Leider muss ich gestehen, dass meine amerikanischen Mitbürger noch immer kein Umweltbewusstsein haben und kein Ahnung, wenn es um umweltfreundliches Verhalten geht.

Umweltbewusstsein

Bildquelle: NASA

Die Kinder lernen jetzt mehr über Nachhaltigkeit (sustainability) in der Schule aber alle, die meiner Generation angehören und viele jüngere haben keine Ahnung und wohl oft auch kein Interesse. da wird nach wie vor verschwendet, als wenn es die 70er Jahre wäre.

Ich weiss noch genau, wann ich das erstmal den begriff Umweltverschmutzung gehört hab.  Ich war noch in der Grundschule und mittags mit meiner Mutter immer im Taegermoos, wo sie Gemüse pflanzte und verkaufte. Im Sommer haben wir Kinder, also meine Schwester und ich, öfter mal ein Geld bekommen, um uns an der Tankstelle bei Taegerwilen ein Eis zu kaufen.  Blöd wie Kinder sein können, haben wir eines schönen Tages das Eispapier heruntergerissen und einfach in den Graben geschmissen.  Ein Bub, ein paar Jahre älter als wir, hat uns zur Rede gestellt und und erklärt, was Umweltverschmutzung ist.  Eben Eispapiere im Graben und das “was hinten bei den Autos rauskommt”.  Das ist Jahrzehnte her aber ich habe es nie vergessen.  Ein Schlüsselerlebnis sozusagen.

Umweltbewusstsein? Unterentwickelt
Umweltbewusstsein

Ein Geschenk für meinen Mann, von jemandem, dem er einen Gefallen getan hat. Ein absurder Haufen Verpackungsmüll.

Sicher haben andere solche Geschichten zu erzählen – aber in den USA sind es eben wenige. Umweltverschmutzung und Sparsamkeit mit Ressourcen ist erst seit kurzem ein Thema.  Den Älteren, was ich hier lose benütze, fällt es schwer das in ihr Hirn zu bekommen.  Vielleicht wollen sie es auch nicht so nach dem Motto “das war immer okay und jetzt soll es plötzlich schlecht sein” oder auch “aber es ist bequemer so”.  Dazu kommt auch noch diese verrückte Angst ich irgendwo einen Keim einzufangen, wenn nicht alles dreifach verpackt und ständig gewaschen wird. Ich erinnere mich noch, wie ich vor Jahren mal einen kurzen Artikel darüber gelesen habe, dass man Jeans nicht nach jedem Tragen waschen muss.  Ich hab einige Zeit gebraucht, bis das in mein Hirn ging – ich waere nie im Leben auf die Idee gekommen meine Jeans nach jedem Tragen zu waschen.  Die Idee ist einfach zu absurd.  Anscheinend nicht für andere.

Ich bin wegen meines angeblich übertriebenem Umweltbewusstsein schon wiederholt aufgefallen.  Und zwar nicht angenehm (kleiner Kommentar auf der Seite: das ficht mich nicht an). Vor ca. 10 Jahren arbeitet ich bei einer Firma, die täglich Mittagessen für die Mitarbeiter orderte.  Das Essen kam mit den unvermeidliche  Plastiktellern, Plastikbestecken, Plastik-Alles.  Natürlich wurde Kaffee in Einwegbechern serviert. Nach so ca. drei Tagen war mir das zu blöd und ich brachte mir von zu Hause einen Teller, ein Satz Besteck und eine Teetasse mit. Die hab ich benützt und dann abgewaschen.  Hin und wieder, wenn die Spülmaschine (eine Spülmaschine gab es natürlich trotzdem) fast voll war, hab ich alles da reingegeben und dann war es porentief.

Einiger meiner Kollegen, mit denen ich ein gutes Verhältnis hatte, fanden das irgendwo zwischen merkwürdig und peinlich.  Sie habe es einfach nicht kapiert, es war als wenn ich mit einer Alu-Kappe auf dem Kopf gekommen wäre, um Strahlen abzuhalten. Genauso absurd erschien ihnen die Idee, dass Einweg-Geschirr schlecht ist.

Umweltbewusstsein

So ein schickes Büro hab ich nicht, aber eine Teetasse hab ich trotzdem. Photo: Stockmann.io

10 Jahre Später

10 Jahre später denke ich mir, dass das alles jetzt besser ist.  Ist es ja auch irgendwie, mein Sohn lernt einiges über Nachhaltigkeit, wenn man auch gestehen muss, dass die Schule es mit ihren Einweggabeln nicht gerade vorlebt. Neulich hab ich mich im Büro einmal der Mehrheit angeschlossen und nicht mein mitgebrachtes Brot oder die Reste von gestern gemampft sondern mir ein Essen kommen lassen.  Klar, es kommt in einem Einwegcontainer mit Einwegbesteck. Ich habe am ersten Tag im Büro eine Plastikgabel und ein Plastikmesser zur Seite getan, den Satz benütze ich, wenn ich mal die Gabel zu Hause vergesse. Meine Kollegin wollte mir meine nochmal extra eingepackten Messer und Gabel geben aber ich sagte “Danke, ich hab einen Satz, den ich immer wieder verwende.” Hätte ich gestanden, dass ich Klopapier wiederverwende hätte die Reaktion auch nicht verblüffter ausfallen können. “Wie, was? Wiederverwenden?” Ungläubiges Geglotze.

In solchen Situationen bin ich dann ganz die Tochter meines Vaters und setze gern noch einen drauf.  “Klar” sagte ich, “die Dinger kann man waschen und wiederverwenden. Hin und wieder nehme ich sie mit nach Hause und geb sie in die  Spülmaschine (wir haben keine Küche im Büro), dann bekommt mein Sohn sie in die Schule, um sein Mittagessen zu essen.”  Mehr ungläubiges Geglotze.

Umweltbewusstsein

Hamburg hat die Dinger als erste Stadt für ihre Angestellten gebannt. Guter erster Schritt!

Die Gesichter sprachen Bände! Mir lag dann noch eine Schimpfrede gegen die blöden Kaffee-Kapseln, die auch in Deutschland seltsamerweise vom Umweltbewusstsein ausgeschlossen zu sein scheinen, auf der Zunge aber ich habe es gelassen.  Das kommt ein andermal.  Ich recherchiere erstmal noch ein paar Zahlen.

 

Plastiktaschen und Umweltbewusstsein

Das wird noch dauern hier und ich bin am überlegen einen neuen Blog anzufangen, mit praktischen Tips für jeden Tag, wie man sich umweltfreundlich verhalten kann. Wenn man das hier googlet findet man in erster Linie so Tips wie “ein Hybrid-Auto kaufen” oder öfter zu Fuss gehen – unpraktische und realitätsferne Tips, jedenfalls kurzfristig.  Wenn man z.B. schaut, ob Plastiktaschen oder Stofftaschen besser sind bekommt man mit den ersten zwei Artikeln vorgerechnet, dass Stofftaschen 393 mal benützt werden müssen, um – verglichen mit einer dreimal benützten Plastiktasche – eine positive Umweltbilanz zu haben.  Glücklicherweise hat mein Studium der Naturwissenschaften mein Gehirn darauf trainiert solche Zahlen niemals einfach so zu akzeptieren.  Ich hab da also nachgerechnet und wenn man berücksichtigt dass, a) kein Mensch Plastiktaschen dreimal benützt (das sind hier nicht die dicken Dinger, die man in Deutschland hat, sondern diese dünnen Scheissdinger, die schon beim Anschauen zerreißen), b) man diese Dinger immer aufdoppeln muss, wenn man mehr als eine Mango kauft, und c) dass man von diesen aufgedoppelten mindestens zwei braucht, um das zu verstauen, was in eine mittelgroße Stofftasche passt kommt man auf eine Zahl irgendwo um die 30.  Das klingt doch schon besser.  Ich habe meine gute alte MIT Stofftasche seit 2009 und seither ca. 30 Millionen-mal benützt.  Da hat sich das Herstellen gelohnt. Das ganze wird noch besser für die Stofftasche, wenn man Entsorgung berücksichtigt und zum Nähen der Tasche Reste benützt.

Genug jetzt von Stofftaschen-Gerede.  Ich geh jetzt ein paar aus Reststoff nähen.

 

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