlerin bin und dass sich das nicht ändern wird.