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Eine Konstanzerin in Kalifornien

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Hüft-OP Hüben und Drüben

Ich hab’s schon lange gewusst und seit einiger Zeit auch vermehrt gespürt: die zweite Hüfte war dran. Nachdem ich die erste 2006 ersetzen lassen musste und ich die letzten zwei Jahre herumgehumpelt bin wie eine Invalide war jetzt also die zweite dran.

Hüft-OP Bild – nicht meine, aber es sieht sehr ähnlich aus

Und wie alles, was mit dem amerikanischen Gesundheitswesen zu tun hat gibt es hier eine Geschichte zu erzählen.

Dreck überall

Dreck überall

Dreck überall. Quelle: Südkurier

Erstmal eine Entschuldigung an alle regelmäßigen Leser. Ich weiß ja, dass ich furchtbar nachlässig war über die letzten Wochen aber ehrlich: es war einfach zu heiß zum Denken. Und wenn ich das sage, heißt das was. Aber jetzt zum eigentlichen Thema, das mich gerade nervt: Dreck überall.

Amerikanisierung und andere Beobachtungen

AmerikanisierungJedes Jahr wenn ich hier in Deutschland bin fallen mir neue Dinge auf. Entweder weil sie neu sind, oder weil ich irgendwie vergessen habe, dass die Dinge hier so laufen. Diesmal ist nicht anders und hier ist das, was mir diese Mal aufgefallen ist, z.B. eine weiter zunehmende Amerikanisierung.

Konstanzer Bauwut

Bauwut

So idyllisch Konstanz auch daherkommt, mittlerweile wird es eng

Als ich das letzte Mal in Konstanz war, war ich mit den Freundinnen aus dem Gymnasium unterwegs. Das machen wir oft, wenn ich zu Besuch hier bin. Ein oder zweimal im Laufe des Abends fiel der Satz „Ich möchte mein altes Konstanz zurück.“

Das alte Konstanz, also das der 80er und 90er Jahre. Natürlich schwingt bei solchen Äußerungen ein bisschen Nostalgie mit, Erinnerungen an eine Zeit als wir noch leichtfüßig durch die Stadt hüpften, Sport schwänzten, um Mohrenkopf Brötle zu essen und unser größtes Problem eine verhauene Klausur war.

Aber dann ist da auch noch eine andere Komponente: Konstanz ist zu hektisch und zu groß geworden.

Kleine Stadt an der Schweizer Grenze

Bodensee und Schweizer Grenze engen das Wachstum in vielen Richtungen ein.

Ich lebe seit fast 20 Jahren in Kalifornien. Wenn mich Leute dort fragen, wo ich herkomme habe ich bis vor kurzem gesagt ich „eine kleine Stadt im Süden Deutschlands, direkt an der Schweizer Grenze mit so ca. 65.000 Einwohnern“. Erst letztes Jahr fiel mir auf, dass ich da mal eben locker fast 20,000 Leute unterschlagen hab.

Und noch mehr kommen ständig dazu. Jeder, der ehrlich ist, versteht das ja, wohnen, wo andere Ferien machen – klar, wer will das nicht?

Entsprechend ist die Bauwut in Konstanz ausgebrochen. Ein neuer Wohnblock auf die Wiese, aufgestockt da, nachverdichtet dort. Von Wohnungskrise ist Rede und das ist ja auch wirklich so: Wohnungen sind Mangelware und so teuer wie noch nie. Viele, die Wohnraum suchen, finden keinen oder können sich die grössere Wohnung, die sie gerne hätten, nicht leisten.

In alle dem muss man allerdings auch mal die Frage stellen: hilft die Bauwut denn? Werden heute aufgrund des Bauens an allen Ecken weniger Wohnungen gesucht? Was wenn noch 100, 200, 300 Wohnungen hingestellt werden? Ist es dann genug? Hat dann jeder eine Wohnung und die Lage entspannt sich?

Man kann sich vermutlich über die Antwort streiten, aber sie fällt doch eher negativ aus. Mehr Wohnungen bedeutet mehr Interessenten genauso wie breitere Straßen mehr Verkehr bedeuten, nicht weniger Stau. Bauen in Konstanz ist teuer, entsprechend teuer ist der Wohnraum und die hübschen Wohnungen sind dann für den alteingesessenen Briefträger oder die Krankenschwester ohnehin nicht erschwinglich.

Das neue Apple Hauptquartier ca. 1 Meile von unserem Haus. Das Bild is von 2017. Mittlerweile ist es fertig und dort sind mal eben so ca. 14 – 15.000 Leute beschäftigt. Bildquelle

Ich lebe im Silicon Valley. Da fehlen tausende von Wohnungen und Häuser, ich kenne die Diskussion also zur Genüge. Was Konstanz und Silicon Valley unterscheidet ist, das wir Wohnungen für Leute brauchen, die hier arbeiten. Apple, bei uns in der Nähe, um nur ein Beispiel zu nennen, hat fast 15.000 Angestellte, die zum Teil 2 Stunden ein Weg im Auto sitzen, um zur Arbeit zu kommen. So sehr mich die Nachverdichterei, die bei uns jetzt auch anfängt, persönlich nervt, ich seh das noch ein. Keiner fährt gern stundenlang, der Umwelt tut es auch nicht gut und die Staus sind legendär.

Konstanz hat praktisch keine Industrie, die größten Arbeitgeber sind die Uni, die Stadt und das Krankenhaus. Der größte Bevölkerungszuwachs kommt von den 18-25 Jährigen (Studenten) und den über 65 Jährigen, also Rentner.  Von beiden Gruppen gibt es mehr als genug, um jeden Wohnraum, der geschaffen wird, zu füllen und ohne auch nur den geringsten Unterschied in der Nachfrage zu bewirken. Wenn die Wohnungen billiger werden, können es sich mehr Rentner aus allen Teilen Deutschlands (oder Europas) leisten, sich dort zur Ruhe zu setzten, wo andere Urlaub machen und die Uni kann noch ein paar Hörsäle anbauen. Billigere Wohnungen gibt es deshalb nicht.

Die Stadt wandelt sich und das ist auch gut so, das muss sein. Wachstum und Veränderung sind wichtig, aber irgendwann muss man auch mal anhalten und sich fragen, ob es denn Sinn macht im Bemühen mehr und mehr Wohnungen zu schaffen und jede letzte Ecke zuzubauen, nicht das zerstört, was Konstanz so begehrenswert macht.

Vielleicht ist das die Lösung, vielleicht muss so lange gebaut werden, bis die Leute sagen „Konstanz war mal schön aber jetzt ist es zu groß und verbaut, da wollen wir nicht mehr hin.“

Das wäre allerdings für alle die schlechteste Lösung.

Ein Koffer voll mit Putzmittel

So nun bin ich wieder zurück in Kalifornien. Zwei Wochen waren wieder im Handumdrehen vorbei. In meinem Koffer waren dieses mal neben den altbewährten Sachen auch ein paar neue Dinge, z.B. jede Menge Putzmittel. Ja ich weiß …

Putzmittel

Nach zwei Wochen in Deutschland: erstmal putzen 🙁

Umgekehrte Flucht und Fiese Kommentare

Umgekehrte Flucht

Umgekehrte Flucht. Bildquelle

Da leb ich nun also in Kalifornien, als Expat/Auswandrerin und schäme mich für den offensichtlichen und schamlosen Rassismus (von den anderen -ismen mal ganz abgesehen) vieler Amerikaner. Mexikaner sollen raus, keine Flüchtlinge aufnehmen und die schwarze und braune Bevölkerung im eigenen Land würde man am liebsten auch in Ghettos sehen. Wenn alles schön einheitlich weiss ist, wird alles gut – angeblich. Dann lese ich hier die Kommentare in der “Welt” zum Thema “umgekehrte Flucht” und verzweifle nicht nur an den Amis sondern an der Menschheit.

Klopapier Klauen

Also wenn ich was ganz, ganz widerlich finde ist es diese “Geiz ist geil” Einstellung, die in Deutschland (vielleicht auch in anderen Ländern, aber mir fällt es halt hier auf) weit verbreitet zu sein scheint und auch vor illegalem und totalem Assi-Verhalten keinen Halt macht. Ich staune immer wieder, wenn ich höre, welche Blüten das hier immer so treibt. Das Gesprächsthema heute: Klopapier klauen.

Klopapier klauen

Raststätte und Wandern

Raststätte und Wandern

Der Hegau, schön zum Wandern, und nicht zu anstrengend

Jasi und ich sind Freundinnen seit wir in der 6. Klasse waren.  Das ist jetzt schon ein paar Jährchen her.  Früher haben wir gemeinsam irgendwelchen Jungs hinterher geschmachtet, sind über den Bodanrück wie die Wilden mit Fahrrad gefahren, sind Tanzen gegangen oder trinken in Kneipen, die es schon lange nicht mehr gibt, und dergleichen unternehmungslustige Dinge mehr.  Heutzutage gehen wir oft zusammen wandern (und fahhradfahren, aber nur wenn’s warm ist). Gestern war es mal wieder soweit.

Der tägliche Wahnsinn

der tägliche WahnsinnWie schon öfters hab ich mich der naiven Ideen hingegeben, dass zwei Wochen Konstanz ein bisschen Abstand vom täglichen Wahnsinn liefert und wie schon öfters hab ich festgestellt, dass es genau das ist: eine naive Idee. Abstand vom täglichen Wahnsinn in den USA gewinnt man nur wenig und dazu kommt dann noch der tägliche Wahnsinn hier.

Von wegen Grün

Grün

Die gute alte austauschbare Birne hat ausgedient, jetzt gibt es Wegwerf-Leuchten: Von wegen grün

In Kalifornien erzähle ich immer allen wie sau-grün alle in Deutschland sind und wie lang schon und wie toll das ist und dass die Amis sich da mal eine Scheibe, aber ‘ne dicke, davon abschneiden können.  Jetzt sehe ich leider selber, dass das auch nicht immer so ganz der Wahrheit entspricht.

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